Ein Tesla Elektro-Sportwagen? Inzwischen fast schon ein Brot- und Butter-Fahrzeug des E-Mobility-Trends, auch wenn 100.000 Euro Anschaffungskosten nicht unbedingt ein Pappenstil sind. Doch inzwischen scheint ein regelrechter Wettstreit darum ausgebrochen zu sein, wer den beeindruckendsten Supersportwagen mit Elektroantrieb auf den Markt bringt. Jüngstes Beispiel dafür dürfte der DeLorean sein. Sein Flux-Converter besteht nun aus Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien. Aber auch der dem Z 8 sehr ähnliche Fisker Karma liegt gut im Rennen.
Es geht um Attraktivität, die Vermittlung eines neuen Lebensgefühls. Wer Gelegenheit hatte, sich auf der eCarTec umzusehen, dem dürfte in den Gesprächen auf der Messe aufgefallen sein, dass es immer wieder darum geht, wie sexy E-Mobility vermarktet wird. E-Mobility soll den Käufer emotional ansprechen, soll den »Will-ich-haben«-Reflex ansprechen. Im Grunde geht es um das Gleiche wie bei Apple. Steve Jobs ist es gelungen, nicht nur funktionierende, im Idealfall sogar sich intuitiv erklärende Produkte auf den Markt zu bringen, ihm ist es gelungen, mit seinen Produkten ein Lebensgefühl zu verkaufen.
Genau darum geht es nun auch bei der E-Mobility. Im Land der Bausparer und des »Geiz ist Geil!«-Erfolgs, waren es nicht die Überzeugungstäter, oder diejenigen, welche die Dezentralisierung der Energieversorgung vorantreiben wollen, die Deutschland zur Nummer 1 unter den Photovoltaik-Staaten gemacht haben. Es waren diejenigen, für die Photovoltaik vor allem ein Anlagegeschäft war, dass ihnen staatlich garantiert auf 20 Jahre mehr Rendite bot, als es jede seriös wirtschaftende Bank hätte tun können.
Mit diesem Ansatz dürfte man bei E-Mobility wohl kaum zu Ziel kommen, sperrt sich die Bundesregierung doch bislang massiv dagegen, den Erfolg der Elektromobilität durch direkte staatliche Verkaufsförderung voranzutreiben. Also geht es um Bedarfsweckung. Darum, mit Fahrleistung und -erlebnis zu punkten. So zeigte sich der Großteil der Testkunden, die bislang den Opel Ampera gefahren sind, überaus angetan von den Fahrleistungen und dem Erlebnis Elektromobilität. Allein der Anschaffungspreis liegt für viele mit über 40.000 Euro noch weit über der Schmerzgrenze.
Doch auch bei wesentlich kleineren Anschaffungen, wissen die Akteure der E-Mobility, womit sie bei ihrer Klientel punkten können. Der Umstieg vom Mofa auf den E-Scooter soll für die Jugendlichen so attraktiv wie möglich sein. Wer innerhalb von 3 s von 0 auf 50 beschleunigt, wird E-Mobility als »Cool« empfinden, ganz zu schweigen davon, dass sich die E-Mobility-Branche damit erfolgreich die Klientel von morgen heranziehen dürfte, für die Elektromobilität teil des Live-Stils ist.
Dass derzeit im E-Mobility-Bereich noch viel aneinander vorbeiläuft, dass wenig bislang standardisiert ist und eine ganze Menge derjenigen, die heute etwa auf der eCarTec die mobile Zukunft von morgen predigen, schon in einigen Jahren von der Bühne verschwunden sein werden, gehört zum Geschäft. Auffällig ist aber auch, dass sich auf Messen wie der eCarTec neben den großen Energieunternehmen und den bekannten Automobilherstellern ein sehr komplexes Ökosystem gebildet hat, dass mit vielfältigen Ideen und Ansätzen technische Neuerungen und Konzepte im E-Mobility-Bereich vorantreibt. In diesem Punkt gibt es eindeutige Parallelen, zwischen der Entwicklung im Bereich Solartechnik und E-Mobility. Bleibt abzuwarten, ob es zutrifft, dass die E-Mobility heute da steht, wo die Solartechnik zu Beginn dieses Jahrzehnts stand. Das Potenzial, sich zu einer lukrativen Zukunftsbranche gerade für den Standort Deutschland zu entwickeln, hat sie alle Mal.
Ihr Engelbert Hopf