10 Prozent Wirkungsgrad bei 0,5 Euro pro Watt peak

Oerlikon Solar: Mit der ThinFab aus der Verlustzone?

26. Oktober 2010, 7:53 Uhr | Karin Zühlke
Arno Zindel, Oerlikon Solar: »Wir sind mit unseren 10 Prozent nahe an First Solar - die etwas über 11 Prozent erreichen - herangerückt. Wir gehen davon aus, dass wir beim Wirkungsgrad weiterhin etwa 1 Prozentpunkt pro Jahr hinzugewinnen können.«
© Oerlikon

Die neue ThinFab Produktionslinie soll Oerlikon Solar den Weg aus den roten Zahlen ebnen. Sie werde die Kosten auf unter 0,5 Euro pro Watt peak drücken und so auch gegenüber der CdTe-Dünnschichttechnik bestehen können, erklärt Arno Zindel, Head of Product Development und Mitglied d. Geschäftsleitung von Oerlikon Solar.

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Energie & Technik: Die Silizium-Dünnschichttechnik gilt im Vergleich zu CdTe und CI(G)S als weniger effizient. Wie wollen Sie das mit der neuen ThinFab ändern, sprich wo sehen Sie Ihr Potenzial, die Kosten zu reduzieren und den Modul-Wirkungsgrad zu erhöhen? 

Arno Zindel: Beim Wirkungsgrad stehen wir gegenüber First Solar, das Unternehmen ist  ja quasi gleichzusetzen mit der Cadmiumtellurid (CdTe) Technologie, nicht schlecht da. Wir sind mit unseren 10 Prozent nahe an First Solar - die etwas über 11 Prozent erreichen -  herangerückt. Wir gehen davon aus, dass wir beim Wirkungsgrad weiterhin etwa 1 Prozentpunkt pro Jahr hinzugewinnen können. Es gibt verschiedene Studien, beispielsweise die von Dr. Vanecek an der Universität Prag, die zeigen, dass 15 Prozent Wirkungsgrad in der Silizium-Dünnschichttechnik möglich sind. Die CIGS-Technologie hält den Wirkungsgrad-Rekord auf der Zelle (1 cm2) in der Dünnschicht-Familie mit 20,3 Prozent. Die besten Wirkungsgrade in Produktion auf Modulfläche liegen allerdings nur bei 11bis 12 Prozent. Die Umsetzung hoher Wirkungsgrade im großen Maßstab scheint bei CIGS ungleich schwerer zu sein als beim Dünnschicht-Silizium.

 Entscheidend sind aber letztlich ohnehin die Kosten pro Watt respektive die Kosten pro Kilowattstunde. Die Kostenkurve wird zunehmend flacher verlaufen. Das ist auch ganz normal. Schließlich gibt es am Anfang deutlich mehr Lerneffekte und damit Verbesserungspotenzial. Wenn sich  ein optimales Moduldesign herauskristallisiert hat, dann können die Kosten verständlicherweise nicht auf Null fallen. Wir waren vor drei Jahren bei 1,2 Euro pro Watt peak.  Mit weiterem Verlauf wird es härter, das noch vorhandene Verbesserungspotenzial zu heben und damit die Kosten weiter zu senken. Dabei hilft uns sicher unser »Think Thin Gedanke«: weniger Material, schlankere Module und in Folge dessen weniger Material- und Energieverbrauch. Damit werden wir die Kosten auf unter 0,5 Euro pro Watt peak drücken können.    

Noch wird die Solarenergie in Europa stark gefördert und damit spielt dieser Industriezweig für Europa eine bedeutende Rolle. In welchen Märkten sehen Sie das größte Potenzial für die ThinFab? 

Heute finden wir den Markt hauptsächlich in Deutschland. Er wird sich aber verschieben in Länder, die einen steigenden Energiebedarf haben und deshalb ihre Energieproduktionskapazität ausbauen müssen. Wir müssen zwei Marktphasen unterscheiden: Noch befinden wir uns in einem stark geförderten Markt. Das wird aber nicht auf ewig möglich sein und daher wird sich der Markt in einer zweiten Phase in Länder verschieben, die viel Sonne und Energiezuwachs haben und ihren Strom über ein Solarkraftwerk selber herstellen wollen. Das sind beispielsweise China oder andere Länder Asiens, aber auch Südamerika und Nordafrika. Damit wird auch die Herstellung der Module in diese Regionen wandern, in der sie verbaut werden, denn es macht keinen Sinn, Module um den halben Globus zu transportieren. Dafür sind die Transportkosten im Vergleich zu den Modulherstellkosten einfach zu groß.

Ich glaube aber auch, dass Europa weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird, denn man muss neben den Kosten auch die Technologie beherrschen. Europa hat hier eine sehr gute Basis in der Forschung und der Entwicklung gelegt.  

Wie sehen die Geschäftsziele für Oerlikon Solar mit der neuen ThinFab aus,  um das Unternehmen aus der Verlustzone zu führen?      

ThinFab ist in jedem Fall ein großer Meilenstein für uns. Wir erwarten die ersten Aufträge für die ThinFab im ersten Quartal 2011. Die ersten Linien werden dann ihre nominale Kapazität Mitte 2012 erreichen. Wir gehen davon aus, dass uns die ThinFab unseren EBIT-Zielen sehr nahe bringen und Oerlikon Solar auch wieder aus der Verlustzone führen wird. (Anm. d. Redaktion: Über die Höhe des angestrebten EBITs macht Oerlikon Solar keine Angaben.)

Unsere Verluste sind ja dadurch zustande gekommen, dass das kristalline Silizium einen drastischen Preiseinbruch erlitten hat und diese Technologie dadurch sehr günstig geworden ist. Und wenn etwas günstig ist, wird davon logischerweise mehr gekauft. Das ist schließlich ein Commodity Markt. Ich gehe davon aus, dass das kristalline Silizium im Preis nicht mehr weiter sinken wird.

 

Die ThinFab kommt also zum richtigen Zeitpunkt?

Ja. Die Wirtschaftslage zieht wieder an, das Investitionsklima ist derzeit viel besser als noch vor einem bzw. eineinhalb Jahren. Deshalb ist der Markt hungrig nach Innovationen.

 


  1. Oerlikon Solar: Mit der ThinFab aus der Verlustzone?
  2. War der Ausstieg von Applied ein Imageverlust für die Dünnschicht-Siliziumtechnik?
  3. 11 Prozent Wirkungsgrad sind in absehbarer Zeit möglich

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