Auch die U/I-Charakteristik bei einer Gehäusetemperatur von +25 °C bis +125 °C zeigt für SiC-Schottky- und Siliziumdioden Unterschiede. mit zunehmender Temperatur nimmt der Spannungsabfall in Durchlassrichtung der Diode bei kleinem Durchlassstrom ab. In diesem Bereich kann das exponentielle Verhalten des Stromflusses beim Schottky-Übergang beobachtet werden. Bei einem hohen Durchlassstrom dominiert der Bahnwiderstand der Diode die Durchlasscharakteristik, und der Spannungsabfall in Durchlassrichtung der Schottky-Diode steigt mit zunehmender Temperatur.
Die größere Bandlücke der SiC-Schottky-Diode führt zu einer höheren inneren Ladungsträgerkonzentration und einer höheren Sperrschichttemperatur. Im Prinzip arbeiten SiC-Schottky-Dioden bis rund +600 °C, Siliziumdioden dagegen nur bis zu einer maximalen Sperrschichttemperatur von +150 °C[7]. Durch die höhere Betriebstemperatur lässt sich das Gewicht, das Volumen, die Kosten und die Komplexität des thermischen Managementsystems reduzieren.
Außerdem eignen sich SiC-Schottky-Dioden im Vergleich zu Siliziumdioden wegen des positiven Temperaturkoeffizienten besser für einen Parallelbetrieb bei hohen Spannungen. Durch die geringe Qrr einer SiC-Schottky-Diode lassen sich nicht nur die Schaltverluste der Diode reduzieren, sondern auch die Einschaltverluste des MOSFETs. Dadurch steigt der Wirkungsgrad einer CCM-PFC, obwohl der Durchlassstrom höher ist als bei einer Si-Diode. Durch diese überlegene Temperaturcharakteristik einer SiC-Schottky-Diode sinkt der Spitzen-Drain-Strom des MOSFETs beim Einschaltvorgang. Daher kann der Entwickler einen MOSFET mit geringerem Nennstrom verwenden, wodurch er die Kosten reduziert.
Eine CCM-PFC-Testschaltung für 400 W sollte die hergeleiteten Überlegungen mit Zahlen untermauern. Die Testschaltung arbeitet bei 100 kHz, die Ausgangsspannung wurde auf 400 V und der Strom auf 1 A eingestellt. Der Gate-Widerstand des MOSFETs lag beim Ein- und Ausschalten bei 12 Ω beziehungsweise 9,1 Ω. Verglichen wurden
Die Spannung und der Strom wurden sowohl beim MOSFET als auch bei der Diode gemessen, um die Leistungsverluste dieser Bauteile abzuschätzen. Ebenso maß man die Eingangs- und die Ausgangsleistung, um den Wirkungsgrad des Systems zu berechnen. Bild 5 fasst die nachfolgend geschilderten Ergebnisse grafisch zusammen.
Beim Abschalten unter Volllast und einer Eingangswechselspannung von 110 V wurden die Schaltverluste des MOSFET im Diagramm mithilfe der Schnittfläche der Drain-Source-Spannung und des Drain-Stroms ermittelt. Dabei zeigte der SuperFET eine deutlich kürzere Schaltzeit. Beim planaren MOSFET maß man Ausschaltverluste von 159 μJ, beim SuperFET auf 125 μJ – eine Verringerung um 34 μJ. Insgesamt lagen die Ausschaltverluste mit dem SuperFET damit um etwa 21% niedriger als beim planaren MOSFET.
Der Signalverlauf des MOSFETs wurde beim Einschalten unter Volllast und einer Eingangsspannung von 110 V gemessen. 5,3 A betrug der Drain-Strom (ein induzierter Strom wurde erwartet), den der Sperrverzögerungsstrom der Siliziumdiode verursachte. Zudem trat ein Strom von 1,2 A durch den vernachlässigbaren Verschiebungsstrom der SiC-Schottky-Diode auf. Deshalb wurden beim MOSFET Einschaltverluste von 73,8 μJ mit der Si-Diode und von 28,9 μJ mit der SiC-Schottky-Diode gemessen. Diese konnten im Vergleich zur Kombination von MOSFET/Siliziumdiode um 44,9 μJ reduziert werden.
