Wachsen Smart Metering und Smart Home zusammen? Wie die Entwicklung über die letzten zwei Jahre gezeigt hat, nicht notwendigerweise.
Smart Meters bzw. Smart-Meter-Gateways, über die die abrechnungsrelevanten Daten laufen, müssen dem BSI-Schutzprofil entsprechen. Sie sind deshalb teuer. Für die Endkunden lohnt sich derzeit die Investition nicht, wenn es nur darum geht, die Stromrechnung zu senken. Die Möglichkeit, den Stromverbrauch über Portale auf Bildschirmen im Haus oder auf Handys und Tablets verfolgen zu können, verlockt die Kunden jedenfalls nicht dazu, ins Smart Metering zu investieren. Außerdem langweilt der Umgang mit den Portalen die Kunden nach einer kurzen Phase der Euphorie, der Spareffekt, den sich Optimisten allein schon deshalb erwartet hatten, weil die Anwender den Stromverbrauch jederzeit nachverfolgen können, bleibt weitgehend aus.
Was Kundenbefragungen und die die Erfahrungen aus den Pilotversuchen zeigen: Wenn die Kunden Geld ausgeben wollen, dann dafür, dass sie ihren Komfort im Haus steigern können und dass ihnen der Umgang mit den Funktionen Spaß macht. Das könnte dem Smart Home neuen Schub geben.
Viele Firmen wählen nun den Ansatz, über das Smart Home die Kunden zu begeistern. RWE ist beispielsweise diesen Weg gegangen, wie man hört, mit mäßigem Erfolg. Die Telekom hat auf der diesjährigen IFA ihren Qivicon-Ansatz gezeigt. Auch kleinere Versorger experimentieren mit solchen Systemen, vor allem weil sie über zusätzliche Services die bestehenden Kunden binden wollen.
Und der Endkunde dürfte eher geneigt sein, Geld in ein System zu investieren, das ihm Spaß bereitet und das den Komfort in der Wohnung erhöht. Viele weitere Faktoren können dann zusätzlich ins Spiel kommen: Telemedizin, AAL oder Steigerung der Sicherheit im Haus. Hier könnte dann gewissermaßen durch die Hintertür auch die Energieeffizienz ins Spiel kommen. In einem automatisierten Haus ließe sich zudem nicht nur elektrische Energie sparen, es ließe sich auch die Heizung einbinden, die in unseren Breiten den Energieverbrauch bei weitem dominiert.
Das interessante dabei: für das Smart Home wäre zwar ebenfalls ein Gateway erforderlich - allerdings müsste es, weil keine abrechnungsrelevanten Daten über dieses meist Energy-Management-Gateway genanntes Gerät wandern - nicht dem BSI-Schutzprofil entsprechen. Es wäre damit kostengünstiger.
Und es wäre es technisch möglich, über die Energy Management Gateway Verbraucher wie Waschmaschinen oder Kühlschränke zu steuern. Das könnte vollkommen automatisch geschehen, ohne dass der Endkunde sich um Details kümmern müsste. So könnten die Energieversorger doch das Ziel erreichen, Lastverschiebungen in den Haushalten durchzuführen.
Allerdings ist noch nicht geklärt, welche Sicherheitsanforderungen das Energy-Management-Gateway erfüllen muss.
Doch zurück zum Smart Metering: Eine typische Smart-Metering-Architektur wird folgendermaßen aussehen: Ein Smart-Meter-Gateway – das auch in einem Zähler integriert sein kann – sammelt die Messdaten über Funk oder Powerline-Kommunikation und überträgt die Daten zu den Versorgern. Weil es sich dabei um abrechnungsrelevante Daten handelt, muss die Smart Meter Gateway dem BSI-Schutzprofil entsprechen.
Weil dies aber einen erheblichen sicherheitstechnischen Aufwand voraussetzt, werden diese Geräte recht teuer sein. Nun sind Haushalte, die elektrische Energie von unter 6000 kWh im Jahr verbrauchen, nicht gezwungen, diese Geräte einzusetzen. Das trifft aber für den überwiegenden Teil der Haushalte zu: Der Durchschnittsverbrauch liegt bei 3.500 kWh im Jahr. Nur und 10 bis 15 Prozent der angeschlossenen Haushalte und Gewerbebetriebe kommen in einem typischen Stadtteil über 6000 kWh, wie etwa Vattenfall und Devolo in einem Pilotprojekt in Hamburg zum Test der Powerline-Kommunikation annehmen.
Die meisten Haushalte können also frei entscheiden, ob sie ein Smart Meter bzw. die Kombination aus Smart Meter und Gateway einsetzen wollen.
Warum dann der ganze Aufwand? Erstens sollten die Kunden in die Lage versetzt werden, ihren Energieverbrauch jederzeit einzusehen und den Strom zu bezahlen, den sie tatsächlich verbraucht haben. Jährliche Abschätzungen und Ausgleichzahlungen gehörten dann der Vergangenheit an.
Die Pilotprojekte haben aber gezeigt: die Kunden wollen, dass die Systeme im Hintergrund ablaufen, sie wollen sich nicht aktiv mit ihrem Energieverbrauch beschäftigen und sie wollen die Geräte nicht aktiv ein- und ausschalten. Und was sie schon gar nicht wollen: Geld dafür bezahlen.