Wie schätzen sie die Gefahr ein, dass die Produktion von organischen Solarzellen oder OLED-Beleuchtungen nicht auch nach Asien abwandert, wie das bei der Display-Fertigung der Fall war?
Zunächst einmal ist es so, dass wir generell gegen die sehr wettbewerbsfähige asiatische Konkurrenz ankämpfen. Aber nehmen wir mal das Beispiel der Photovoltaik. Kristalline Solarzellen kann heute fast jeder herstellen. Bei der organischen Photovoltaik handelt es sich doch um eine sehr anspruchsvolle Dünnschicht-Technologie. Bei der Photovoltaik von der Rolle, wie sie Heliatek betreibt, haben wir eine sehr gute Patent-Situation. Außerdem ist es eine Technologie, bei der die Personalkosten eher vernachlässigbar sind. Daher sehe ich sehr gute Chancen, das hier in Europa zu machen.
Der Standort wird ja momentan von OLED-Anwendungen bestimmt, neu dabei sind die organischen Solarzellen. Welche weiteren Anwendungen sehen Sie denn noch?
Zunächst einmal darf man Plastic Logic nicht vergessen, mit der weltweit einzigen Massenfertigung für Displays auf Basis organischer Transistoren. Aus meiner Sicht ist auch das aufrollbare OLED-Display sehr interessant, obwohl es technisch sehr anspruchsvoll ist: Gegenüber den Backplanes, die momentan für die E-Ink Displaytechnologie gefertigt werden, brauchen wir für das Treiben eines OLED-Displays noch eine sehr deutliche Verbesserung der Bauelementparameter.
Stehen diese Technologien in Konkurrrenz zueinander?
Das würde ich nicht sagen. Das OLED-Display auf Glas ist in Asien etabliert, es ist für kleine Formate im Geschäft erhältlich. Es gibt aber auch Anwendungen, bei denen die Flexibilität, also die Aufrollbarkeit ganz neue Märkte eröffnen würde. Da sehe ich noch mal eine Chance Displayfertigung nach Deutschland zurückzuholen. Dabei muss man natürlich vorsichtig sein, wir haben uns da schon mal getäuscht. Viele glaubten, mich eingeschlossen, dass wir mit der OLED die Displayfertigung nach Europa zurückholen. Das hat sich aus Gründen die man eigentlich hätte wissen können nicht erfüllt.
Welche waren das?
Das war die Dominanz der asiatischen Herstellern bei den Backplanes aus amorphem und polykristallinem Silizium. Mit den organischen Backplanes haben wir hier jetzt aber einen deutlichen Vorsprung und damit ist noch mal die Chance gegeben, das hier zu machen.
Gibt es bei der OLED-Beleuchtung ernsthafte Konkurrenten auf der Welt?
Wir haben in Asien sehr ernsthafte Konkurrenz. Dort haben die Unternehmen viele Jahre Erfahrung in der Fertigung von OLED-Displays sammeln können. Sie haben viele Maschinen zur Displayfertigung, die jetzt auch abgeschrieben sind. Aber ich denke, wir können uns dieser Konkurrenz stellen.
Sie sind viel beschäftigt, sind bei neuen Unternehmen mit dabei, unterrichten an der Uni und haben eine Familie. Bleibt da noch Zeit zum Forschen?
Zu wenig natürlich, aber gelegentlich findet sich noch die eine oder andere Stunde, wo ich mit Mitarbeitern gemeinsam über Physik sinniere.
Vielen Dank für das Gespräch.