Bei Bildschirmen mit Diagonalen größer als 12,1 Zoll »werden verstärkt immer höhere Auflösungen wie etwa Full-HD auch im industriellen Umfeld angefragt«, konstatiert Philipp Meinhardt, Head of Marketing Communications der Data Modul AG. Zwar seien Displays mit geringeren Auflösungen »nach wie vor weit verbreitet«, doch prinzipiell gehe der Trend hin zu Displays mit hoher Auflösung. Ein weiterer Trend vor allem bei Handhelds und bei Displays für den Außenbereich sei hohe Helligkeit für Sonnenlichttauglichkeit kombiniert mit dem »ebenso wichtigen Aspekt« der Energiesparsamkeit. Diese beiden Anforderungen sowie die der Qualität des Ablesewinkels »sind stark abhängig von der Art der Applikation und grundsätzlich gut mit den bestehenden, technologischen Möglichkeiten zu erfüllen«. In puncto Format würden bei Neu-Designs Displays im 4:3-Format durch Anzeigen im Wide-Format in den Diagonalen 7,0, 15,6 oder auch 18,5 Zoll ersetzt. Die PCAP-Touch-Technik ist »mittlerweile auch im Industrie-Alltag angekommen, vor allem die Möglichkeiten hinsichtlich Produktdesign, Robustheit und Usability überzeugen die Industriekunden«. Aber auch die resistive Touch-Technologie und andere, alternative Arten von Bedienkonzepten (Encoder, Tastaturen) seien nach wie vor applikationsabhängig gefragt. Weil derzeit die 2-Finger-Bedienung für industrielle Applikationen »zumeist ausreicht, wird Multitouch verhältnismäßig selten benötigt«.
Was den Einsatz von OLED-Displays anbelangt, herrscht laut Meinhardt »trotz ausgereifter Produkte ein eher überschaubarer Bedarf für industrielle Applikationen, OLED befindet sich nach wie vor noch in den Startlöchern«. Im Consumermarkt haben OLEDs in Smartphones und TVs einen festen Platz eingenommen. Es bleibe aber abzuwarten, ob diese Technologie im Industriemarkt an-genommen werde, »denn mit der Quantum-Dots-Display-Technologie in LCD-Displays sind Produkte mit ähnlicher optischer Performance verfügbar«. Bislang haben die Hersteller von Industriedisplays allerdings noch keine Quantum-Dots-Displays in ihrem Produkt-Line-up. Im Augenblick sei die Technologie preislich auch noch nicht attraktiv genug, um einen großen Durchbruch schaffen zu können. Bezüglich der Schnittstellen halte eDP Einzug in Industrieapplikationen, »LVDS wird jedoch mittelfristig das vorherrschende Interface bleiben«. Bei Displays mit großen Diagonalen in UHD-Auflösung spiele zunehmend V-by-One eine dominierende Rolle.
Als größtes Manko für den Einsatz von OLEDs in professionellen Applikationen wertet Display-Experte Prof. Karlheinz Blankenbach von der Hochschule Pforzheim das »fehlende Vertrauen in die Langzeitverfügbarkeit, die unabdingbar ist«. Inzwischen weit verbreitet sind Character-OLEDs und niedrigauflösende graphische PM-OLEDs, aber sie liegen »deutlich hinter den entsprechenden LCD-Technologien«. Überdies kommen die Stärken der OLEDs wie ultrakurze Schaltzeiten und geringe Bautiefe bei vielen industriellen Anwendungen nicht so zum Tragen wie etwa in CE-Mobilgeräten. Last but not least gibt es Lebensdauer- und Burn-In-Probleme. All dies und der zudem im Vergleich mit LCDs höhere Preis verbunden mit der fehlenden Langzeitverfügbarkeit »bedeuten für den Einsatz von OLEDs ein zu hohes Risiko zu höheren Kosten«. Jedoch gebe es Anwendungen, bei denen die einzigartigen Vorteile der OLEDs zum Design-Win führen wie bei transparenten oder gekrümmten Displays. Die konkave Krümmung ermöglicht die Reduktion der wahrnehmbaren Umgebungslichtreflexionen, außerdem treten für Betrachter große Winkel auf, weshalb dies eine USP-Anwendung für OLEDs werden könnte. Gleichwohl berge die LCD-Technik immer noch genügend Innovationspotenzial wie etwa Quantum Dots (QD), um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein. So wird für 2020 vorhergesagt, dass über 100 Mio. QD-LCD-TVs und nur etwa 5 Mio. OLED-TVs weltweit verkauft werden.
Bezüglich OLEDs wird laut Eberhard Schill, Manager Marketing&Distribution bei Kyocera Display Europe, »eine Menge Vielversprechendes publiziert«. Aber wenn sich selbst Trendsetter wie Apple bei neuen Produkten mit dem Einsatz von OLEDs zurückhalten, werde es dafür »triftige Gründe« geben. Und wie sind die Chancen für den Herausforderer QD? »Quantum Dots sind – Stand heute – noch nicht soweit, haben aber das Potenzial, OLED zu schlagen«, prognostiziert der Kyocera-Manager. Bei den Bildschirmdiagonalen geht der Weg »eindeutig weiterhin« zu größeren Diagonalen: Im Automotive-Bereich sind 10,25 und 12,3 Zoll ultrawide inzwischen etabliert, der Massenmarkt spiele sich hier aber noch bei kleineren Diagonalen ab. Im Industriesegment gebe es vermehrt Anfragen für 7 bis 12,1 Zoll im Wide-Format (16:9, 16:10). In puncto Schnittstellen ist LVDS »immer noch die gängigste für Standard-Anwendungen, bei neuen Schnittstellen kristallisiert sich eDP etwas heraus«.