Millionen Deutsche nutzen die Router der AVM FRITZ!Box-Serie privat und gewerblich für Telefonie, WLAN und den Internetzugang. Die Kombination aus FRITZ!Box und intelligenten Steckdosen haben bereits Anlagen zum Smart Home-System. Zur ceBIT bewirbt der Hersteller das »AVM Smart Home mit FRITZ!«
Die Pressestelle von AVM suggeriert zur ceBIT, der Berliner Hersteller zünde dort eine Hausautomations-Offensive. Seit Jahren ist die FRITZ!Box als über einen VPN-Zugang fernsteuerbarer Internetrouter erst Wahl. Speichermedien können per USB angeschlossen werden und die FRITZ!Box als Datenspeicher-Alternative zu externen Cloud-Diensten machen. Mit Kabel-, LTE-, DSL-, DECT-, Anrufbeantworter- und Fax-Funktionen ist das Gerät die wohl umfassendste Antwort auf heimische Telekommunikationsbedürfnisse. Soweit so bekannt. Weniger bekannt ist, das das mit einem relativ intuitiven Interface versehene FRITZ!OS regelmäßig um Funktionen erweitert wird und Nutzer dank Softwareupdates auch Jahre nach Anschaffung der Box mit neuen oder verbesserten Features rechnen können.
Trotz FRITZ!Powerline-Adaptern stand dezidierte Smart Home-Hardware bisher nicht im Fokus von AVM. Die Smart Home-Fahne halten schon eher die FRITZ!Apps hoch, ein halbes Dutzend Smartphone-Apps die mobilen Zugriff auf das heimische Network Attached Storage (NAS) gestatten, entgangene Anrufe melden, im WLAN Kabelprogramme oder gespeicherte Videos zeigen oder dem Handy WLAN-Telefonie erlauben.
Auf der diesjährigen ceBIT stehen einerseits die Vorzüge der FRITZ!Box als heimisches Multimedia-Center im Mittelpunkt. Als MP3- und Video-Streamer im Heimnetz kann sie bereits jedes mobile Gadget, Lautsprecher und jeden Computer mit Content beliefern.
Mit FRITZ!DECT 200 und FRITZ!Powerline 546E ist das AVM-Smart Home Realität, so suggeriert der Hersteller zur ceBIT. Nur: die beiden schaltbaren Steckdosen sind bereits seit eineinhalb Jahren auf dem Markt. AVM behält also eher vorsichtig einen Zeh im unwägbaren Gewässer des Smart Home-Marktes. Beide Geräte sind intelligente Steckdosen, die ein DECT- bzw. Powerline und WLAN-Netz bereitstellen, den Energieverbrauch angeschlossener Geräte messen, aufzeichnen und weiterleiten, sowie angeschlossene Geräte per App beschränkt steuerbar machen. Sie sind über jeden Browser konfigurierbar.
Die Browserinterfaces beider Geräte zeigen z.B. den fortlaufenden Energieverbrauch sowie tabellarisch die Durchschnittswerte des bisherigen Verbrauchs, die bei Bedarf auch per PushMail zugestellt werden. Nach Eintragung des eigenen Stromtarifs errechnet das Programm auch die Energieverbrauchskosten. Ebenfalls per Browser werden die Steckdosen ein- und ausgeschaltet, die Funktion »Zeitschaltuhr« aktiviert einmaliges, tägliches, wochentägliches, Kalender-, Sonnenstands-abhängiges oder Intervall-Ein- und Ausschalten.
Heizthermostate, Rauchmelder oder Fenster-Rollos gibt es von AVM nach wie vor nicht. Was die Geräte tun, tun sie zuverlässig und unauffällig, sie »nerven« nicht. Auch braucht man nicht ein weiteres WLAN-System einzurichten wie es bei Nutzung des neuesten »HomeMatic IP« des Smart Home Marktführers eQ-3 AG nötig wird. Dass Simplizität und »nicht nerven« oberste Priorität bei Kunden haben, dämmerte wohl auch HomeMatic, bei dem man anlässlich seiner Neuauflage »HomeMatic IP« betonte, auf »1-Punkt Lösungen« zu zielen, die »gezielte Abhilfe für spezielle Szenarien« liefern. Gemeint ist, dass jetzt auch einfache Systeme mit nur einem Aktor oder Sensor leicht aufzubauen sein sollen. Genau das tut AVM mit FRITZ!DECT 200 und FRITZ!Powerline 546E bereits.
AVMs anlässlich der ceBIT gemachtes Versprechen, man biete jetzt »Hausautomation: Steuerung von Waschmaschine, Aquarium oder Türsprechstelle übers Netzwerk« bleibt ohne neue Hardware unerfüllt. Aber selbst nachdem die zur ceBIT beworbenen Funksteckdosen eineinhalb Jahre auf dem Markt sind, gibt es kaum besser bedienbare und zuverlässigere Geräte. Der Ansatz, auf Simplizität und Usability zu setzen und Funktionen lieber wegzulassen, als sie schlecht implementiert anzubieten, hat zumindest einem Unternehmen sehr gut bekommen - Apple.