Applied Materials setzt auf Tandem-Junction-Technik

»Amorphes Silizium ist nicht tot«

23. Juli 2010, 14:54 Uhr | Heinz Arnold
© Applied Materials

Applied Materials stellt zwar die Auslieferung der schlüsselfertigen SunFab-Linien an neue Kunden ein, ein Ausstieg aus der Dünnschichttechnik auf Basis amorphen und mikrokristallinen Siliziums bedeutet dies allerdings nicht, wie Winfried Hoffmann, Chief Technology Officer der Solar Business Group von Applied Materials betont. Außerdem verkauft das Unternehmen zukünftig einzelne Anlagen für die Dünnschichttechnologie.

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»Wer Geld für SunFab-Fertigungslinien zur Produktion von Solarzellen auf Basis amorphen Siliziums investiert hat, den lassen wir nicht im Regen stehen. Er erhält die volle Unterstützung durch unsere weltweit operierende Mannschaft von Applied Global Services«, sagt Winfried Hoffmann von Applied Materials. Dass Applied die schlüsselfertigen SunFab-Linien nicht weiterentwickeln will, läge vor allem daran, dass sich Regierungsprogramme geändert hätten und die Kunden Schwierigkeiten haben, an Kapital heran zu kommen.

Das bedeute aber nicht, dass Applied Materials aus der Dünnschichttechnik auf Basis von Silizium aussteigen will, ganz im Gegenteil: Applied arbeitet weiter an der Tandem-Junction-Technik. Denn dass die Single-Junction-Technik mit einem Wirkungsgrad von höchstens 7 Prozent für größere Solarkraftwerke und auch bei Dachanlagen nicht wettbewerbsfähig sei, gibt Hoffmann unumwunden zu. »Deshalb haben wir die Tandem-Junction-Technik entwickelt und wir haben schon gezeigt, dass Wirkungsgrade von 10 bis 11 Prozent realistisch sind«, so Hoffmann. Der Preis pro Watt käme bei einem Wirkungsgrad von 10 Prozent auf 1 Dollar, Preise bis hinunter von 0,80 Dollar seien bei einem Wirkungsgrad von 11 Prozent und entsprechender Skalierung zu erreichen. Er rechnet deshalb damit, dass ein großer Teil der bestehenden SunFab-Kunden, ihre Linien um zusätzliche CVD-Maschinen aufrüsten werden, um Tandem-Junction-Zellen zu fertigen. Ausdrücklich betont er, dass Applied weiterhin CVD- und PVD-Anlagen für diesen Sektor entwickelt und fertigt.

Hoffmann gibt zu, dass First Solar mit der Dünnfilmtechnik auf Basis von CdS/CdTe die Nase vorne hat – derzeit. Er gibt zu bedenken, dass wenn künftig die jährliche PV-Produktion in den Bereich von 150 GW und darüber kommt, die Verfügbarkeit von eher seltenen Materialien wie Ga, In und Te nicht mehr gegeben sei, zumindest aber die Preise stark steigen könnten. Si dagegen stehe fast unbegrenzt zur Verfügung.

Selbst die Single-Junction-Technik hält er nicht für tot. Wenn die Zellen in die Glasfassaden von Hochhäusern installiert werden, falle der niedrige Wirkungsgrad nicht ins Gewicht, dafür läge dann der Preis pro Quadratmeter unschlagbar niedrig.
Insgesamt hatte Applied 15 SunFab-Linien verkauft, die Kapazität schätzt Hoffmann auf unter 1 GW. Derzeit gebe es aber einfach nicht genug Großprojekte, die auf die amorphe Silizium-Dünnfilmtechnik gesetzt haben, um die weitere Produktion der SunFab-Linien zu rechtfertigen. Das Scheitern der SunFab-Linie sei daher nicht technischen Problemen geschuldet, sondern dem Markt.


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