Der Versuch, ein perfekt sicheres Smart Metering System zu installieren, habe in Deutschland den Markt für intelligente Messsysteme nahezu zum Erliegen gebracht, schreibt der Bundesverband Energiemarkt und Kommunikation e.V. (EDNA) in einem offenen Brief und Thesenpapier an Wirtschaftsminister Gabriel.
Dass der Markt für Smart Metering in Deutschland praktisch zum Erliegen gekommen ist, liegt nach Auffassung des Bundesverbandes Energiemarkt und Kommunikation e.V. (EDNA) am Versuch, über Gesetze ein »perfektes System« für das Smart Metering einzuführen. In einem offenen Brief an den Bundeswirtschafts- und -energieminister Sigmar Gabriel warnt EDNA davor, diesen Perfektionismus weiter zu betreiben. Der Versuch, ein vollständig abgesichertes Mess- und Kommunikationssystem in einem Schritt entwickeln und im Markt installieren zu wollen, sei zum Scheitern verurteilt. Eine Detaillierung von Datenschutzregeln und die vollständige Umsetzung des BSI-Sicherheitsstandards mache nach Erreichung entsprechender Stückzahlen und auf Basis der gesammelten Erfahrungen deutlich mehr Sinn als eine Überforderung des Systems vor der Einführung.
Die kommenden Monate müssten vielmehr dazu genutzt werden, durch praxis- und vor allem marktgerechte Regeln die Umsetzung der noch ausstehenden Verordnungen mit aller Kraft voran zu treiben. Die neuen Technologien sollten im Rahmen einer Pilotphase ausprobiert und weiterentwickelt werden. Die während dieses Zeitraums verbauten Geräte müssten Bestandsschutz erhalten und neue Anforderungen erst für die nächste Gerätegeneration vorgegeben werden. Neben der Pilotphase fordert EDNA die Energielieferanten stärker miteinzubeziehen, indem diese etwa »smartes» Verhalten durch geringere Netzkosten weitergeben. Dazu bedürfe es aber intelligenter Zähler.
Ob der Energielieferant dem Kunden den von der EU geforderten Zugang zu seinen Verbrauchsdaten dann per Display am Zähler oder per Internetplattform anbieten möchte, sollte freigestellt sein. Das »intelligente Messsystem« könnte dann mit der erforderlichen Ruhe vom Markt entwickelt werden. Jedoch müssten die in einer solchen Pilotphase verwendeten Geräte Bestandsschutz genießen, um das Risiko von Fehlinvestitionen zu mindern.
»Insgesamt gilt es, bei der Umsetzung der EU-Effizienzrichtlinie im EnWG nur die Aufgabe der Transparenz vorzuschreiben, nicht jedoch den Weg dorthin. Zudem darf die Umsetzung nicht in Komplexität ersticken«, betont EDNA-Geschäftsführer Rüdiger Winkler. Das BMWi hätte jetzt die Chance, vom Regulator zum Koordinator bei der Einführung von intelligenten Messsystemen zu werden und die Praxisorientierung vor die Detailregulierung zu stellen. »Nur so kann die Einführung intelligenter Messsysteme zu einem Erfolg und die Technologie zu einem ‚Exportschlager’ werden«, heißt es dazu am Ende des Thesenpapiers.