Seoul Semiconductor / Exklusiv-Interview

»Kunden sollten nur mit IP-sicheren Herstellern arbeiten«

26. Juni 2017, 13:53 Uhr | Nicole Wörner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Patente und Patentrechtsklagen - Ist ein fairer Wettbewerb heute überhaupt noch möglich?

Seit der Gründung 1992 reinvestiert Seoul jedes Jahr 10 % des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Das Resultat daraus ist ein IP-Portfolio von rund 12.000 Patenten – bestätigt vom IEEE 2013. Welche Bedeutung haben diese Patente für Seoul?
In einem Markt, der extrem vom Verdrängungswettbewerb geprägt ist, wird IP immer wichtiger, um sich gegen die Konkurrenz aus Fernost zu positionieren. Einige chinesische Anbieter sind derzeit massiv auf Einkaufstour – zum einen kaufen sie Marken, zum anderen aber auch Patente. Wieder andere „umgehen“ die Einkaufstour und nehmen sich die patentgeschützten Technologien einfach. Hier entsteht ein massiver Schaden für den Patentinhaber. 

Nichia und Cree haben bereits früher Patentrechtsklagen angestoßen. Von Seoul hört man erst seit kürzerem davon. Warum?
Wir haben uns lange Zeit zurückgehalten, und wir sehen uns auch heute noch nicht als ein Unternehmen, das sich durch Patentrechtsklagen in den Vordergrund spielen will. Aber irgendwann war der Punkt erreicht, an dem auch wir ein Exempel statuieren mussten. Wir haben seit jeher sehr viel Geld und Manpower in unsere Entwicklung investiert und damit eine Technologieführerschaft erreicht. Nun kommt ein staatlich hochsubventioniertes chinesisches Unternehmen daher und kopiert auf billigste Art und Weise unsere Technologie, spart sich dabei alle F&E-Investitionen und nimmt einfach den Gewinn für sich in Anspruch. Ist es da nicht verständlich, dass man sich dagegen wehrt? Mit unseren jüngsten Patentverletzungsklagen senden wir auch eine Warnung in den Markt: Wir stehen für unsere IP ein und kämpfen für sie. Für unseren Gründer Chung Hoon Lee ist es zudem eine sehr persönliche Sache: Er steckt viel Herzblut und Leidenschaft in das Unternehmen und will es zukunftssicher aufstellen. Grundlage dafür sind innovative, geschützte Technologien. Letztendlich ist es aber nach wie vor nicht unser Ziel, unsere Energie auf Patentverletzungsklagen zu verschwenden, sondern uns vielmehr auf Innovationen und Technologien zu konzentrieren. 

Wie reagieren die Kunden auf Patentrechtsklagen?
Sie haben teilweise sogar den Anstoß dazu gegeben, uns auf so manche potentielle Kopie aufmerksam gemacht. Eines muss klar sein: IP-Sicherheit steht für Kundensicherheit, denn auch die Kunden müssen mit ihren Produkten patentsicher sein. Insofern raten wir unseren Kunden immer wieder: Arbeitet ausschließlich mit einem der Top-Player zusammen, egal mit welchem, denn sie sind alle IP-save. Und wenn sie selber einmal mit einer Patentverletzungsklage konfrontiert werden, stehen ihnen unsere Anwälte zur Seite und kümmern sich um die Sache. Wir haben schon viele Prozesse für unsere Kunden gewonnen.

Zu den Prinzipien von Seoul zählt „ein fairer Wettbewerb“ – halten Sie das in der heutigen Zeit noch für machbar und realistisch?
Absolut. Die Verhaltensweisen, die wir in Bezug auf die Patentverletzungen seitens chinesischer Anbieter sehen, sind unter den marktführenden und IP-sicheren Unternehmen in Europa und den USA nicht üblich. Über die Lizenzgeber/-nehmer-Verhältnisse und Cross Licences hinaus respektiert man sich gegenseitig und betreibt einen harten, aber fairen Wettbewerb, in dem der jeweils Beste gewinnt. 
 

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