Energieberater und SHK fordern Prioritätenwechsel

Energiewende von hinten aufgezäumt?

22. April 2013, 12:56 Uhr | Hagen Lang
EVEU fordert Prioritätenwechsel bei der Energiewende
© EVEU

Einen Prioritätenwechsel bei der Energiewende fordern die Energieberater und der Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK). Während alle über regenerative Stromerzeugung reden, verbrauchen private Haushalte nur 10 Prozent ihrer Energie als Strom, 47 Prozent hingegen als Heizenergie.

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Eine falsche Prioritätensetzung bei der Energiewende kritisiert der Vorsitzende des Europäischen Verbands für Energie- und Umweltschutzberater (EVEU e.V.) auf der Jahreshauptversammlung in München. Das proklamierte Ziel der Bundesregierung, 80 Prozent CO2-Einsparung bis 2050 zu erreichen, sieht er mit den bisherigen Maßnahmen als nicht erreichbar an: »Die Energieeinsparziele der Bundesregierung sind völlig unrealistisch und schlichtweg nicht erreichbar. Die Politik setzt seit Jahren den falschen Fokus, die Verbraucher werden verunsichert statt gestärkt«, so der Vorsitzende Thomas Lohr.

Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des SHK Fachverbands Bayern, schließt sich der Kritik an: »Alle reden vom Strompreis, von Photovoltaik-Förderung und von Energiesparlampen. Den mit Abstand größten Teil ihrer Energie verbrauchen deutsche Haushalte aber im Heizungskeller, nicht am Stromzähler«.

Erhebliche Energiesparpotentiale bezifferte die Studie „Energetische Gebäudesanierung in Bayern“ vom Verband der Bayerischen Wirtschaft (vbw) im Sommer letzten Jahres vor allem in Bayern, wo der Anteil des Öls an der Energieträgerstruktur mit 51 Prozent und Gas von 24 Prozent auf 78 Prozent nicht effiziente installierte Heizungsanlagen trifft. Den hohen Anteil von 78 Prozent nicht effizienter Heizungsanlagen schätzte 2010 der Bundesindustrieverband Deutschland Haus, Energie- und Umwelttechnik e. V. (BDH) für die Bundesrepublik.

Laut Europäischem Verband für Energie- und Umweltberater verbrauchen bayerische Haushalte durchschnittlich 47 Prozent der Energie für die Heizung und nur 10,3 Prozent für Strom, von dem gerade einmal 1,2 Prozent für Beleuchtung aufgewandt werden. Auf diese weitgehend ausgeblendete Realität verweist Franz Sedlmeier, Geschäftsführer des EVEU: »Dank unserer Politik fühlen sich aber alle schon als Energiespar-Weltmeister, wenn sie Energiesparlampen aufhängen und Strom aus regenerativen Energien beziehen. Dass man tausende Liter Heizöl jeden Winter zu viel durch den Schornstein jagt, trübt das grüne Gewissen dabei offensichtlich nur wenig.«

»Energieeinsparungspotential ohne Ende« sieht Sedlmeier hingegen bei der Sanierung der 78 Prozent nicht effizienten Heizungsanlagen. »Das Hin und Her der Bundesregierung in den letzten Jahren hat die Bürger verunsichert. Jeder wartet auf die nächstbessere Technologie und die nächstbessere Förderung«, so Sedlmeier weiter. »Wir Energieberater kämpfen seit Jahren für eine technologieneutrale Förderung. Wichtig ist am Ende doch nur, dass Energie eingespart wird. Ob der Hausbesitzer das mit Erdwärme oder mit Solar macht oder eben, indem er deutlich weniger Öl und Gas verbraucht, ist doch völlig egal«, erklärt Thomas Lohr.

Deshalb fordert der Europäische Verband der Energie- und Umweltschutzberater die Einführung eines energieträgerunabhängigen Förderprogrammes, bei dem allein die reale Energieeinsparung gefördert wird. Ein solches Programm hat der EVEU vorgelegt, das auch die Unterstützung des SHK Fachverbandes Bayern findet. SHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz sagt: »Der Schlüssel zur Energiewende liegt im Wärmebereich. Wenn wir hier nicht rangehen, scheitert die Energiewende und die Energieeinsparungsziele werden nicht erreicht.«


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