Die experimentellen Ergebnisse zeigen, dass sich die Einschaltverluste des MOSFETs durch den Einsatz der SiC-Schottky-Diode gegenüber der Siliziumdiode um etwa 61% reduzieren ließen. Im Test erfolgte das Abschalten der Diode unter Volllast bei einer Eingangsspannung von ebenfalls 110 V. Es wurden ein hoher Rückwärtserholstrom mit einem Spitzenwert von 5,3 A und eine Rückwärtserholspannung von 500 V ermittelt, dagegen ergaben sich für die SiC-Schottky-Diode unter gleichen Bedingungen ein vernachlässigbarer Rückwärtserholstrom und eine Rückwärtserhol-Spannung von 450 V.
Dieser drastische Unterschied der Rückwärtserhol-Charakteristik bei den Schaltvorgängen hat sehr unterschiedliche Einschaltverluste beim MOSFET zur Folge. Der Abschaltverlust der SiC-Schottky-Diode lässt sich wegen des Wegfalls der Rückwärtserholung gegenüber der Siliziumdiode um etwa 78% reduzieren.
Bild 6 stellt die normalisierten Ergebnisse der Wirkungsgradmessungen der verschiedenen Bauteilkombinationen dar. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Kombination SuperFET/SiC-Schottky-Diode den Wirkungsgrad über den gesamten Betriebsbereich deutlich erhöht.
Der Effekt ist bei höheren Strömen (niedrige Eingangsspannung unter voller Last) noch deutlicher, wo sich der Wirkungsgrad um mehr als 4% im Vergleich zu konventionellen Bauteilen erhöhte.
Wie diese Analyse der Schaltverluste zeigt, lässt sich ein höherer Wirkungsgrad hauptsächlich auf Grund der geringeren Einschaltungsverluste wegen der minimierten Rückwärtserhol-Ladung der SiC-Schottky-Diode erreichen.
Die Autoren:
Wonsuk Choi und Sungmo Young sind Applikationsingenieure im »HV-FPG PSS«-Team von Fairchild Semiconductor.
Literatur:
[1] Robert W. Erickson, Dragan Maksimovic, »Fundamentals of Power Electronics «, Kluwer Academic Publishers., Massachusetts 2001, 2nd Edition.
[2] M. Bruckmann, E. Baudelot, B. Weis, H. Mitichner, »Switching behavior of diodes based on new semiconductor materials and silicon - a comparative study«, EPE’97, 7th European Conference on Power Electronics and Applications, vol. 1, 513-17, 1997
[3] P.G.Neudeck, D.J.Larkin, J.A.Powell, »Silicon Carbide High-Temperature Power Rectifiers Fabricated and Characterized«, NASA Lewis Res. Center (USA)
[4] J. Liu , W. Chen, J. Zhang, D. Xu, F.C. Lee, »Evaluation of power losses in different CCM mode single-phase boost PFC converters via a simulation tool«, IAS’2001, S. 2455 - 2459 vol.4
[5] B. Lu, W. Dong, Q. Zhao, F.C. Lee; »Performance evaluation of Cool-MOST and SiC diode for single phase power factor correction applications «, APEC ‘03, S. 651 - 657 vol.2
[6] G. Spiazzi, S. Bum, M. Citron, M. Corradin, and R. Pierobon, »Performance Evaluation of a Schottky SiC Power Diode in a Boost PFC Application «, IEEE Transactions on Power Electronics, Vol. 18, No. 6, November 2003
[7] K. Shenai, R. S. Scott, B. J. Baliga, »Optimum semiconductors for highpower electronics«, IEEE Transactions on Electron Devices, vol. 43, no: 9, pp. 1811-1823, Sept. 1989
[8] Dr. Lothar Frey, Dr. Martin März, »Verkohltes Silizium«, Design&Elektronik 1/2002, S. 40ff.