Nach Jahren des Booms müssen auch die Hersteller von Lithium-Akkus 2009 Rückschläge hinnehmen. Obwohl erstmals seit Jahren die Produktionszahlen rückläufig sind, können NiMH und NiCd davon nicht profitieren.
Auch langjährige Boom-Märkte sind nicht Rezessions-resistent. Erfreuten sich die Hersteller von Lithium-Ionen-Akkus seit Beginn dieses Jahrzehnts fast automatisch jährlicher zweistelliger Stückzahlsteigerungen, so ist das im Jahre 2009 anders. In seiner jährlichen Studie des weltweiten Akku-Bedarfs für portable und Emerging-Market-Applikationen geht Hideo Takeshita, Vice President des japanischen Institute of Information Technology, davon aus, dass das Stückzahlvolumen in diesem Jahr wohl um 4 Prozent rückläufig ist. In Zellen bedeutet das einen Rückgang auf rund 3,05 Mrd. Akkus, umsatztechnisch geht er für das Geschäftsjahr 2009 von 7,27 Mrd. Dollar aus.
Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Umsatz der Branche bei über 10 Mrd. Dollar. Für das Jahr 2010 erwartet Takeshita ein Stückzahlwachstum von 11 Prozent, das Marktvolumen dürfte nach seiner Einschätzung dann bei 7,65 Mrd. Dollar liegen.
Während sich der Markt für zylindrische Zellen mit dem fortschreitenden Lagerabbau seit dem zweiten Quartal allmählich wieder erholt, rechnet er für den Handybereich aufgrund der in diesem Jahr gesunkenen Verkaufszahlen nicht mehr mit einer Erholung in diesem Jahr.
Angesicht gefallener und weiter rückläufiger Rohstoffpreise drängen große Abnehmer zudem bei den Batterie- und Akku-Herstellern auf Preisreduzierungen. Erleichtert wurden ihnen das speziell in der ersten Jahreshälfte 2009 durch das Überangebot am Markt, das durch den Produktionsausbau großer Hersteller wie Sanyo, Panasonic oder Sony im Vorjahr verursacht wurde. Zum Teil wurden diese Überkapazitäten inzwischen dazu genutzt, um Produktionsvolumina für Lösungen im Bereich E-Mobility und Anwendungen im Bereich Energiespeicherung, etwa bei erneuerbaren Energien, zu schaffen. Zu den Profiteuren der derzeitigen Marktsituation dürften nach Einschätzung von Takeshita vor allem die beiden koreanischen Hersteller Samsung (SDI) und LG (LGC) gehören. Ihr Markterfolg wird unter anderem vom schwachen koreanischen Won gefördert.
Vor diesem Hintergrund ist wohl auch die Tatsache zu sehen, dass neben SDI und LGC nur Lishen und A123 in der Lage waren, 2009 mehr Lithium-Ionen-Akkus abzusetzen als im Vorjahr. Die deutlichsten Steigerungen weist dabei der amerikanische Start-up A123 auf: Verkaufte das Unternehmen, das demnächst mit einem IPO an die Börse gehen wird, 2007 erst 15,6 Mio. Zellen, waren es im Jahr darauf bereits 33,6 Mio. Einheiten. Für 2009 erwartet Takeshita nun den Absatz von knapp 40 Mio. Lithium-Ionen-Akkus auf Lithium-Eisenphosphat-Basis.
Welche Dimension das Speichervolumen von Lithium-Zellen in Summe inzwischen bereits erreicht hat, macht Takeshita mit dem Verweis auf die mögliche jährliche Energiespeicherung in Lithium-Ionen-Zellen deutlich. Sie lag im Jahr 2003 noch bei rund 7 MWh/Jahr und wird in diesem Jahr ein Volumen von über 20.000 MWh/Jahr erreichen. Für die nächsten Jahre sagt Takeshita eine weitere Bedarfsexplosion voraus: Er hält bis 2020 eine Steigerung auf etwa 100.000 MWh/Jahr für möglich. Das würde einer Vervierfachung der Speicherkapazität in zehn Jahren entsprechen. Die Erklärung dafür liefert der bevorstehende Masseneinsatz von Lithium-Ionen-Akkus im Bereich E-Mobility. Eine Größenordnung von einigen tausend MWh/Jahr wird diese Anwendung nach seiner Einschätzung erstmals 2011 erreichen. Doch bereits im Jahr 2018 könnten 35.000 bis 40.000 MWh des dann erwarteten Bedarfs von rund 80.000 MWh/Jahr auf diesen Applikationsbereich entfallen.
Kein Wunder also, dass Takeshita den Bau und Einsatz von Hybrid-Fahrzeugen (HEV) bereits als weitgehende Praxis bei den in diesem Bereich tätigen Batterie- und Akku-Spezialisten bezeichnet, den zukünftigen Markteintritt eines vollwertigen Elektrofahrzeugs (BEV) jedoch als wirklichen Schatz für die Hersteller von Lithium-Akku-Lösungen bezeichnet. Er verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass Nissan/Renault und Mitsubishi bereits konkrete Pläne für die Entwicklung und Markteinführung von Elektrofahrzeugen vorgelegt haben, bei Toyota und VW rechnet er offenbar mit ähnlichen Plänen und rät dazu, die weitere Vorgehensweise dieser beiden Automobilhersteller genau zu verfolgen.