»Wir sind überzeugt, den Biokraftstoff der Zukunft zu produzieren«, sagt Claus Sauter, Vorstandsvorsitzender von Verbio, einem Unternehmen, das einen Biokraftstoff der zweiten Generation aus Stroh herstellt.
Biokraftstoffe der 2. Generation werden ohne Nahrungsmittelrohstoffe produziert und verdrängen keine landwirtschaftlichen Flächen. Eine innovative Technik - trotzdem ist sich Sauter der Hürden bewusst, die es zu nehmen gilt: »Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und will flüssigen Treibstoff.«
Dennoch will Sauter nicht abwarten, bis neue Biokraftstoffe durch Preisexplosionen wettbewerbsfähig sind: »Was wir brauchen ist ein ökonomisch und ökologisch sinnvoller Treibstoff. Gasförmiger Biosprit ist im Gegensatz zu flüssigem bereits konkurrenzfähig. Daher sollten wir nicht länger den Treibstoff an den Motor anpassen – wir müssen umdenken und das Prinzip umdrehen.«
Bereits seit 2010 produziert Verbio Biomethan aus Schlempe, einem Reststoff aus der Bioethanolproduktion. Aber auch für Biomethan aus Stroh sieht Sauter großes Potenzial. Einer Studie des Deutschen Biomasseforschungszentrums zufolge, beläuft sich allein in Deutschland die bislang ungenutzte Menge Stroh auf jährlich 8 bis 13 Mio. t. »Daraus lässt sich der jährliche Energiebedarf von vier Mio. PKW decken«, sagt Sauter.
Diese Ressource will Verbio mit seiner nach eigenen Angaben weltweit ersten industriellen Strohverarbeitungsanlage zur Herstellung von Biomethan nutzen. Die Kapazität der im März 2012 in Zörbig, Sachsen-Anhalt, eingeweihten Anlage liegt bei 20.000 t Stroh pro Jahr. Sauter ist überzeugt, damit den Biokraftstoff der Zukunft mit einer hohen CO2-Effizienz ohne Mehrkosten für den Verbraucher produzieren zu können. Zukünftig sollen auch verstärkt agrarische Reststoffe wie Mist und Gülle für die Biogasherstellung eingesetzt werden. So sei ein mit Mais vergleichbarer äußerst energiereicher Rohstoff beispielsweise Hühnerkot.
Mittlerweile wird Verbiogas deutschlandweit an 48 Erdgastankstellen angeboten. Das Unternehmen beliefert Stadtwerke wie München, Augsburg, Braunschweig, Dessau, Schwedt, Wernigerode und Wittenberg. Energieversorger wie Mitgas, Windgas und Verbundnetz Gas haben ihre Tankstellen bereits auf das reststoffbasierte Biomethan umgestellt. Da die chemische Zusammensetzung von Biomethan mit Erdgas identisch ist, können alle Erdgasfahrzeuge ohne technische Veränderungen in beliebigem Mischungsverhältnis Biomethan tanken.
Während Wissenschaftler an Kraftstoffen der dritten Generation arbeiten – der Speicherung von überschüssigem Strom aus Erneuerbaren Energien in Form von Wasserstoff, Methan und Flüssigtreibstoff – hofft Sauter den Durchbruch mit gasbetriebenen Lkw zu schaffen: »Wenn es gelingt, Lkw auf Gas umzustellen schreitet auch der Netzausbau voran, was wiederum die Pkw-Fahrer überzeugen dürfte.«