Sie haben schon jetzt antizyklisch reagiert, indem Sie für Emtron eine neue Lager- und Versandhalle gebaut haben. Ein klassisches Beispiel für antizyklisches Handeln eines eigenfinanzierten Mittelständlers?
Nicht ganz. Die Entscheidung, in den Ausbau der Lagerkapazität zu investieren, haben wir schon vor über einem Jahr getroffen, also noch zu Zeiten der Hochkonjunktur. Wir haben damals auch erste Angebote eingeholt, mussten aber feststellen, dass das eher Abwehrangebote waren. Antizyklisch mag unsere Entscheidung vielleicht insofern sein, dass wir die Krise dann zu unserem Vorteil genutzt haben.
Eine zweite Angebotsrunde erbrachte dann Kostenreduzierungen um 20 Prozent. Damit hat uns die Erweiterung dann nicht mehr eine Million Euro gekostet, sondern nur noch 800.000 Euro. Aber wir haben die Verdoppelung der Lagerkapazität bei Emtron auf 500 m2 Hallenfläche und 3000 m2 Regalfläche dringend gebraucht, unser altes Lager platzte aus allen Nähten. Jetzt haben wir auch Platz für neue Produkte. Mit Lagerplatz für rund 1200 verschiedene Produkte sind wir für die kommende Markterholung sehr gut aufgestellt.
Welche Bedeutung haben Stromversorgungen heute für die Fortec-Gruppe? Wie hoch ist der Distributionsanteil dieser Produkte?
Gut die Hälfte unseres Gesamtumsatzes von rund 42 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2008/09 entfällt auf Stromversorgungen, davon wieder rund 50 Prozent auf die reine Distribution. Im Rahmen unserer Distributionsaktivitäten steuert das Stromversorgungsgeschäft von Emtron ein Drittel zum Stromversorgungsumsatz bei, der sich heute aus Distribution, Value Add und kundenspezifischen Stromversorgungen zusammensetzt.
Die Akquisition der Autronic vor zwei Jahren stellte dabei für uns auch einen großen Zugewinn in der Tiefe des Produktions-Know-hows dar. So nützen wir heute beispielsweise die Produktion der Autronic auch dazu, ETX-Baseboards in Stückzahlen von 500 bis 2000 Boards zu fertigen. Ich möchte aber auch darauf hinweisen, dass wir mit Fortec in Landsberg über den einzigen Standort auf dem europäischen Kontinent verfügen, der mit Erlaubnis von Astec kundenspezifische Modifikationen der Astec- Geräte vornehmen darf.
Das klingt nach großer Fertigungstiefe. Mit klassischer Distribution, einmal Ihr Kerngeschäft, hat das nicht mehr viel zu tun. Wie würden Sie den Wandel in der Distribution beschreiben?
Der permanente Druck auf die Margen hat dazu geführt, dass sich ein Teil der Distributoren zu hoch spezialisierten Logistikern entwickelt hat. Das war nie unser Weg, wir haben immer auf das Know-how und die Lösungskompetenz unseres technischen Vertriebs gesetzt. Distribution als Vertrieb technisch anspruchsvoller Produkte in den Bereichen Stromversorgung, Displays und Embedded Computers ist nach wie vor unser Kerngeschäft. Allerdings verkaufen wir primär Lösungen und nicht nur Produkte. Die Kernfrage bei uns lautet: Was können wir noch mehr für den Kunden tun?
Das hat dazu geführt, dass ich dem Kunden heute ein komplettes, nach seinen Wünschen gestaltetes Subsystem inklusive Softwareanpassung liefern kann. Wir können für ihn ein ETX-Board entwickeln, in ein Gehäuse einpassen, mit der notwendigen Verkabelung und mit Display versehen. Inzwischen gehen wir soweit, komplette Geräte mit Gehäuse für Kunden zu bauen. Wir haben sowohl die entsprechend qualifizierten Entwickler für die einzelnen Komponenten als auch die benötigten Fertigungsstätten und -kapazitäten. Als Dienstleister bieten wir dem Kunden damit die Übernahme der gesamten Wertschöpfungskette an.