Für den Anwender wird es immer schwieriger, sich für ein Produkt zu entscheiden. Doch woran macht er seine Kaufentscheidung letztendlich fest? Am Markennamen, dem Preis oder doch an den technischen Spezifikationen? Welche Differenzierungsmöglichkeiten sehen die Hersteller selber, und wie gewichten sie diese?
»Betrachtet man unsere zwei meistverkauften Baureihen, DLM2000 und DL850, fällt die Differenzierung auf den ersten Blick auf«, so Mathä. »Die Bauform des Mixed-Signal-Oszilloskops DLM2000 ist als Desktop-Laboroszilloskop einzigartig in Bezug auf Design, Platzbedarf und Bedienung. Zudem ist es das einzige Hybrid-Scope, bei dem sich ein analoger Messkanal in acht Digitalkanäle umschalten lässt. Für den ScopeCorder DL850 liegt die Differenzierung in der Modularität mit acht Modulslots, also seiner Ausbaufähigkeit und damit Investitionssicherheit.«
Für LeCroy besteht ein wichtiges Differenzierungsmerkmal im Vertriebskonzept: »In der Mittelklasse und im High-end-Bereich setzen wir auf Direktvertrieb, weil wir vor allem aus Kundensicht und für den Support keine Alternative dazu sehen«, so Wolf. »Im Economy-Bereich ist der Distributionsweg sehr sinnvoll, hier werden wir unsere Präsenz sicher ausbauen.« Auf der Produktseite könne man sich nach Wolfs Überzeugung durch die Gerätearchitektur, Analysemöglichkeiten und Bedienkonzepte differenzieren: »Unsere Gerätearchitektur ist für einen extrem schnellen Datendurchsatz, clevere Fehlersuchfunktionen und eine hohe Rechenleistung konzipiert. Darüber hinaus steht nur bei LeCroy-Oszilloskopen immer der gesamte Erfassungsspeicher für Analysen zur Verfügung. Optimierungen im Bedienkonzept wie durch den drehbaren Bildschirm und die zentrale Bedienung der wichtigsten Funktionen helfen dem Anwender, seine Aufgaben schneller zu erledigen.« Neben diesen Punkten ist laut Wolf auch derjenige Hersteller im Vorteil, der als erster Geräte für bestimmte Anwendungen auf den Markt bringe. Das könnten bestimmte Bandbreitenerfordernisse oder Tests an seriellen Standards sein, oder aber neue Geräteklassen wie LeCroys 12-Bit-Oszilloskope. »Modelle mit einer solchen Vertikalauflösung gab es bis jetzt noch nicht, und das Kundeninteresse ist sehr hoch«, betont Wolf.
Für Rohde&Schwarz stellen sich noch weitere Aspekte als wichtig dar: »Wenn man sich als Neueinsteiger entscheidet, ein bereits etabliertes Marktsegment zu adressieren, muss man dem Kunden auf breiter Front Vorteile bieten«, erklärt André Vander Stichelen. »Das gilt nicht nur für den technischen Bereich, sondern erstreckt sich auch auf die Kundenbeziehungen. Wir haben uns sehr bewusst dafür entschieden, in fast allen europäischen Ländern unsere direkte Vertriebsmannschaft durch Neueinstellungen zu stärken. Das sichert dem Kunden optimale Betreuung und ist für uns von unschätzbarem Wert. Die durch Kundengespräche gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt und ungefiltert in die Entwicklung neuer Produkte ein.«
Andreas Grimm sieht Differenzierungen hinsichtlich der technischen Spezifikationen und des Supports: »Hameg entwickelt praxisnahe Produkte, die in ihrer Klasse einzigartig sind. Dazu gehört zum Beispiel die Empfindlichkeit unserer Oszilloskope, die auch im Economy-Bereich bei geringstem Rauschen mit 1mV/Div die Referenzklasse darstellt. Dem Slogan ’Great Value in Test & Measurement‘ folgt unsere für viele Wettbewerber ‚störende‘ Strategie, für kleine Budgets viel Wert bereitzustellen. Unsere Kunden schätzen die preiswerte Erweiterbarkeit in Richtung MSO, die Langlebigkeit unserer Produkte sowie den Support, den unser engmaschiges Servicenetz bietet.«
