Dünnschichttechnik wird an Bedeutung gewinnen

Die Gesamtkosten müssen stimmen!

21. September 2011, 14:43 Uhr | Karin Zühlke
© Oerlikon Solar

Mit der neuen ThinFab-Produktionslinie will Oerlikon Solar die Silizium- bzw. Micromorph-Dünnschichttechnik wieder wettbewerbsfähig machen: Sie reduziert die Kosten für Solarmodule auf 0,50 Euro/Wp und liegt damit auch gegenüber der derzeit noch führenden CdTe-Dünnschichttechnik gut im Rennen.

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Arno Zindel, Oerlikon Solar: »Wir sind mit unseren 10 Prozent nahe an First Solar - die etwas über 11 Prozent erreichen -  herangerückt. Wir gehen davon aus, dass wir beim Wirkungsgrad weiterhin etwa 1 Prozentpunkt pro Jahr hinzugewinnen können.«
Arno Zindel, Oerlikon: »Unser Ziel ist ein Wirkungsgrad von 12 Prozent in den nächsten beiden Jahren.«
© Oerlikon

Den ersten Auftrag für die 120-MW-ThinFab haben die Schweizer Maschinenbauer inzwischen in der Tasche.

Noch vor einem Jahr sah es düster aus für die Solartochter des Oerlikon-Konzerns, die aufgrund der Finanzkrise in die roten Zahlen gerutscht war. »Wir mussten die neue ThinFab-Generation lancieren, um überhaupt wieder wettbewerbsfähig zu werden«, erklärt Arno Zindel, Head of Product Development und Mitglied der Geschäftsleitung von Oerlikon Solar. Vorgestellt wurde die neue Produktionslinie im Herbst 2010.

Seit der Markteinführung der ThinFab konnte Oerlikon Solar einige Upgrade-Aufträge bei Bestandskunden verzeichnen. Dass es dann etwa ein halbes Jahr dauern würde, bis die 1. ThinFab verkauft ist, war zwar allen Beteiligten klar, aber die Erleichterung war dann doch groß, als die Schweizer zum 1. Juni offiziell den so wichtigen Verkaufsabschluss der 1. neuen ThinFab-Linie bekannt geben konnten. Den Kunden darf Oerlikon Solar nicht nennen, nur so viel gibt Zindel preis: »Es handelt sich um ein Unternehmen aus Asien, das bereits im Bereich der erneuerbaren Energien tätig ist und nun entschieden hat, in größerem Umfang in die Dünnschichtsilizium-Technik einzusteigen.« Die Auslieferung dieser ThinFab mit einer jährlichen Produktionskapazität von ca. 850.000 Solarmodulen soll Anfang 2012 beginnen. Mit inbegriffen ist ein TÜV- und ein UL-Zertifikat unter dem der Kunde dann direkt produzieren und verkaufen kann sowie eine Ramp-Up-Garantie über eine bestimmte Zeit und den vereinbarten Ausstoß. Überhaupt ist Oerlikon mit der Resonanz, die die neue Produktionslinie am Markt hervorgerufen hat, sehr zufrieden: »Wir sind davon überzeugt, dass dieser Auftrag das Interesse an unserer Technologie noch erhöhen wird«, betont Zindel.  

»Wir müssen Kostenvorteile gegenüber kristallinem Silizium bieten«

Die Dünnschichttechnik ist – unabhängig von der Technologie – in der Anfangsinvestition günstiger als kristallines Silizium, die Dünnschicht-Module sind allerdings auf dem Papier und bei Standardtestbedingungen (STC) weniger effizient als ihre kristallinen Konkurrenten. Ihre Vorteile kann die Dünnschichttechnik hingegen ausspielen, wenn es um die »realen Betriebsbedingungen« geht: z. B. bei bedecktem Himmel oder hohen Temperaturen, hier geht die Effizienz kristalliner Solarzellen deutlich zurück.

»Bezogen auf unsere Silizium-Dünnschichttechnik, liegen wir bei der Effizienz etwa 4 Prozent unter der kristallinen Siliziumtechnik, müssen also entsprechende Kostenvorteile bieten, um erfolgreich zu sein«, gibt Zindel zu bedenken. Entscheidend, so Zindel »sind letztlich ohnehin die Kosten pro Watt respektive die Kosten pro Kilowattstunde.« Und hier steht die neue ThinFab-Generation mit Kosten von 0,5 Euro pro Watt peak sehr gut da. Noch vor drei Jahren lag Oerlikon bei 1,2 Euro pro Watt peak. Die Kostenkurve wird zunehmend flacher verlaufen. Das ist auch ganz normal. Schließlich gibt es am Anfang deutlich mehr Lerneffekte und damit Verbesserungspotenzial. Wenn sich ein optimales Moduldesign herauskristallisiert hat, dann können die Kosten verständlicherweise nicht auf Null fallen. »Mit dem weiterem Verlauf wird es natürlich härter, das noch vorhandene Verbesserungspotenzial zu heben und damit die Kosten weiter zu senken«, so Zindel.

Dabei helfe Oerlikon aber der »Think Thin Gedanke«: weniger Material, schlankere Module und in Folge dessen weniger Material- und Energieverbrauch. Und besonders der geringe Energieverbrauch einer Produktionslinie wird nach Ansicht von Zindel in Zukunft mehr und mehr an Bedeutung gewinnen – und hier liege Oerlikon in punkto Energieeffiziente Produktion sehr weit vorne, wie Zindel betont. Nicht zuletzt sei das eines der entscheidenden Auswahlkriterien für den 1. ThinFab Kunden gewesen. »Die Energiekosten werden erwartungsgemäß steigen. Das heißt, dass Verfahren, die hohe Energiekosten mit sich bringen, sich verteuern und daher auf Dauer nicht wettbewerbsfähig sein werden«, betont der Oerlikon-Manager. Und besonders darin sieht Zindel auch einen Vorteil der Silizium-Dünnschichttechnik im Vergleich zum kristallinen Silizium: Das Ausgangsmaterial ist dasselbe, aber »wir greifen viel früher in die Silizium-Wertschöpfungskette ein«, erklärt Zindel, »und haben nur rund ein Prozent des Siliziumverbrauchs der kristallinen Siliziumtechnik – das schlägt sich auch deutlich in der Energiebilanz der Produktion nieder.« Überdies benötige die neue ThinFab-Generation nur etwa halb so viel Energie wie die Vorgängerlinie.

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