Risikokapital

Solar ist tot, es lebe die Energieeffizienz

21. Februar 2013, 13:03 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Diese Technologien stehen jetzt im Fokus

Bis 2008 konnte die Solartechnik die meisten VC-Investitionen für neue Technologien und Kapazitätserweiterungen einheimsen. Aber das ist vorbei, wie Analyst Götz Hoyer von FHP Private Equity erklärt. »Die VC-Branche ist mit dem Solar-Exodus  - Preisverfall, Kürzung der Einspeisevergütung, Dünnschicht-Pleite - massiv mit unter die Räder gekommen – man wird sehen, wie sie mit dieser Amputation überleben kann.«

Energieeffizenz-Technologien stünden aktuell im Fokus der Investoren, »sie haben Erneuerbare Energien verdrängt«, sagt Hoyer. Für Photovoltaik-Unternehmen sind das weniger gute Nachrichten – denn nun müssen sie mit anderen Bereichen um Investorengelder konkurrieren.

Frost&Sullivan-Analyst Cartic zählt zwar neue Technologien etwa zu Dünnschicht-Solarmodulen weiterhin zu den interessantesten grünen Deals – aber eben genauso moderne Biokraftstoffe aus Zellulose oder Algen. Außer in die umweltfreundliche Energieerzeugung fließen Investitionen zudem in nachhaltige Energiewirtschaft, Energiespeicherung, Energieeffizienz und Smart-Grid-Technologien.  

Wer möglichst schnell Erfolge präsentieren kann, hat gute Karten bei Investoren. Der junge Cleantech-Markt ist abhängig von hohen Investitionskosten und einem kontinuierlichen Geldfluss. Gemeinsames Ziel sind Skaleneffekte durch Massenproduktion. Dafür spendieren die VCs eine Menge Geld, Götz Hoyer kann das anhand der neuesten Umfrage unter deutschen Risiko-Investoren belegen: „Das meiste Kapital, 107,4 Millionen Euro, ist 2012 in den Cleantech-Sektor geflossen. Der Bereich liegt damit vor Biotechnologie, dem Internet und Medizintechnik.“
Fehlende Rentabilität dagegen kostet Start-ups häufig den Kopf. Gerade macht die auf CIGS-Dünnschicht spezialisierte Firma Nanosolar mit einer Entlassungswelle Schlagzeilen – ist die Solarbranche Investoren denn keinen Pfifferling mehr wert?

Mountain Cleantech ist ein in der Schweiz ansässiger Risikokapitalgeber mit Schwerpunkt auf umweltfreundlichen Technologien. Chef Jürgen Habichler sieht wie auch Götz Hoyer das Problem vor allem in den politischen Rahmenbedingungen. »Wir halten uns derzeit mit Investitionen im Solar-Bereich zurück, da wir kein Vertrauen mehr in die politischen Rahmenbedingungen des EEGs haben«. Als Investor konzentriere man sich daher nun auf Bereiche, die unabhängig von gesetzlichen Rahmenbedingungen oder Förderungen sind. Die Änderung des EEGs sei zu hastig von statten gegangen. Besser wäre es gewesen, wenn man bereits früher, dafür nicht so radikal gekürzt hätte. »Damit hätte man meiner Meinung nach mehr Arbeitsplätze in Deutschland retten können. Nun verschwindet leider die Solar-Industrie aus Deutschland und wandert nach Asien ab.«

Welche potenziellen Investitionen im Bereich Erneuerbare Energien hält Habichler derzeit für am aussichtsreichsten? Zuletzt hat Mountain Cleantech in die Firma Geppert in Tirol investiert, die seit 117 Jahren Kleinwasserkraftwerke baut. »‘Small hydro‘ ist bestimmt einer der Zukunftsbereiche - vor allem in schnell wachsenden Schwellenländern in Asien und Lateinamerika«, ist sich der VC sicher. Die deutsche VC-Szene habe sich in den letzten Jahren stark verändert. »Traditionelle Fonds werden immer weniger. An deren Stelle treten strategische Investoren, Family Offices sowie ausländische Funds. Im Bereich Nachhaltigkeit und Cleantech sehen wir aktuelle wenige Investoren, darum kommen wir auch an sehr spannende Projekte heran.«


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