Grundsätzlich positiv bewertet auch Herbert Schein, CEO von Varta Microbattery, das kommende Geschäftsjahr. Er beobachtet in jüngster Zeit eine steigende Nachfrage nach kleinen, wiederaufladbaren Batterien für Anwendungen im Bereich »Wearable Technologies«, nicht implantierbarer medizinischer Überwachungstechnologien und für Energie-Harvesting-Anwendungen. Beim Thema Zwischenspeicherung von PV-Strom geben sich die meisten Befragten zurückhaltend. So verweist Oliver Luithle, Geschäftsführer von InnoPower, darauf, dass die entsprechenden professionellen Anlagen zwar serienreif seien, aber viel Unsicherheit herbeigeredet worden sei.
Raphael Eckert, Group Sales Manager, Yuasa Battery, formuliert es drastischer: »Dieser Markt steckt aus unserer Sicht noch komplett in den Kinderschuhen, er hat aber großes Entwicklungspotential.« Laut Professor Karl-Heinz Pettinger, Inhaber der Professur für Elektrische Energiespeicher an der Hochschule Landshut, beginnt sich die Zahl der Anbieter in diesem Bereich bereits zu konsolidieren. Zwar sei im industriellen Bereich ein neues Denken in Richtung »Low-Carbon-Produktion« zu beobachten, »allerdings wird das bislang nur von einigen visionären CEOs und Firmeninhabern getrieben«. Von Konsolidierung könne dagegen in China nach den Beobachtungen von Panzini überhaupt nicht die Rede sein: »Vor Jahresfrist haben nur wenige chinesische Anbieter Storage-Systeme für Einfamilienhäuser angeboten. Mittlerweile entwickelt fast jeder eine solche Lösung – oft mit lausigsten Ergebnissen.« Während nach Ansicht von Schuh und Sonnemann die Marktentwicklung in diesem Bereich eher schleppend vorangeht, sehen andere wie Schein einen klaren Trend nach oben: »Wir rechnen mit einem Durchbruch ab Mitte nächsten Jahres.«
Ähnlich positiv gestimmt ist Bauer: »Nach rund 1500 Systemen in diesem Jahr werden wir die Fertigung im nächsten Jahr in Richtung auf 10.000 Systeme hochfahren, wobei wir unseren Kunden verschiedene Versionen mit Leistungen zwischen 5 und 10 kWh offerieren.« Für Andreas Schmidt, Registered Manager, Omnitron Griese, hängt die Entwicklung des ESS-Marktes 2015 vor allem von der Verfügbarkeit passender Zellen ab. Er bewertet die Lieferfähigkeit von Lithium-Ionen-Zellen kritisch und nennt dabei unter anderem Panasonic. Sonnemann seinerseits verweist darauf, dass Panasonic wegen der großen Nachfrage seitens Tesla nach 18650-Zellen inzwischen eine neue Hochkapazitätszelle mit 3,4 Ah entwickelt hat: Modell NCR-18650BL werde in einem anderen Werk in Japan produziert, sei aber vor allem auf den Einsatz im E-Bike-Bereich abgestimmt.
Sehr unterschiedlich fallen die Einschätzungen der Branchenkenner zum Thema E-Mobility aus. Während etwa Hetzel speziell für KMUs keine Dynamik in dem Thema erkennen kann und angesichts der diesjährigen EcarTec sogar von einer rückläufigen Entwicklung spricht, sieht Luithle die Hauptmotivation der Autohersteller darin, über die Elektrofahrzeuge sich möglichst niedrigen Emissionswerten in ihren Gesamtflotten zu nähern. Andere sind da nicht ganz so pessimistisch. Für Sonnemann ist die Schaffung der nötigen Infrastruktur die Voraussetzung für einen wirklichen Marktdurchbruch der Elektrofahrzeuge und Hybrid-Autos. Schein rechnet für die nächsten Monaten mit einem Wachstum vor allem in China und den USA. Den großen Durchbruch sieht er jedoch nicht vor 2017/18. Professor Werner Tillmetz, ZSW-Vorstand und Leiter des Geschäftsbereichs Elektrochemische Energietechnologien in Ulm, verweist auf das auch in diesem Jahr wieder erfolgte Wachstum der Elektrofahrzeuge um 100 Prozent: »Dieses Wachstum kommt aber primär aus den USA, Norwegen, den Niederlanden, Japan und Korea«. Nach seiner Einschätzung wird es vor allem die E-Mobility sein, die bis 2020 den Umsatz mit Lithium-Ionen-Akkus auf 30 Milliarden Dollar verdoppeln wird. Aus diesem Grund ist er überzeugt davon, dass in den nächsten Jahren nicht nur die Gigafactory von Tesla die Produktion aufnehmen wird, sondern noch einige andere neue Fabs entstehen werden.
Die Stimmung bleibt auf hohem Niveau |
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Gegenüber dem letzten Jahr stellt das Frühjahr 2014 eine Verbesserung dar, die sich positiv auf den Abverkauf von E-Bikes und Pedelecs auswirkte. Zudem werden inzwischen auch immer öfter sportliche Räder mit E-Motor-Unterstützung nachgefragt - ein Faktor, der mit dazu beigetragen haben dürfte, dass der Branchen-Index mit 3,30 für das erste Halbjahr 2014 sogar noch höher lag, als ursprünglich erwartet. Für den leichten Rückgang auf 2,38 im zweiten Halbjahr 2014 sind laut Branchenkennern aber nicht die diversen internationalen Krisenherde der letzten Monate verantwortlich: Das Batterie- und Pack-Business der Branche sei zu sehr Europa-orientiert. Mit 3,07 geht die Branche darum auch fast mit dem gleichen Optimismus ins neue Geschäftsjahr 2014 wie zu Beginn des Jahres. ein Grund dafür könnte der sich trotz mangelnder staatlicher Unterstützung allmählich entwickelnde Energy-Storage-System-Markt, kurz: ESS, sein. |
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