Interview mit Roland Steffen

»Messgeräte müssen mit der technologischen Entwicklung schritthalten«

30. April 2015, 14:44 Uhr | Matthias Heise
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

FPGAs und Touchscreen in der Messtechnik

Roland Steffen
Roland Steffen arbeitet seit über 30 Jahren bei Rohde & Schwarz. Er war Entwicklungsleiter für Protokollmesstechnik und ab 1996 Leiter des Fachgebiets Mobilfunkmesstechnik. Seit 2003 ist er Leiter des Geschäftsbereichs Messtechnik.
© Rohde & Schwarz

Hersteller-konfigurierbare Bausteine werden ja schon länger auch in der Messtechnik verwendet. Ist die Nutzung auch Anwender-konfigurierbarer FPGA-Bausteine in modernen Messgeräten sinnvoll oder notwendig?

Das hängt stark von der Anwendung ab. Für Aufgaben, für die sich auf dem Markt kein passendes Gerät findet, weil man vielleicht an einem proprietären oder geheimen Standard arbeitet, kann das sinnvoll sein. Ein Messgerätehersteller wird ja für solche Nischen in der Regel kein Gerät entwickeln. Ob man seine selbstentwickelte, anwendungsspezifische Lösung dann als FPGA- oder PC-Lösung implementiert, ist in der Regel ein Kompromiss zwischen dem Entwicklungsaufwand, der benötigten Systemgeschwindigkeit und der Wahrscheinlichkeit, über die Lebensdauer die Messverfahren ändern
oder erweitern zu müssen.

Für Standardanwendungen sehe ich die Notwendigkeit nicht. Das würde ja bedeuten, dass man sich selbst eine kostengünstigere Implementierung zutraut, als es der Messgerätehersteller kann, der in der Regel die Entwicklungskosten auf viele Anwender verteilen kann und zudem auf langjährigen Support eingestellt ist. Hier wird in vielen Fällen zu kurz gedacht, keine ehrliche TCO-Berechnung (Total Cost of Ownership – die Redaktion) angestellt.

Sehen Sie die Bedienkonzepte heutiger Messgeräte als ausreichend an oder betrachten Sie neue Bedienkonzepte wie Sprach- oder  Gestensteuerung als notwendig bzw. sinnvoll?

Die Bedienkonzepte der Messtechnik sind keine Trendsetter, sondern folgen denjenigen anderer Elektronik-Systeme; das fängt bei  PC-ähnlicher Bedienung mit der Maus an und geht weiter bis hin zu Touchscreens, wie sie heute in Smartphones und Tablets verwendet werden.

Ob sich etwas durchsetzt, hängt im Übrigen sehr von der Anwendung ab. Sprachsteuerung und Sprachausgabe mag ja im Auto ganz nett  sein, wenn man alleine fährt und jemand anrufen will oder dem Navi zuhört. Ich kann mir aber nur schwer ein Labor vorstellen, in dem viele Geräte sich gegenseitig Messwerte zurufen oder ein Entwickler auf sein Messgerät einredet, doch endlich eine neue Messfrequenz einzustellen.

Welchen Wunsch bezüglich ganz neuer/schnellerer/besserer Bauelemente haben Sie als (HF-) Messtechnik-Hersteller an die Bauelemente-Industrie, um Ihre Messgeräte weiter verbessern zu können?

Wir haben natürlich viele Wünsche, unser Bedarf ist aber in der Regel zu klein, um die Strategie eines Bauelemente-Herstellers zu  beeinflussen. FPGAs können für uns nie groß und schnell genug sein (bei vertretbaren Kosten), Mikrowellenverstärker dürfen immer eine höhere Bandbreite und mehr Ausgangsleistung haben, A/D und D/A-Umsetzer ein Bit mehr, eine höhere Taktrate und weniger Nebenwellen haben. Leider müssen wir derzeit aber feststellen, dass für uns wichtige Bauelemente zunehmend abgekündigt werden, weil die außer den Messtechnikherstellern anscheinend niemand mehr braucht. Das gilt für bestimmte rauscharme Einzelhalbleiter,  Kapazitätsdioden, GaAS-Mikrowellenbausteine usw. Die  Halbleiterindustrie möchte zunehmend ihre Fertigungs- und  Entwicklungskapazitäten für Produkte mit hohen Volumina nutzen, meist im Mobilfunkbereich, und wir müssen uns umorientieren, alternative Schaltungskonzepte finden oder sogar eigene Bauelemente entwickeln.

In welche Richtung gehen Entwicklungen bei Messgeräten in Ihrem Hause im Jahr 2015?

Wir werden wie immer einige neue Produkte in den Markt einführen, unser Portfolio erweitern und betagte Produkte durch würdige  Nachfolger ersetzen. Details wollen wir natürlich im Vorfeld nicht verraten.


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