Die Zusammenführung aller Gewerke zu einem Gesamtsystem - das ist der momentane Haupttrend in der Gebäudeautomatisierung und zugleich deren entscheidende Aufgabe. Nur wenn dies gelingt, lässt sich das Optimum an Energieeinsparung umsetzen und das Smart Grid sinnvoll verwirklichen.
Ob zu Hause, im Büro oder in der Fabrik: Moderne Gebäudeautomatisierung erfüllt vielerlei Aufgaben. Sie erhöht unsere Lebensqualität, ermöglicht Energieeinsparungen und sorgt für Sicherheit im und am Gebäude. Nicht zuletzt macht sie das Smart Grid, das intelligente Stromnetz, erst möglich. Das Thema steht also zweifellos ganz oben auf der Tagesordnung.
Eine der technischen Tendenzen und Herausforderungen in der Gebäudeautomatisierung ist sicherlich die Zusammenführung aller Gewerke zu einem Gesamtsystem: »Die schon lange angestrebte Verknüpfung der Informationen einzelner Gewerke, etwa von Klimasteuerung, Sicherheitstechnik oder Hausgeräten, und verschiedener Quellen, also von Sensoren und externen Datenquellen, wird jetzt konkret«, erläutert Thomas Elsner, Geschäftsführer von Elsner Elektronik. »Neben den gemeinsamen Schnittstellen etwa zum Bussystem KNX sind jetzt auch gute und sinnvolle Ideen für die Verknüpfung da, beispielsweise die vorausschauende Steuerung des Gebäudeklimas mit Hilfe von Wettervorhersagedaten.«
Yusuf Kör, Regionalleiter von Saia Burgess Controls für Deutschland Mitte, stimmt ihm zu: »Während Anlagen früher meist ‚stand alone‘ betrieben wurden, rückt heute, bedingt durch die steigenden Rohstoffpreise, die Vernetzung aller Gewerke in der Gebäudeautomatisierung zunehmend in den Fokus«, sagt er. »Nur wenn alle Gewerke Hand in Hand gehen, lässt sich Verschwendung eliminieren.« Die tiefgreifende Vernetzung erfordere aber immer mehr Fachwissen in verschiedenen Bereichen, so dass entsprechendes Fachpersonal nötig sei: »Gute Fachleute werden aber bedingt durch den demographischen Wandel und den daraus resultierenden Fachkräftemangel immer schwieriger zu bekommen sein.«
Die Querschnittsaufgabe Energieeinsparung betrifft natürlich auch die Gebäudetechnik: »Energieeinsparung ist das große Thema für alle Bereiche, auch für die Gebäudeautomatisierung«, betont Elsner. »Im Gesamtbild zeigt sich das Thema durch die fortschreitende Vernetzung auf allen Ebenen. Im Detail werden zum einen Funktionen auf Energieeinsparung hin optimiert, zum anderen wird bei den Geräten selbst auf einen niedrigen Stromverbrauch geachtet.«
Zudem dringt wie in der Fabrikautomatisierung auch in der Gebäudeautomatisierung die IT immer weiter vor: »Ein ganz klarer Trend ist die immer stärkere Nutzung von Standard-IT-Technologien, um Anlagen möglichst einfach administrierbar zu machen«, erklärt Yusuf Kör. »Während früher der Hausmeister meist ein mit Signallampen und Handschaltern übersätes Pult hatte, kann er heute die Anlage auch von seinem Smartphone aus überwachen und regeln. Dies hat den Vorteil, dass man mit weniger Personal mehr Anlagen in kürzerer Zeit administrieren kann.« Wegen des demografischen Wandels, des daraus resultierenden Fachkräftemangels und der immer weiter fortschreitenden Automatisierung sei diese Entwicklung unabdingbar. Ein weiterer Trend werde sein, intelligente Funktionsbausteine zu entwickeln die das Engineering von HLKSE-Anlagen, also Heizung-Lüftung-Klima-Sanitär-Elektro, weiter vereinfacht.
In der Gebäudeautomatisierung bemerkbar macht sich ferner der Großtrend zu höherer Leistung und einfacherer Bedienung: »Die Leistungsfähigkeit der Produkte steigt stetig - für einen gleichbleibenden Preis bekommt man immer intelligentere Systeme«, stellt Thomas Elsner fest. »Zugleich sind einfache Systeme schon für den schmalen Geldbeutel erhältlich, so dass die Einstiegsschwelle sinkt. Gebäudetechnik ist dabei, sich im privaten Bereich nicht als Sonderausstattung, sondern als Standard zu verbreiten.« Dies müsse aber weiter vorangetrieben werden.
Den Trend zur Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit bestätigt Dr. Dieter Volm, Senior General Manager im Bereich Business Development Components bei Panasonic Electric Works Europe: »Die Leute geben ihr Geld gerne für Produkte aus, die sich einfach bedienen lassen«, sagt er. »Intuitives Bedienen und attraktives Design sind der Schlüssel für zukünftigen Erfolg. Der Kunde möchte bei der Inbetriebnahme und Wartung von Gebäuden kein explizites Fachwissen mehr brauchen - er bevorzugt Plug-and-Play-Lösungen, wie er sie von Computersystemen und vom Smartphone her kennt. Hierzu gehören natürlich einfache Bediengeräte wie Touchscreens, die idealerweise drahtlos kommunizieren.« Dies gelte gleichermaßen für Privathaushalte wie den gewerblichen Wohnungsbau.
Ein Problem bei Gebäudeautomatisierung und Smart Home ist Volm zufolge, dass die Interoperabilität der verschiedenen Systeme noch zu wünschen übrig lasse: »Die technischen Möglichkeiten für das vernetzte Haus sind zwar seit langem gegeben - theoretisch kann der Kühlschrank einkaufen, können Küchengeräte untereinander kommunizieren und können Heizung und Beleuchtung Informationen austauschen«, führt er aus. »In der Praxis waren Systeme wie KNX, ZigBee oder EnOcean aber nicht interkompatibel. Dies hat die Entwicklung von Smart-Home-Umgebungen über die letzten Jahre verzögert.« Wichtig sei daher eine Standardisierung, die das Zusammenspiel der verschiedenen Produkte ermöglicht. Die entscheidende Aufgabe besteht laut Volm aber darin, »Smart Home und Smart Grid miteinander zu verbinden«. Nur wenn es gelinge, »die hohen Investitionen in Wind- und Solarenergie in intelligenten Gebäuden effektiv zu nutzen und damit den Strom- bzw. Energieverbrauch zu regeln und Geld zu sparen«, ließen sich neue Kunden gewinnen.