Jetzt gibt es allerdings Subventionen für Photovoltaik-Speicher. Ist das sinnvoll?
Man muss das immer aus der Perspektive des Netzes betrachten. Solange die Versorger Zugriff auf die Speicher haben und das Netz so optimieren können, ist es sinnvoll, die Speicher zu unterstützen. Wenn aber jeder Hausbesitzer selber optimiert, dann trägt dies im Gegenteil dazu bei, das Netz noch weiter zu destabilisieren. Wir waren an einem Pilotprojekt in Darmstadt beteiligt, wo die Speicher über die Kommunikation nach IEC 61850 eingebunden waren, das ist ein wichtiger Punkt.
Entwickelt Younicos auch Systeme für Hausspeicher?
Nein, als kleines Start-up-Unternehmen wollen wir nicht auf zu vielen Hochzeiten tanzen und konzentrieren uns auf zwei vielversprechende Geschäftszweige: Neben den Batterieparks zur Netzstabilisierung sind das Inselsysteme. Sie können, wie der Name sagt, auf echten Inseln arbeiten, aber auch in abgelegenen Gebieten auf dem Festland.
Ist das bereits wirtschaftlich sinnvoll?
Ja. Fast überall, wo Strom aus Diesel gemacht wird – und das ist an sehr vielen Orten der Fall – sind wir mit einer Mischung auch Sonnen- und Windstrom und eben Batterien heute schon wettbewerbsfähig. Unser Ziel besteht darin, möglichst viel Energie aus erneuerbaren Quellen ins Netz zu bringen. Wir zeigen, wie unser Energie-Management-System rotierende Massen ersetzen kann. Darüber hinaus arbeiten wir daran auch weitere Anlagen einzubinden, etwa Meerwasserentsalzungsanlagen, um die Kosten für das Gesamtsystem weiter zu senken. Bisher sichern in solchen Systemen Dieselgeneratoren meist die Spannung und die Frequenz. Mit unseren intelligenten Steuerungen, Energiemanagementsystemen und den eingebundenen Batteriesystemen können wir die Dieselgeneratoren verdrängen. Auf Inseln und in entlegenen Gebieten rechnet sich das heute schon. Große Industrieunternehmen, die in Gegenden mit schwachen, unzuverlässigen Netzen produzieren und heute zum Schutz ihrer Maschinen Dieselaggregate betreiben, schauen sich unsere Systeme bereits sehr genau an.
Gibt es bereits solche Systeme?
Auf der Azoren-Insel Graciosa arbeiten ein 5,4-MW-Windpark und ein 500-MW-Photovoltaikkraftwerk plus einem 2,5-MW-Batteriespeicher. Das System kann bis zu 100 Prozent Wind- und Sonnenenergie aufnehmen und sofort nutzen. Die Dieselgeneratoren werden nur noch als Reservesystem benötigt, wenn die Speicher leer sind. So können wir im Jahresdurchschnitt 70 Prozent des auf der Insel benötigten Stroms aus Erneuerbaren decken.
Das ist auch der eigentliche Zweck der 1-MW-Batterie an dem Standort in Berlin-Adlershof: Zu zeigen, dass solche Inselsysteme funktionieren?
Das zeigen wir schon länger, wir haben dort nicht nur die Natrium-Schwefel-Batterie in Betrieb, sondern auch Li-Ionen-Batterien. Hier können wir den Interessenten an Inselsystemen demonstrieren, wie unsere Anlagen funktionieren und wir können hier Umweltbedingungen simulieren und Tests durchführen. Die Energieflüsse des Systems auf Graciosa haben wir hier im Maßstab 1 : 3 nachgestellt. Außerdem schulen wir hier die Techniker, die künftig Inselnetze betreiben sollen.
Sie betreiben dort auch System auf Basis eine Redox-Flow-Batterie auf Vanadiumbasis von Gildemeister. Ist dies das System der Zukunft?
Redox-Flow-Batterien sind für den Off-Grid-Bereich sehr interessant. Es erfüllen fast schon die Anforderungen an Saison-Speicher. Es gibt praktisch keine Selbstentladung, der Elektrolyt altert nicht und das Verhältnis von Leistung zu Energie lässt sich an die jeweiligen Systembedürfnisse sehr gut anpassen. Nur die Pumpen und Schläuche müssen hin und wieder ausgetauscht werden, was vergleichsweise kostengünstig ist. Das Kostensenkungspotenzial liegt hier deutlich höher als bei Li-Ionen-Batterien. Wir haben sogar eigenes IP entwickelt, aber an unsere Partner Gildemeister verkauft, weil wir nicht zum Batteriehersteller werden wollen. Allerdings steht die Technik erst am Anfang, es ist noch viel Entwicklungsarbeit erforderlich.