Zukunftsträchtige Themen wie die THz-Technologie eröffnen nicht nur etablierten, sondern auch jungen Unternehmen wie etwa der 2007 gegründeten SynView hervorragende Marktchancen. Markt&Technik sprach mit den beiden Gründern Dr. Torsten Löffler und Dr. Holger Quast über das enorme Marktpotential dieser Technologie.
Markt&Technik: Die Terahertz-Technologie ist auf dem Weg vom Forschungslabor hinaus in die Industrie. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stellenwert dieser Technologie?
Dr. Torsten Löffler: Nun, das größte Hindernis für die Marktverbreitung der Terahertz-Technologie war bisher die Herstellung von Quellen, die diese Strahlung erzeugen können. In den letzten Jahren ist die Entwicklung jedoch stark vorangegangen, man hat auf der optischen Seite in der Lasertechnik große Fortschritte erzielt und seitens der Elektronik immer schnellere Schaltkreise entwickelt. Das haben wir uns zunutze gemacht. Meine ursprüngliche Idee war, dass sich Terahertz-Systeme nicht nur auf Basis von Lasern, sondern auch auf rein elektronischem Weg bauen lassen müssten. Im Jahr 2008 habe ich das erste eigene Produkt entwickelt, den SynViewHead. Dieser stellt auch heute noch die Grundlage für unsere Prüfsysteme dar.
Wie machen Sie sich die THz-Strahlung zunutze?
Dr. Torsten Löffler: Während Mobilfunkwellen zum Beispiel recht problemlos dicke Wände durchdringen können, gehen THz-Wellen je nach Material nur einige Millimeter bis einige Zentimeter hinein. Dafür bilden sie das, was sie dann sehen, mit einer hohen Auflösung ab. Damit eignen sie sich vor allem für die zerstörungsfreie Materialprüfung, kurz ZfP, und somit für die Qualitätssicherung. Hier liegt unser Fokus. Aktuell ist SynView die einzige Firma, die sich auf vollelektronische Systeme spezialisiert hat und die entsprechende Terahertz-basierte Prüfsysteme für die ZfP anbietet. Wir bieten ein tiefes technisches Know-how, das wir zum Teil zusammen mit der Industrie in individuelle Prüflösungen umsetzen, sind aber auch immer noch sehr wissenschaftsnah aufgestellt. Unter anderem pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit Fraunhofer.
Welche Anwendungen treiben die THz-Technologie Ihrer Ansicht nach derzeit am stärksten?
Dr. Holger Quast: Einer der aktuell wichtigsten Technologietreiber ist der Sicherheitsbereich. Hier geht der Trend von niederfrequenten Systemen hin zu höheren Frequenzen für eine höhere Auflösung. Weil es sich dabei jedoch um einen preissensitiven Massenmarkt handelt, müssen die einzelnen Komponenten preisgünstig sein, so dass in diesem Bereich intensiv an einer Kostenoptimierung gearbeitet wird. Mittelfristig kann dies auch zu sehr günstigen THz-Systemen für die zerstörungsfreie Materialprüfung führen.
Womit wir beim zweiten Technologietreiber, der zerstörungsfreien Materialprüfung sind. Allerdings handelt es hier derzeit weniger um einen Massenmarkt, sondern eher um sehr spezielle Lösungen, die eine hohe Performance der Komponenten verlangt. Somit treibt der Sicherheitsmarkt die Kostenoptimierung und die Prüftechnik die Performance der THz-Komponenten.
In welchen Anwendungen sehen Sie das größte Zukunftspotential?
Dr. Holger Quast: Auf absehbare Zeit werden bildgebende Anwendungen - etwa in der ZfP und im Sicherheitsbereich - die THz-Technologie am stärksten treiben. Aber auch der Kommunikationsmarkt kann in einigen Jahren für viel Potential sorgen. Derzeit wäre es aber noch viel zu teuer, entsprechende Chips herzustellen. Die Forschung und Entwicklung wird sich ebenfalls weiter mit der THz-Technologie beschäftigen, wird aber naturgemäß ein - wenn auch wichtiger - Nischenmarkt bleiben.
Wird die THz-Technologie andere bildgebende Technologien verdrängen?
Dr. Holger Quast: Nein, in der zerstörungsfreien Materialprüfung wird sie die heutigen bildgebenden Verfahren wie optische und Röntgeninspektion, Thermographie, Ultraschall und Shearographie nicht verdrängen, aber ganz sicher ergänzen.
Welche Zukunft sehen Sie für die THz-Technologie und - damit einhergehend - für Ihr Unternehmen?
Dr. Torsten Löffler: In der zerstörungsfreien Materialprüfung wird sich die THz-Technologie in vielen Bereichen als anerkanntes Verfahren darstellen. SynView gilt als Vorreiter in dieser Technologie und als zentraler Ansprechpartner – zunächst in der DACH-Region, aber mittlerweile auch europa- und weltweit. Wir identifizieren neue Anwendungen und bieten die entsprechenden Lösungen an. Ich denke, wir sind gut aufgestellt für die Anforderungen der Zukunft und können unsere Marktposition als führender Anbieter für vollelektronische THz-Messtechnik weiter ausbauen.
Das Interview führte Nicole Wörner.