»In der Tat ähneln sich viele Produktmerkmale über die Hersteller hinweg«, räumt Peter Kasenbacher von Agilent ein. »Aber keineswegs sind die Geräte beliebig austauschbar. Mit unserer 2000X- und 3000X-Serie haben wir für die preisgünstige Economy-Klasse gerade ein neues Leistungsniveau definiert, das seinesgleichen sucht und bisher nur bei doppelt so teuren Geräten zu finden war.« Weitere Beispiele für Marktdifferenzierung finden sich laut Kasenbacher bei Agilents Mixed-Signal-Geräten mit echter Integration der analogen und digitalen Architekturen (statt ’Quasi-2-Box-Lösungen’) und in der hardware-beschleunigten seriellen Decodierung (statt Software-Postprocessing). »Oder nehmen wir im High-end-Bereich den Einsatz der neuen InP-Technologie, für höhere, echte analoge Bandbreiten statt DSP-Verstärkung oder Bandbreiten-Interleaving. Ähnliches gilt bei den Tastköpfen.« Tektronix verfolgt die Strategie, in der nächsten Generation skalierbare Hochleistungs-Oszilloskop-Plattformen zu erstellen, die erst durch Einsatz der IBM-8HP-SiGe-Technologie möglich werden. »Die 130-nm-SiGe-BiCMOS-Halbleiterfertigung bietet zweimal mehr Leistung gegenüber der vorherigen Generation sowie ein großes Entwicklungspotential für Echtzeitbandbreiten deutlich jenseits der 30-GHz-Marke«, führt Ireland aus. »Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Standards für die schnellen Busse der nächsten Generation nicht mehr den gleichen Ansatz verfolgen, wie dies für die meisten heutigen seriellen High-Speed-Busse gilt, nämlich dass zur Konformitätsprüfung die 5. Harmonische des Datensignals erfasst werden muss. Die Platinen, Stecker, Kabel und integrierten Schaltungen, die allgemein verwendet werden, haben eine begrenzte Anstiegszeit, die nur mit hohen Kosten verbessert werden kann.« Viele der neuen Standards der dritten Generation hätten dies bereits berücksichtigt und erforderten entsprechend wesentlich geringere Bandbreiten als bisher. »Dies wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass Equalizer zunehmend in Empfänger-Modulen verwendet werden. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Oszilloskope die Equalizer-Funktion des Empfänger-Chips nachbilden können, weil dadurch die Messung dem entspricht, was der Empfänger im Chip sieht. Es gibt natürlich Ausnahmen, die eine höhere Bandbreite erfordern. Ein Beispiel ist eine Variante des 100G Ethernet, das eine komplexe Modulation verwendet und für die Analyse vier analoge Eingänge mit Bandbreiten von über 20 GHz benötigt.« Ireland führt weiter aus, dass Oszilloskop-Nutzer vor allem durch die komplexer werdenden Mainstream-Embedded-Designs und die Verwendung von Technologien, die sich aus der PC-Welt verbreitet haben, im digitalen Bereich immer mehr Leistung benötigten. »Moderne Messtechnik muss auf moderne Bus-Typen in Bezug auf andere digitale Komponenten wie z.B. FPGAs, Memory, DACs, Mikrocontroller etc. triggern und decodieren können«, so Ireland. »Das heißt, dass Oszilloskope in der Lage sein müssen, den Physical Layer, digitale Signale und das serielle Protokoll für die Chip-to-Chip-Kommunikation zur gleichen Zeit zu überprüfen. Die MSO/DPO5000- und MSO/DPO4000B-Oszilloskope können dies - und das zu einem erschwinglichen Preis.«