Beharrlichkeit zeigen die Anwender auch bei den Bildschirmdiagonalen und folgen damit nicht dem Trend der Consumer-Welt: »Größere Displays erfordern bekanntlich größere Einbauräume. Das dürfte in Zeiten, in denen versucht wird, immer mehr Funktionen auf immer weniger Platz unterzubringen, in den wenigsten Fällen dem Wunsch des Kunden entsprechen«, ist sich Becker sicher. »Vielmehr versuchen Hersteller von Industriesystemen zunehmend, dem erweiterten Informationsbedarf der Anwender über höhere Auflösungen gerecht zu werden. Statt auf ein 15-Zoll-Display umzusteigen, wird lieber von 12,1-Zoll-SVGA auf XGA aufgerüstet. « Ein Sonderfall ist der e-Signage-Bereich, der vornehmlich großformatige Panels einsetzt. Über eine weitere Ausnahme kann Klein berichten: »Bei Verkaufautomaten lässt sich beobachten, dass sich die Funktion des Displays vom reinen Anzeigemodul hin zum interaktiven Bedienelement wandelt. Die Integration von Schaltelementen auf dem Display reduziert die Komplexität des Gesamtsystems und erhöht die Flexibilität beim Produktdesign, erfordert andererseits aber mehr Platz auf dem Bildschirm. Das heißt: Bei allen Anwendungen, in denen die Anzeige gleichzeitig Bedienelement ist, geht der Trend zu größeren Diagonalen.«
Dies wird zum Teil auch mit Wide-Format-Displays (16:9) realisiert, denn sie bieten die notwendige Fläche, um komplexe Bedienmenüs und die Touchscreen-Funktionalitäten auf dem Schirm unterzubringen, ohne die Anzeige in ihrer eigentlichen Anwendung zu beeinträchtigen. »Das Interesse der Kunden ist da, aber es gibt noch wenig wirklich industrietaugliche Displays«, räumt Szabo ein. »Die Firma CMO ist hier ein Vorreiter. Es wird sicherlich noch einige Jahre dauern, bis das Wide-Format von einer breiten Kundenbasis eingesetzt wird.«
Bevor die Bildschirminhalte plakativ werden können, müssen sie aber erstmal vom Rechner zum Display gelangen. Durch zahlreiche zueinander inkompatible Panel-Interfaces wurde in der Vergangenheit mit fast jedem neuen Panel eine Anpassung der Rechnerelektronik notwendig – ein Wandel zeichnet sich für Becker aber ab: »Es scheint sich erfreulicherweise das Low-Voltage-Differential-Interface immer mehr als Standard zu etablieren.« Denn der Wunsch nach einer Schnittstelle, die eine Datenübertragung über weitere Distanzen ermöglicht, ohne dass das Bild auf dem Monitor massiv an Qualität verliert, ist so alt wie die Flachdisplaytechnik. Probleme bereiten diesbezüglich die TTL-Schnittstellen, die heute noch häufig bei Displays mit Auflösungen bis hin zu SVGA zu finden sind. Mit Interface-Wandlerkarten, die eine analoge Signalübertragung auch über weite Distanzen erlauben, und einem geeigneten Kabel lässt sich selbst bei höheren Auflösungen und 20 m Distanz noch eine ganz passable Bildqualität realisieren.
Diese RGB-Ansteuerkarten sind jedoch ein zusätzlicher Kostenfaktor. Im Unterschied dazu findet man LVDS-Emitter-Module auf vielen Industrierechnern als »Beifang« der integrierten Grafikcontroller. LVDS etabliert sich damit als eine Standardschnittstelle für die Hochgeschwindigkeitsdatenübertragung. Die differenzielle Signalübertragung sorgt für eine verbesserte Störsicherheit und kann auch für Kabellängen über größere Distanzen zum Einsatz kommen.«
Die Display-Branche kann aber nicht nur bei den mechanischen und elektrischen Basiswerten ihre Innovationsfähigkeiten beweisen – auch Detailverbesserungen können überzeugen. Ein Beispiel ist Deawon Europa mit seinen im Sonnenlicht ablesbaren Displays mit Bildschirmdiagonalen bis zu 52 Zoll. Um die Ablesbarkeit seiner »SolarView«-Familie in direktem Sonnenlicht zu verbessern, setzt das Unternehmen auf eine mechanische Modifikation des Front- und Back-Polarizers. Das Ergebnis sind beachtliche transflektive Eigenschaften mit UV-Filter, eine verbesserte Grundhelligkeit und ein erweiteter Betrachtungswinkel, bei unveränderten mechanischen und elektrischen Eigenschaften.
Mit solchen und diversen anderen Innovationen hat die Industrie-Display-Branche die Chance, sich vom Wettbewerbsumfeld zu differenzieren und so die wirtschaftlichen Turbulenzen zu meistern. (mk)