Wie viel wird uns die Energiewende kosten? Darüber gehen die Meinungen erheblich auseinander. Bis 2040 eine Billion Euro, so hat uns Minister Altmaier vorgerechnet - wofür er heftig angegriffen wurde. Andere wie z.B. der Bundesverband Erneuerbare Energien kommen auf sehr viel niedrigere Zahlen.
Je nachdem, was man in die große Rechnung mit einbezieht und was nicht, ergeben sich Differenzen von einigen hundert Milliarden.
Otto Normalverbraucher kann das alles niemals nachrechnen. Und letztlich ist dieses Jahrhundertprojekt auch überhaupt nicht bezifferbar: Weil es eine Dauerbaustelle werden wird, niemals fertig in dem Sinne, wie es der Stuttgarter Bahnhof oder der Berliner Flughafen - vielleicht - mal werden. Das liegt in der Natur der Sache, weil nun einmal in schnellem Tempo technische Neuerungen aufkommen. Die allgemeine Sorge ist: Wie sollen wir das finanzieren? Manche Zeitgenossen geraten in Panik und wollen die Energiewende bremsen - zum Schaden des Klimas. Aber wie wäre es, stattdessen einmal umgekehrt zu fragen: Wo fließt das viele Geld hin? Jedem Zahler muss ja ein Zahlungsempfänger gegenüberstehen. Das sind keineswegs nur die Chinesen, die uns das anfangs so gute Photovoltaik-Geschäft leider vermasselt haben.
Der weitaus größte Teil verbleibt im Inland. Bei den Windgeneratoren besteht keine Gefahr, dass sie irgendwann auch aus Fernost kommen, schon allein wegen des Transports. Und dann die gigantische Menge an Steuer-, Regel- und Kommunikationstechnik, die das Smart Grid braucht. Die bleibt uns auf alle Fälle.
Hier liegt eine enorme Chance für die ganze deutsche Elektro- und Elektronikindustrie. Sie ist hervorragend aufgestellt, eine hochinnovative Branche. So wird das weitaus meiste Geld im Lande bleiben. Die beauftragten Firmen zahlen Steuern und stellen neue Mitarbeiter ein, die auch wieder Steuern zahlen.
Deutsche Systemtechnik ist schon jetzt führend in der Welt. Unsere Expertise liegt vor allem in der Flexibilität bei maßgeschneiderten Lösungen. Hier sind ausländische Konkurrenten kaum zu fürchten. Nicht nur wegen technologischen Rückstands, sondern auch ganz einfach deshalb, weil sie zu weit weg liegen. Denn anders als bei Massenprodukten wie Solarmodulen werden die Anlagen hier individuell konzipiert, jede anders. Und da ist räumliche Nähe zwischen Entwicklern und Anwendern ein Muss.
Dafür haben wir eine hervorragende Infrastruktur, kurze Reisewege, eng vernetzte, oft persönliche Kontakte zwischen Lieferanten und Anwendern. Dazu kommt eine bald nicht mehr zu bewältigende Flut von Fachkongressen mit engem Erfahrungs- und Meinungsaustausch. Das ist unser Kapital, das uns niemand wegnehmen kann.
Also trauern wir keinem verlorenen Terrain nach, sondern setzen wir auf unsere Stärken und bauen wir sie weiter aus. Schon heute ist viel geboten, und in den Entwicklungslabors reift noch weit mehr heran.