Sie bieten eine Komplettlösung an, die sich aus Photovoltaik, kombiniert mit einer Lithium-Ionen-Batterie, einer Brennstoffzelle und einem intelligenten Energiemanagementsystem zusammensetzt. Steckt in dieser Kombination die Zukunft der Solarbranche?
Wir sind überzeugt davon, dass unser All-in-One-System uns die erfolgreiche Erschließung des Zukunftsmarkts der Energiezwischenspeicherung ermöglicht. Wir arbeiten dabei mit verschiedenen Partnern zusammen. So kommt die Lithium-Ionen-Batterie von Samsung. Zusammen mit den Unternehmen Osaka Gas, Aisin, Chofu und Toyota haben wir die Hochtemperatur-Brennstoffzelle entwickelt. Der Einsatz von Keramik für die energieerzeugenden Brennstoffzellenstacks erlaubt dort Betriebstemperaturen von 700 bis 750 °C. Das Kraft-Wärme-Kopplungssystem unserer Lösung umfasst eine Warmwasserversorgungs- und Heizeinheit. Wir erzielen damit einen Wirkungsgrad von 46,5 Prozent, das ist Weltrekord für eine Brennstoffzelle in kleintechnischen Anwendungen.
Sehen Sie die Nutzung solcher Systeme nur auf den Residential- und Commercial-Bereich beschränkt, oder gibt es da noch andere Wachstumsmärkte?
Wenn wir die klassischen PV-Anwendungsbereiche einmal außen vor lassen, dann liegt sicherlich einer der größten Einsatzbereiche für solche Komplettsysteme da, wo bislang vor allem Dieselmotoren zur Stromerzeugung eingesetzt wurden. Es gibt Studien, die das jährliche Potential des »Dieselmarktes« auf mehrere Milliarden Dollar beziffern. Mit geigneten All-in-One-Lösungen ließe sich sicherlich ein großer Teil dieses Marktes für kombinierte Photovoltaik-Batterie-Brennstoffzellen-Systeme erschließen.
Ihr All-in-One-Konzept beinhaltet die Photovoltaik nur noch als eine Systemkomponente. Im Prinzip lässt sich das System doch auch ohne Photovoltaik verkaufen, oder?
Das ist richtig und hat unter anderem damit zu tun, dass in Japan Nachtstrom deutlich billiger ist. Es lohnt sich also, die Batterie über Nacht aufzuladen und den Strom dann tagsüber zu nutzen. Um das Thema Zwischenspeicherung voranzubringen, fördert die japanische Regierung seit dem Vorjahr den Kauf solcher Speichersysteme mit einem Förderprogramm in Höhe von umgerechnet etwa 210 Mio. Euro. Wir sind davon überzeugt, dass vor dem Hintergrund sinkender Einspeisevergütungen in den großen PV-Ländern die Zukunft in der effizienteren Eigennutzung des PV-technisch erzeugten Stroms liegt.
Bedeutet das für die PV-Spezialisten, sie müssen sich vom Komponenten- zum Systemanbieter entwickeln?
Für Kyocera kann ich diese Frage mit einem eindeutigen Ja beantworten. Wir werden unser vielfältiges Know-how als Technologie-Konzern in Zukunft verstärkt dazu nutzen, uns im Bereich Erneuerbarer Energien als Systemanbieter zu profilieren. Das bietet uns hervorragende Möglichkeiten der Differenzierung zum Wettbewerb und entspricht unserem Anspruch in Bezug auf Qualität und Zuverlässigkeit. Der Systemansatz bietet der PV-Industrie zudem die Möglichkeit, ihre Leistung eindeutig als Technologie-Produkt zu vermarkten. Es dürfte einer der größten Versäumnisse der PV-Branche gewesen sein, Photovaltaik nicht ausreichend als ein Technologie-Produkt dargestellt zu haben. Stattdessen haben diese Produkte nun zu Unrecht ein Commodity-Image aufgedrückt bekommen. Dieser Wechsel setzte eine einseitige Orientierung auf den Kostenaspekt in Gang, dem inzwischen auch ehemalige Brachengrößen wie jüngst etwa Suntech zum Opfer gefallen sind.
Mit dem Wandel von der primären PV-Strom-Einspeisung zur vorrangigen Nutzung des PV-technisch erzeugten Stroms scheinen sich Schritt für Schritt aber auch die Prämissen der Nutzer zu verändern.
Ich würde in diesem Zusammenhang von einem Paradigma-Wechsel sprechen. Es wird vor allem für den privaten Nutzer von PV-Strom in Zukunft weniger darum gehen, mit der auf dem Dach installierten PV-Anlage Geld zu verdienen, als vielmehr darum, damit Geld zu sparen. Damit spielt die Qualität und Zuverlässigkeit dieser Anlagen wieder eine größere Rolle. Nicht mehr die Investitionsrendite steht im Vordergrund, sondern das langfristige Einsparpotential. Wenn sie in deutsche Heizungskeller steigen, werden sie dort wahrscheinlich nur etablierte Namen finden, die langfristig nicht nur mit leistungsfähiger Technik, sondern auch in puncto Service überzeugt haben. Mit einer ähnlichen Entwicklung rechne ich auch, wenn in Zukunft verstärkt Energie und Wärme aus Sonne und Gas gewonnen und gespeichert werden.