Dünnschichttechnik wird an Bedeutung gewinnen

Die Gesamtkosten müssen stimmen!

21. September 2011, 14:43 Uhr | Karin Zühlke
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Dünnschicht-Silizium ist umweltfreundlich!

Die Dünnschichttechnik wird insgesamt an Bedeutung gewinnen, davon ist Zindel überzeugt. So werde die Dünnschichttechnik besonders auf Solarfeldern zunehmen, auch wenn der größte Anteil der Module nach wie vor auf die Dächer, vor allem größere Industriedächer, geht. »Die Luft für das kristalline Silizium wird dünner werden und wir sind überzeugt davon, dass wir dem kristallinen Silizium Jahr für Jahr Marktanteile abnehmen können.« Und worin bestehen die Vorteile der Oerlikon Micromorph-Technologie im Vergleich zu CdTe und CI(G)S? »CIGS wird zwar im Labor mit 20 Prozent Wirkungsgraden in Verbindung gebracht, aber in der Produktion gibt es sehr große Schwierigkeiten. Erschwerend kommt die Verfügbarkeit der Rohstoffe wie Indium hinzu«, so Zindel. Indium ist ein bekanntlich sehr begehrtes Material auch in der Flachdisplay-Fertigung, und daher auch entsprechend teuer. Wobei CIGS in jüngster Zeit in punkto Massenproduktionstauglichkeit aufgeholt hat.

Kostenführer bei der Dünnschichttechnik ist noch immer First Solar, der als einziger Anbieter die Cadmiumtellurid-Technik massenproduktionstauglich beherrscht. Allerdings hat CdTe den eklatanten Nachteil, dass giftige Rohstoffe wie Kadmium zum Einsatz kommen. Noch entfällt – aus Kostengründen – der größte Teil der Dünnschichttechnik auf die CdTe-Technik. »Doch sobald es eine umweltfreundliche Technik schafft, mit den Kosten gleichzuziehen, sind die Tage der CdTe-Technologie gezählt«, ist Zindel überzeugt. In Japan beispielsweise sind CdTe-haltige Module verboten, auf Europa-Ebene haben Lobbyisten zumindest für den Moment eine Ausnahmeregelung erwirkt, die aber nicht von Dauer sein dürfte. Mit 0,5 Euro pro Watt peak ist die Silizium-Dünnschichttechnik von Oerlikon Solar jedenfalls schon sehr gut positioniert, um CdTe künftig Marktanteile abnehmen zu können.

Intensiv geforscht wird bei Oerlikon Solar natürlich auch weiterhin: »Unsere Solartechnologie hat auf alle Fälle weiteres Potenzial zur Steigerung der Effizienz und der Produktivität, wie die ThinFab-Labor-Weltrekordzelle mit einem Wirkungsgrad von 11,9% beweist«, verkündet Zindel. Weiterhin will Oerlikon die Effizienz um 0,8 bis 1 Prozent pro Jahr erhöhen. »Unser Ziel ist ein Wirkungsgrad von 12 Prozent in den nächsten beiden Jahren«, erklärt Zindel.   

Darüber hinaus forscht Oerlikon im Unternehmen Oerlikon Systems auch an der Speichertechnik für die Sonnenenergie. Verschiedene Speichertechniken basieren auf Dünnschicht, insofern liege es nahe, dass sich Oerlikon hier engagiere, so Zindel. Dieser Bereich wird nach Ansicht von Zindel rasant Fahrt aufnehmen, denn schließlich macht erst eine effiziente Speichertechnik die Solarenergie langfristig konkurrenzfähig. 

Und in welchen Märkten sieht Zindel das größte Potenzial für die ThinFab? »Noch wird die Solarenergie in Europa stark gefördert und damit spielt dieser Industriezweig für Europa eine bedeutende Rolle.« Allerdings, so Zindel, müsse der Solarstrom in Zukunft auch ohne die Förderung konkurrenzfähig sein. Zwar hat die Kürzung der Einspeisevergütung in Deutschland den Preisdruck für die Maschinenbauer weiter erhöht, aber »es kann auch nicht sein, dass die Tarife gleich bleiben und sich die Solarindustrie auf Kosten der Stromkunden ausruht«, gibt Zindel zu bedenken. Nur dürfe die Kürzung seiner Ansicht nach nicht zu schnell vonstatten gehen. Wichtig, so Zindel, sei es, dass insgesamt die Kosten der PV-Wertschöpfungskette bzw. die BOS (Gesamtsystemkosten) minimiert werden. Ein Weg dazu seien Low-Voltage-Module, die sich durch weniger Verluste auszeichnen und gleichzeitig weniger Investitionskosten erfordern, weil man mehr Module in einem Strang schalten kann. »Wir können das Rennen natürlich nicht alleine gewinnen. Alle Beteiligten der PV-Wertschöpfungskette müssen hier an einem Strang ziehen«, fordert Zindel. Die Frage, wann die PV die Grid Parity erreichen werde, lässt Zindel schmunzeln: »Was bedeutet denn eigentlich Grid Parity?«, so seine Gegenfrage. »Letztlich geht es doch um den Preis im Vergleich zu den Herstellkosten und damit um die »Herstellparität««.In den sonnenverwöhnten Ländern Europas, Italien und Spanien habe man diese schließlich bereits erreicht, so Zindel. »Hier bewegen wir uns bei neun oder zehn Eurocent pro Kilowattstunde.«

Künftig wird sich der Solarmarkt laut Zindel mehr und mehr in Länder verschieben, die viel Sonne und Energiezuwachs haben und ihren Strom über ein Solarkraftwerk selber herstellen wollen. Das sind beispielsweise China oder andere Länder Asiens, aber auch Südamerika und Nordafrika. Damit wird auch die Herstellung der Module in diese Regionen wandern, in der sie verbaut werden, denn es macht keinen Sinn, Module um den halben Globus zu transportieren. Dafür sind die Transportkosten im Vergleich zu den Modulherstellkosten einfach zu groß. Dass Europa für die Solarindustrie unbedeutend werden wird, glaubt Zindel aber nicht: »Europa wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen, denn man muss neben den Kosten auch die Technologie beherrschen. Europa hat hier eine sehr gute Basis in der Forschung und der Entwicklung gelegt.«

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