Getrieben vom Nachfrageboom in Japan wird Solar Frontier in diesem Jahr die Profitabilität erreichen. Für Wolfgang Lange, Geschäftsführer von Solar Frontier Europe, bereitet sich damit der nächste Wachstumsschritt des CIS-Modul-Spezialisten vor.
Markt&Technik: Vor kurzem haben Sie in der 1-GW-Fab Kunitomi die ersten CIS-Module mit 14,6 Prozent Wirkungsgrad in Serie produziert. Schließt sich mit diesem Erfolg nun die Lücke zur polykristallinen Silizium-Konkurrenz?
Wolfgang Lange: Entscheidend für diesen Erfolg war in meinen Augen, dass es uns sehr schnell gelungen ist, die Produktion dieser Module aus der Pilotfertigungslinie im Atsugi Research Center in die Serienfertigung unserer 1-GW-Fab zu übertragen. Bei einer Größe von 1257 x 977 mm und einer UL-zertifizierten Leistung von 179,8 W bewegen wir uns mit unserer CIS-Technologie bei der Effizienz auf dem gleichen Niveau wie handelsübliche polykristalline Silizium-Module.
Ihre Muttergesellschaft Showa Shell Sekiyu beschäftigt sich seit nunmehr 20 Jahren mit Forschung und Entwicklung in Sachen CIS-Technologie. Wurden im Jubiläumsjahr bereits weitere Rekorde aufgestellt?
Aktuell haben diese Bemühungen zum Erreichen zweier weiterer Meilensteine geführt: Unseren Forschern ist es gelungen, den weltweit höchsten Aperturflächen-Wirkungsgrad von 17,8% auf einem 30 x 30 cm großen CIS-Dünnschichtmodul zu erreichen. Erfolgreich waren sie auch im Streben nach der Cadmium-freien Solarzelle mit dem höchsten Wirkungsgrad: Dieser liegt nun bei einer Solarzellengröße von 0,5 cm2 bei 19,7%.
Liegen Sie damit im Plan, was die Effizienz-Steigerung Ihrer CIS-Module betrifft? Welches wäre die nächste Orientierungsgröße für eine weitere Effizienzsteigerung in der Serienfertigung?
Wir sind dabei, Effizienzsteigerungen und Verbesserungen, die sich aus der Arbeit unserer rund 240 Forscher und Entwickler im Atsugi Research Center ergeben, sehr schnell in die Serienfertigung umzusetzen. Noch vor zwei Jahren lag die Nennleistung unserer Module bei rund 130 W, unser Championmodul aus der Serienfertigung liefert nun einen Wirkungsgrad von 14,7 Prozent und fast 180 W. Insofern haben wir zum jetzigen Zeitpunkt unsere Roadmap sogar schon übertroffen. Mit dieser Prozesstechnik werden wir den Wirkungsgrad voraussichtlich bis 2015 auf 15% steigern können. Eine weitere Steigerung wird aus heutiger Sicht nur durch den Übergang zu einer neuen Produkt- und Prozesstechnologie möglich sein. Mit diesem Schritt werden zudem noch einmal deutliche Kostenreduzierungen verbunden sein. Der Zeithorizont dafür liegt bei 2016/17.
Sie haben Ende letzten Jahres Ihre gesamte Fertigungskapazität in der 1-GW-Fab Kunitomi zusammengefasst. Wann rechnen Sie, angesichts der aktuellen Situation auf dem Photovoltaik-Markt, denn mit dem Erreichen der Profitabilität?
Wir sind überzeugt, dass Solar Frontier das Jahr 2013 profitabel abschließen wird. Wir sind uns deshalb so sicher, weil 80% des Umsatzes bislang auf den japanischen Markt entfallen. Der wird 2013 nach Einschätzung der Analysten der zweitgrößte Markt nach China sein. Das bezieht sich allerdings auf die installierte Leistung. Bezogen auf den Umsatz, wird Japan voraussichtlich das Land mit dem höchsten Photovoltaik-Geschäft weltweit sein.
Ist diese Entwicklung dem Fukushima-Effekt geschuldet, oder gibt es dafür auch andere Erklärungen?
Die Katastrophe von Fukushima hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich Japan sehr hohe Ziele im Zubau von Photovoltaikleistung gesetzt hat. Wir gehen davon aus, dass es in diesem Jahr wohl 5 bis 6 GW sein werden. Japan hat ein auf drei Jahre - bis 2015 - angelegtes Förderprogramm gestartet. Von Juli 2012 bis Februar 2013 sind bereits Förderanträge für 12,5 GW aufgelaufen. Es gibt Regionen, wie etwa die Hauptinsel Hokkaido, in denen heute bereits die Grenzen der Strominfrastruktur erreicht wurden. Dort werden derzeit keine neuen Anträge angenommen. Auch eine Absenkung der Einspeisevergütung von 42 auf 37 Yen hat den Antragsboom bislang nicht sonderlich abgebremst.