Smart Meters brauchen das Smart Grid - sonst bleiben sie Ladenhüter

Ohne Gebäudeautomatisierung kein Smart Grid

18. September 2013, 13:40 Uhr | Andreas Knoll
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Rolle der Gebäudeautomatisierung fürs Smart Grid

Thomas Elsner, Elsner Elektronik
Thomas Elsner, Elsner Elektronik: »Die schon lange angestrebte Verknüpfung der Informationen einzelner Gewerke, etwa von Klimasteuerung, Sicherheitstechnik oder Hausgeräten, und verschiedener Quellen, also von Sensoren und externen Datenquellen, wird jetzt konkret.«
© Elsner Elektronik

Eine Voraussetzung für das Gelingen der Wende hin zu erneuerbaren Energiequellen ist, dass das Stromnetz von großen Erzeugern bis hin zu kleinen Verbrauchern »smart« wird. Ein Smart Grid bedarf aber in Gebäuden, die ja mittlerweile nicht nur als Verbraucher, sondern auch als Erzeuger auftreten können, entsprechender Automatisierungstechnik. Dass ein Smart Grid ohne Gebäudeautomatisierung nicht möglich ist, darüber sind sich die befragten Experten einig: »Die Gebäudeautomatisierung wird eine zentrale Rolle einnehmen, denn ohne sie werden wir es nicht schaffen, intelligente Energieversorgungsnetze der Zukunft aufzubauen«, stellt Yusuf Kör klar. »Smart Grid gekoppelt mit intelligenter Infrastruktur- und Gebäudeautomatisierung wird dazu beitragen, den Energieverbrauch von Industrie, Gewerbe und Privathaushalten noch effizienter und nachhaltiger zu managen. Um die Stabilität unseres Energieversorgungsnetzes sicherzustellen, wird eine Kombination dieser Technologien unentbehrlich sein.«

Aus Körs Sicht kann es also ohne Gebäudeautomatisierung letztlich kein Smart Grid geben: »Der Befürchtung, dass ‚kurzfristig‘ angeforderter Energiebedarf von Industrie, Gewerbe und Privathaushalten zu Netzschwankungen führen kann, die nicht allein durch die Einspeisung erneuerbarer Energien abgefangen werden könnte, lässt sich nur durch ein intelligentes Balancieren von Energieverteilung, Stromerzeugung, Verbrauch und Energiespeichern entgegenwirken - und das geht nur, wenn die Gebäude- und Infrastruktur-Automatisierung einbezogen wird«, verdeutlicht Kör.

Dass ein Smart Grid der Gebäudeautomatisierung bedarf, zeigt sich Dieter Volm zufolge daran, dass Smart Meters bisher Ladenhüter sind, weil die entsprechende Automatisierungstechnik meist fehlt: »Die Erfassung des Energieverbrauchs privater Haushalte steht immer stärker im Fokus des Interesses von Politik und Wirtschaft«, sagt er. »Ziel ist es, den Energieverbrauch zu steuern, Energieeinsparungen anzuregen und dafür innovative Technologien zu fördern.« Offenbar müssten die meisten Haushalte für einen Smart Meter aber mehr Geld berappen, als sie durch den intelligenten Gebrauch des Geräts überhaupt einsparen könnten, so dass Smart Meters bisher alles andere als reißenden Absatz fänden: »Die Energiewende kostet Geld, und Smart Grid und Smart Metering sind nur sinnvoll, wenn die Gebäude, die im Smart Grid vernetzt sind, auch eine smarte bzw. intelligente Ausstattung haben«, führt er aus. »Zudem müssen diese auch noch untereinander kommunizieren, und das bei maximaler Versorgungssicherheit. Es scheint, als könne der Markt dies nicht alleine regeln.«

Thomas Elsner verweist auf den Aspekt des Energie-Managements zur Nutzung preisgünstiger Tarife: »Auf die Information, wann günstige Energie zur Verfügung steht, warten Automatisierungsbereiche wie etwa die Hausgerätesteuerung und die Klimasteuerung dringend«, sagt er. »Hier sind Schnittstellen zeitnah nötig.«

Um aber Smart Grid und Gebäudeautomatisierung zusammenführen zu können, müssen alle Beteiligten, auch die Gebäudeautomatisierer, noch ein paar Hausaufgaben machen: »Genau hier sehen wir noch großen Handlungsbedarf«, konstatiert Yusuf Kör. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Fernwirktechnik: »Dort wird speziell das Kommunikationsprotokoll IEC 60870-1xx genutzt«, sagt er. »Um aber wirklich intelligente Energieversorgungsnetzwerke aufzubauen, bedarf es nicht nur der Einbindung von Fernwirkstationen, sondern es muss auch noch weiter in die Liegenschaften geschaut werden. Damit sei beispielsweise gemeint, dass Energiebedarfsprognosen der jeweiligen Liegenschaften zu berechnen sind, die an den Energieversorger zu kommunizieren wären. Energieversorger sowie Hersteller von Fernwirktechnik, Smart Meters und Gebäudeautomatisierungstechnik müssen also noch enger zusammenarbeiten, um die interoperable Kommunikation zu gewährleisten.« Steuerungen von Saia Burgess Controls seien schon heute in der Lage, Protokolle wie IEC 60870-1xx, BACnet, Profibus, LON oder Modbus gleichzeitig und parallel auf nur einer Steuerung abzuarbeiten. Durch die Angabe des jeweiligen Nutzerverhaltens, etwa über eine Vor-Ort-Bedienung (GLT/Web/IT), ließen sich somit die gewünschten Bedarfsprognosen ermitteln, die an den Energieversorger kommuniziert werden könnten. »Wie Sie sehen, ist Kommunikation nicht Kür, sondern Pflicht«, resümiert Kör.

Der Infrastrukturautomatisierungs-Experte plädiert für Standards, »um beispielsweise eine einheitliche Bedarfsprognose ermitteln zu können«. Sie sollten dann »für alle Hersteller als Norm gelten, wenn es darum geht, Smart Grid, Smart Metering - und ich möchte es einmal so formulieren: smarte Automatisierung - in einem Kontext zu sehen«. Hier seien aber »die großen Energieversorger gefragt, die solche Standards besser und effizienter durchsetzen könnten, und hier gilt, dass alle an einem Strang ziehen sollten«.


  1. Ohne Gebäudeautomatisierung kein Smart Grid
  2. Die Rolle der Gebäudeautomatisierung fürs Smart Grid
  3. Wie entwickelt sich der Markt für Gebäudeautomatisierung?

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