Kommentar

Desertec: Nur eine Fata Morgana?

10. Juli 2013, 9:48 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, Chefredakteur Energie&Technik
© elektroniknet.de

Desertec und Wüstenstrom? Kritikern fällt dazu vor allem ein weiterer Begriff aus dem Wüstenumfeld ein: Fata Morgana.

Diesen Artikel anhören

Offenbar machen die vielfältigen technischen Herausforderungen und die politisch instabile Situation in den nordafrikanischen Ländern noch nicht genug Schwierigkeiten. Die Dii GmbH – die Industrieinitiative will die Desertec-Vision im Mittelmeerraum auf den Weg bringen - leistete sich auch noch einen internen Führungsstreit.

Woraufhin die Desertec Foundation einen Strategiewechsel witterte und Dii mit einem gekonnt in den Medien inszenierten Knall verließ. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Tagespresse, schon war vom Richtungsstreit zwischen naiven Gutmenschen und Wirtschaftsrealisten die Rede.

Ob die personellen Konsequenzen jetzt tief genug gehen, um die Situation innerhalb der Dii zu beruhigen und die Wogen zwischen der Desertec Foundation und Dii zu glätten?

Zu wünschen wäre es, denn wie gesagt, an Stoff mangelt es hämischen Kritikern nicht. Dabei beschränken sich die Schwierigkeiten nicht nur auf die Länder, in denen die Energie erzeugt werden soll. Auch „zu Hause“ treten Probleme auf: So findet das derzeit einzig greifbare Projekt in Marokko keinen Anschluss nach Europa, weil Spanien den Strom nicht weiterleiten kann oder will.

Zudem melden sich zu Hause auch die Fundamental-Kritiker des Wüstenstromprojekts zu Wort, die zentrale Großanlagen zur Energieerzeugung als Teufelswerk betrachten, selbst wenn der Strom aus grünen Quellen kommt – wie einige Leserbriefe zeigen, die Energie & Technik zum Interview mit Thiemo Gropp erhalten hatte.

Wollen die Desertec Foundation und Dii erfolgreich sein, müssen sie also auf mehreren Ebenen noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Alle Beteiligten müsste also dran gelegen sein, die Gräben zu zu schütten und möglichst schnell positive Nachrichten verbreiten zu können. Thiemo Gropp hofft, schon bald Saudi-Arabien als Modell für die gelungene Umsetzung der Desertec-Vision präsentieren zu können.

Viel Zeit bleibt nicht. Denn Methoden zur Energieerzeugung, die bei uns Furcht und Schrecken verbreiten wie Atomkraft und Fracking, sehen viele andere Länder einfach nur als wirtschaftlich durchaus sinnvolle Alternativen an.

 


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!