Von den Vorteilen der Dünnschicht-Siliziumtechnik auf Basis der eigenen Micromorph-Technologie ist Dr. Reinhard Benz, Head of Global Product Marketing von Oerlikon Solar, auch nach dem Ausstieg von Applied Materials aus SunFab überzeugt: »Im Kreuzfeuer steht insbesondere die Single-Amorphe-Technik, jetzt beginnt sich aber das Blatt wieder zu wenden.«
»In der Entwicklung der Dünnschichttechnik auf Basis von amorphen und mikrokristallinen Silizium hat es in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gegeben«, erklärt Benz. Vor drei Jahren hätte das eingesetzte Kapital pro installierter Leistung (Capex/Wp) noch bei 2 Euro gelegen, heute sei es für große Fabriken eher halbiert worden. »Das bedeutet also eine Verdopplung der Produktivität über die letzten zwei Jahre und wir sind noch lange nicht am Ende«, so Benz.
Die Zeichen stehen weiter auf fallende Kosten. So sei es in der Fertigung der Module gelungen, die Kosten für Gläser, Folien und anderer Materialien – die noch vor zwei Jahren mehr als die Hälfte der gesamten Modulkosten ausmachten – deutlich zu senken, auch der Verbrauch der Anlagen konnte reduziert werden. Die Montage der Module habe sich deutlich vereinfacht, es seien weit weniger Prozessschritte erforderlich als noch vor zwei Jahren. Zusammen mit den gesteigerten Produktivität der Fabriken, habe das dazu beigetragen, dass die Kunden von Oerlikon Solar die Chance hatten, ihre Prozesskosten über die letzten Jahre kontinuierlich zu reduzieren.
Im Gegensatz zu ihren Konkurrenten produzieren die Kunden von Oerlikon Solar laut Benz schon zu 80 Prozent auf Basis der Micromorph-Technik (so nennt Oerlikon die Tandem-Junction-Technik) und erreichen damit Wirkungsgrade im Bereich von 8 bis 9 Prozent in der Produktion. Spitzenmodule hätten auch die 10-Prozent-Marke schon erreicht.
Weiterhin ist Benz davon überzeugt, dass sich die Dünnschicht-Technik auf Basis von Dünnschicht-Silizium künftig gegenüber CdTe- und CIGS-Techniken behaupten könnte. Auch hier geht es um die Transparenz der Kostenvorteile der Siliziumtechnologie: So gebe es beispielsweise in der Dünnschicht Siliziumfertigung keine Hochtemperatur-Prozessschritte, die Prozesssicherheit liege damit höher, die Prozessstreuung falle geringer aus. Die Modulfertigung erreicht heute nach den Worten von Benz bereits Ausbeuten von über 97 Prozent.
Insgesamt hat Oerlikon Solar Anlagen bei 13 Kunden installiert, 12 davon produzierten bei voller Kapazität. Die installierte Leistung liege bei 476 MWp. Allerdings hat auch Oerlikon eine schwere Zeit hinter sich. Die sinkenden Preise für Module und parallel dazu die Finanzkrise ist an dem Unternehmen nicht spurlos vorbei gegangen. Jetzt sieht Benz die Talsohle erreicht und es sei Licht am Ende des Tunnels erkennbar.
»Nun müssen wir die Vorteile der Dünnschicht Siliziumtechnik wieder transparent machen«, erklärt Benz. Beispielsweise liefere ein Dünnschicht-Silizium-Modul unter den Bedingungen in Deutschland über ein Jahr rund 5 Prozent, unter Bedingungen in Süditalien bis zu ca.10 Prozent mehr Energie als ein Modul auf Basis von kristallinem Silizium. »Weil es jetzt dazu verlässliche Daten gibt, bin ich zuversichtlich, dass wir mehr Transparenz für die Vorteile der Dünnschichttechnik erreichen können«, sagt Benz. Auf der PVSEC, die ab 6. September in Valencia stattfindet, plane Oerlikon Solar Ankündigungen im Zusammenhang mit Kostensenkung und Effizienzsteigerung: »Wir sind zuversichtlich, das verbleibende Effizienzdefizit künftig durch erfolgreiche Kostenreduktion mehr als zu kompensieren und sehr attraktive Systemkosten zu erreichen. Sie bestehen aus den Kosten für das Modul und den Balance-of-Systems-Kosten, also den Kosten für die Installation der Module einschließlich der mechanischen Unterkonstruktion, der Verkabelung, der Wechselrichter und der Arbeitszeit«, so Benz.
Hält er auch künftig den Ansatz, den Kunden schlüsselfertige Linien zu liefern, für Erfolg versprechend? »Wir liefern das vollständige Equipment für die Linie, wir sind für den kompletten Prozess zuständig und sorgen dafür, dass die vertraglich zugesicherten Meilensteine eingehalten werden. Wir garantieren auch den Ausstoß während der Hochlaufphase und stehen für den Zeitplan gerade«, so Benz.
Allerdings will sich Oerlikon an den Bedürfnissen des Marktes orientieren. Kunden mit viel Erfahrung in der PV-Modulherstellung, etwa in Deutschland und in China, wollten etwa für die Modulmontage im sogenannten Backend mit lokalen Equipment-Herstellern zusammen arbeiten. Dann werde Oerlikon nur das Kern-Equipment liefern, das die Leistungsdaten der Solarzellen garantiert. In Märkten, in denen es darauf ankomme, möglichst schnell Produktionen hochzufahren, sei nach wie vor die Turn-Key-Strategie das Richtige.