Interview mit Philip Hiersemenzel, Younicos

Primärregelleistung: Batterien lohnen sich heute schon!

19. Februar 2013, 8:47 Uhr | Heinz Arnold
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Zukünftiges Geschäftsmodell für Stadtwerke

Es gibt schon Interessenten dafür?

Ja, dazu wird es schon bald weitere Neuigkeiten geben.

Wer wird denn künftig Batterieparks betreiben?

Stadtwerke sind sehr interessiert daran, über die Batterien die Frequenz in ihren Netzen zu stabilisieren und über den Primärregelleistungshandel noch zusätzlich Geld zu verdienen. Zusammen mit Vattenfall zeigen wir erstmals, wie ein Batteriepark funktioniert und wie man damit Geld verdienen kann.

Eigentlich müssen auch die Netzbetreiber daran interessiert sein?

Das stimmt, aber nach den derzeitigen Regulierungen dürfen sie die Batterieparks nicht selber betreiben sondern müssen die Systemdienstleistung einkaufen…

…worüber die Stadtwerke oder auch andere Investoren ein Geschäftsmodell aufbauen können…

…besonders die Stadtwerke, Finanzinvestoren ist die Technik erst einmal zu neu, sie warten eher ab. Wenn erst einmal die ersten Batterieparks in Betrieb sind, werden auch sie sich dafür interessieren.

Eine gewisse Vorsicht ist ja verständlich, weil nicht so recht abzusehen ist, wie sich die Kapazitätsmärkte entwickeln werden?

Ja, das stimmt. Aber im Moment rechnet sich das Geschäftsmodell über die Primärregelleistung. Zudem lassen sich um Spannungshaltung, Schwarzstartfähigkeit und Kurzschlussleistung weitere Geschäftsmodelle mit den Speichern aufbauen.

Aber: Egal wie sich das Marktdesign verändert – ich denke die Betreiber können ziemlich sicher sein, dass Batteriespeicher im Zuge der Energiewende gebraucht werden. Es steht außer Zweifel, dass Batterieparks im Leistungsbereich von 5 bis 20 MW die Netze entlasten und dass sie volkswirtschaftlich sinnvoll sind. Nur sie können das Netz stabilisieren und ermöglichen es so überhaupt erst konventionelle Kraftwerke ganz auszuschalten.

Dabei haben sie auch einen großen Hebel: Weil konventionelle Kraftwerke immer mit ca. 60-70 Prozent ihrer maximalen Leistung laufen müssen, um dann mit maximal 10 Prozent oft aber nur 4 Prozent ihrer Leistung zu regeln, verstopfen sie zunehmend die Netze. Der Wind wird ja nicht abgeregelt, weil es insgesamt zuviel gibt, sondern weil die Kohlekraftwerke auch noch an sind. Deshalb ersetzt eine Megawatt-Batterie ca. das zehnfache an konventioneller Leistung, die sonst benötigt würde, nur um das Stromsystem stabil zu halten. Sprich: 1 GW Batterien - plus natürlich entsprechender Zubau an Wind und Sonnenenergie - im deutschen Netz würde reichen, um 10 Kohlekraftwerke abzuschalten – ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden.

Nun wird es den Betreibern nicht unbedingt bezahlt, volkswirtschaftlich nützlich zu sein…

Wir brauchen ein verlässliches Markt-Design, das den volkswirtschaftlichen Nutzen wiederspiegelt. Speicher entlasten die Netze, aber dem wird – noch – nicht Rechnung getragen. Eine Möglichkeit wäre den Batteriekraftwerken Einspeisevorrang einzuräumen und sie immer nach den Grenzkosten des letzten fossilen Kraftwerks, das sie ersetzen zu bezahlen.

Im Moment ist das Marktdesign immer noch auf fossile Kraftwerke optimiert. Wenn man möglichst viele erneuerbare Energien zu optimalen Kosten nutzen will, dann wäre ein anderes Marktdesign erforderlich. Der Staat muss auf jeden Fall für einen verlässlichen Marktrahmen für Speicher sorgen. Dann wäre es noch lukrativer, Batterieparks zu bauen, die Nachfrage würde steigen, die Stückzahlen gingen in die Höhe und die Preise für die Batterien würden attraktiver.  Nicht durch Warten, sondern durch Handeln sinken die Preise.

 


  1. Primärregelleistung: Batterien lohnen sich heute schon!
  2. Zukünftiges Geschäftsmodell für Stadtwerke
  3. Inselsysteme zeigen Machbarkeit

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