Puls: 2017 erfolgreichstes Jahr bisher

Auf dem Weg zur digitalen Fabrik

23. November 2017, 13:30 Uhr | Engelbert Hopf
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Roboter im Stromversorgungsbau?

Puls stellt aktuell robuste 4- und 8-Kanal-PoE-Injektoren für Industrieanwendungen vor, ein völlig neuer Produktbereich. Welches Potenzial sehen Sie in dieser Produktgruppe?

PoE-Injektoren kamen bislang vor allem im Bereich der IT-Anwendungen zum Einsatz. Dort herrschen meist stabile Umgebungsbedingungen und eine ordentliche Netzqualität. Im Industrieeinsatz müssen diese Geräte jedoch mit schwankender Netzqualität, hohen Temperaturen und Vibrationen zurechtkommen. Ausgehend von einer Kundenanfrage haben wir diese robusten 4- und 8-Kanal-PoE-Injektoren entwickelt. Durch den neuen, ab 2018 geltenden Industriestandard IEEE 802.3bt, durch den eine Versorgungsleistung von 100 W pro Kanal ermöglicht wird, dürfte das Interesse an solchen Lösungen auch für leistungshungrigere Anwendungen deutlich steigen. Wir sehen hier für die Zukunft ein wirklich interessantes Marktpotenzial.

Sie haben gerade die vor drei Jahren auf den Markt gebrachte Piano-Baureihe erweitert. Ursprünglich auf Anwender in Schwellenländern zielend, erfreut sich diese Baureihe auch bei Ihren traditionellen Kunden wachsender Beliebtheit. Worauf führen Sie das zurück?

Unser Ansatz bei der Entwicklung der Piano-Baureihe lautete: Diese Geräte haben die 100-prozentige Puls-DNA, sie bieten damit auch dem Anwender, dessen Fokus auf Basisfunktionalität liegt, das Best-in-Class-Produkt. Wir sind deshalb keine Kompromisse bei den Themen Wirkungsgrad, Lebensdauer, Zuverlässigkeit und Baugröße eingegangen. Dieser Ansatz hat nicht nur Kunden in den Schwellenländern überzeugt, sondern auch bestehende Kunden, die ihre Produktpalette heute deutlich stärker nach internationalen Kundenbedürfnissen ausdifferenzieren, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Nur so ist es zu erklären, dass diese junge Baureihe inzwischen bereits 12 Varianten aufweist!

Eine Entwicklung hin zu digitalen Fabriken benötigt auch Stromversorgungslösungen, die zumindest den Ansprüchen der Industrie 4.0 genügen. Welche Geräte wird Puls in diesem Zusammenhang in Zukunft vorstellen?

Es werden leistungsfähige Geräte vor allem für Maschinenbauanwendungen sein, die dem Anwender eine Reihe von Daten zur Verfügung stellen werden, die er zur Optimierung seiner Fertigung nutzen kann. Mit den Vorarbeiten für diesen Schritt haben wir bereits 2009 begonnen. Wir haben damals ein 1000-W-Gerät auf den Markt gebracht, das intern viele Daten mitgeschrieben hat. Seit drei Jahren bieten wir dieses Gerät in einer Version an, die dem Anwender Zugriff auf diese Daten gewährt. Im nächsten Jahr werden wir ein 3-phasiges 1000-W-Gerät vorstellen, das mit einer I/O-Link-Schnittstelle ausgestattet ist und dem Anwender eine Reihe von Daten wie Temperatur, Strom, Spannung, Netztransienten oder den Betriebsstundenzähler zugänglich macht. Diesen Ansatz werden wir dann in Zukunft mit weiteren Gerätevarianten ausbauen.

Zu den verschiedenen Facetten einer digitalen Fabrik zählt auch der Einsatz von Robotern. Nach einer Testphase im Puls-Werk in Tschechien ist nun auch der Einsatz in China geplant. Steht am Ende dieser Entwicklung auch im Stromversorgungsbau die menschenleere Fabrik?

Nein, sowohl in Chomutov als auch in Suzhou dient der Einsatz von Robotern erst einmal der Steigerung des Automatisierungsgrades und damit der Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Wir nutzen Roboter für die vollautomatische Konfektionierung von Bauteilen sowie den Funktionstest von Stromversorgungen. Wir stehen aktuell beim Einsatz von Robotern noch am Anfang. Unser Ziel ist es dabei, monotone und körperlich anstrengende Arbeiten, wo immer es sinnvoll ist, zu automatisieren. Der Einsatz von Robotern ist wie die Einführung eines Manucfacturing-Execution-Systems, kurz MES, jedoch ein zwingend notwendiger Schritt auf dem Weg zur digitalen Fabrik. Wie weit wir von diesem Ziel noch entfernt sind, lässt sich unter anderem daran ablesen, dass wir in diesem Jahr weltweit bislang mehr als 260 neue Mitarbeiter in der Produktion eingestellt haben.

Über Ihren Produktionsstandort in Suzhou haben Sie die Möglichkeit, Ihre benötigten Bauelemente direkt auf dem chinesischen Bauelementemarkt zu kaufen. Wie sehr ist Puls von der seit Monaten anhaltenden angespannten Situation der Lieferkette betroffen? Rechnen Sie demnächst mit einer Entspannung?

Es ist in den letzten Monaten eher schlimmer als besser geworden. Punktuell sind wir inzwischen wieder zu Luftfracht übergegangen, um die zuverlässige und termingerechte Belieferung unserer Kunden sicherstellen zu können. Wir haben noch nicht eine vergleichbare Situation wie 2010/11 erreicht, aber ich gehe auch nicht davon aus, dass sich die Situation vor dem 3. Quartal 2018 entspannen wird. Konkret bedeutet das, dass wir nicht unerhebliche Ressourcen in der Entwicklung darauf verwenden müssen, neue Komponenten und Hersteller zu qualifizieren und freizugeben. Und natürlich Finger weg von Single Source!


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