Gleichmann Electronics: Langzeitverfügbarkeit von Industriedisplays

»3 Jahre sind Standard«

16. November 2010, 16:46 Uhr | Erich Schenk
Gerhard Becker, Gleichmann Electronics: »Fakt ist, dass sich die Zahl der Projekte, bei denen Verfügbarkeit von über 3 Jahren gefordert oder sogar zwingend erforderlich ist, doch sehr in Grenzen hält.«
© Gleichmann Electronics

Vor fünf Jahren noch ein Alleinstellungsmerkmal japanischer Premiummarken wie Hitachi, NEC, Sharp oder Toshiba, werben inzwischen fast alle namhaften Hersteller von industrietauglichen Displays mit einer gewissen Langzeitverfügbarkeit ihrer Produkte. »Drei Jahre sind heute Standard«, sagt Gerhard Becker, Leiter Produktmarketing Displays&Systeme beim Display-Spezialisten Gleichmann Electronics.

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Markt&Technik: Ob AUO, Chimei Innolux oder LG: Die taiwanischen und koreanischen Display-Hersteller scheinen inzwischen neben den Consumer-Applikationen auch den Markt für Industriedisplays für sich entdeckt zu haben . . .

Gerhard Becker: Das scheint nicht nur so. Die Zeiten, als Displays für den professionellen Einsatz nur von den renommierten japanischen Herstellern zu bekommen waren, sind definitiv vorbei. Auch wenn Industriedisplays für große Produzenten wie AUO, CMI oder LG umsatzmäßig immer ein Nischengeschäft bleiben werden, offeriert inzwischen jeder der genannten TFT-Hersteller mindestens eine speziell auf industrielle Bedürfnisse zugeschnittene Produktlinie – bei AUO und CMI ist dies die sogenannte G-Serie. Diese Produkte zeichnen sich nicht nur durch einen erweiterten Betriebstemperaturbereich aus, sondern vor allem auch durch eine längere Verfügbarkeit.

Was bedeutet längere Verfügbarkeit konkret?

Grundsätzlich erwarten unsere Kunden heutzutage eine Verfügbarkeit von drei Jahren. Jedes weitere Jahr wird zwar wohlwollend zur Kenntnis genommen, genutzt wird diese Option – wenn überhaupt – aber nur, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis weiterhin stimmt. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung im Display-Bereich ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde nach Ablauf der drei Jahre für das gleiche oder sogar weniger Geld ein deutlich besseres Display kaufen kann, schon sehr hoch. Am Ende entscheidet also in den meisten Fällen wie so oft der Preis.

Drei Jahre klingen angesichts der in der Industrie immer wieder heiß diskutierten Obsolesence-Thematik nicht besonders lang. Wie wichtig ist das Thema Langzeitverfügbarkeit für Display-Kunden tatsächlich?

Das hängt letzten Endes von den eingesetzten Produkten, der jeweiligen Applikationen und der Flexibilität des Kunden ab. Selbst im Medizinbereich gibt es Anwendungen, bei denen in erster Linie der Display-Preis im Vordergrund steht. Fakt ist, dass sich die Zahl der Projekte, bei denen Verfügbarkeit von über drei Jahren gefordert oder sogar zwingend erforderlich ist, doch sehr in Grenzen hält. Das Bestehen auf Langzeitverfügbarkeit bedeutet unter Umständen ja auch, dass sich der Anwender ein Stück weit selbst vom technischen Fortschritt abkoppelt.

So bin ich mir ziemlich sicher, dass LED-Backlights die klassische CCFL-Hinterleuchtung in den nächsten zwei, drei Jahren fast vollständig vom Markt verdrängen werden. Die Folge wäre, dass der Kunde für ein Display mit CCFL-Hinterleuchtung tiefer in die Tasche greifen muss. Bei steigenden Kosten wird die Langzeitverfügbarkeit oft sehr schnell zum sekundären Thema.

Wann und wo ist Langzeitverfügbarkeit besonders wichtig?

In Bahnbereich oder auch in militärischen Applikationen gilt es, eine Vielzahl sehr strenger Vorschriften zu beachten. Da kann sich das Qualifizierungs- und Zulassungsprozedere für ein neues Display schon einmal über Monate oder gar Jahre hinziehen, und jede nachträgliche Änderung bezüglich Abmessungen und Steckverbindern geht richtig ins Geld. Gleiches gilt auch für den Medizinbereich, wo heutzutage hohe Systemkompatibilität gefragt ist.

Grundsätzlich gilt: Solange nachfolgende Displaygenerationen in Form, Größe und Funktion gleich bleiben, sind Modifikationen und Neuerungen in 80 Prozent der Fälle irrelevant, mitunter sogar gewünscht. Aber es gibt eben auch durchaus Anwendungsbereiche, in denen der Wunsch nach einer möglichst langen Produktverfügbarkeit nachvollziehbar und legitim ist.

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