Younicos und Vattenfall betreiben in Berlin die europaweit erste Großbatterie am Regelenergiemarkt: Seit Ende 2012 gleicht die 1-MW-Natrium-Schwefel-Batterie kurzfristige Netzschwankungen aus und sichert so die Netzfrequenz des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz.
Damit zeige sich, dass große Speicher schon jetzt wirtschaftlich zu betreiben seien, wie Philip Hiersemenzel von Younicos betont.
Energie & Technik: Große Batterien ins Mittelspannungsnetz – da denken viele an hohe Kosten, unausgereifte Technik und fehlende Geschäftsmodelle. Ist das mittlerweile ein Vorurteil, das es zu entkräften gilt?
Philip Hiersemenzel: Wir wollen zeigen, dass man schon heute über die Bereitstellung von Primärregelleistung Geld verdienen kann. Wir zeigen, dass Batterien sehr viel genauer und schneller auf Frequenzänderungen reagieren können als herkömmliche Kraftwerke. Damit gleichen sie automatisch Schwankungen viel genauer und besser aus. Außerdem stellen sie weitere Vorteile wie Spannungshaltung, Kurzschlussleistung und Schwarzstartfähigkeit zur Verfügung.
Weil unsere Batterie mit 1 MW relativ klein ist, bilden wir mit Vattenfall einen Kraftwerks-Pool, um am Primärregelenergiemarkt teilnehmen zu können. Unser Kern-Know-how besteht im in der Integration von Batterien in bestehende Netze und mit Vattenfall haben wir die Anbindung an den Primärleistungsmarkt entwickelt. Nun können wir potenziellen Interessenten, beispielsweise Stadtwerken, zeigen, dass unser System schon heute kommerziell sinnvoll ist.
Was verstehen Sie unter kommerziell sinnvoll?
Wir zeigen, dass sich die Investitionen für einen Batteriepark, der es dem Betreiber erlaubt, am Primärregelmarkt Teil zu nehmen, über die Lebensdauer der Batterien von 20 Jahren amortisieren und eine anständige Rendite erwirtschaften.
Warum handelt es sich um eine Natrium-Schwefel-Batterie?
Die 1-MW-Natrium-Schwefel-Batterie ist nicht für den Einsatz am Regelenergiemarkt gedacht, wir wollen nur zeigen, wie das System funktioniert. Wir sind kein Batteriehersteller und wollen es auch nicht werden, unsere Systeme sind grundsätzlich für alle DC-Quellen offen, unsere Kernkompetenz besteht darin, daraus AC-Quellen zu machen und sie ans Netz einzubinden. Wir arbeiten bereits an einem 10-MW-System auf Basis von Li-Ionen-Batterien, die sich für Batterieparks wirtschaftlich besser eignen.
Was ist der Vorteil der Li-Ionen-Batterien?
Die Natrium-Schwefel-Batterien erreichen ein Verhältnis von Leistung zu Energie von 1 : 6, in diesem Fall also 1 MW : 6 MWh. Bei der Li-Ionen-Batterie liegt es bei 1 : 1 (10 MW: 10 MWh). Also kauft man hier keine Kapazität, die man für den Primärregelleistungsmarkt gar nicht benötigt. Denn die Anforderungen lauten: innerhalb von 30 Sekunden die Leistung über einen Zeitraum von 15 Minuten zur Verfügung stellen zu können. Mit dem Verhältnis von 1 : 1 sinken also die Kosten für die Batterie.
Wann wird das System auf Basis der 10-MW-Batterie zur Verfügung stehen?
Auf jede Fall noch in diesem Jahr. Der Hersteller gibt auf die Li-Ionen-Batterie eine Garantie von 20 Jahren, diese Langlebigkeit ist besonders wichtig. Das 10-MW/10-MWh-Batteriekraftwerk wird erstmals ohne Besicherung durch konventionelle Kraftwerke am Markt für Primärregelleistung teilnehmen können.