»Im Juni dieses Jahres ist die Talsohle durchschritten«

7. Juli 2009, 13:55 Uhr | Nicole Kothe, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Was machen Sie anders als andere?

Was machen Sie anders als andere?

Wir haben von Beginn an auf ein konstantes, aber moderates Wachstum gesetzt und darauf geachtet, dass wir die eigentliche Wertschöpfung im eigenen Haus halten. Das zahlt sich jetzt aus. Das übermäßig schnelle Wachstum, das viele Firmen in Hochzeiten erfahren haben, wirft sie jetzt zurück.

Einige Anbieter haben sich aus dem Inspektionsgeschäft zurückgezogen. Inwieweit profitieren Sie davon?

Unabhängig von den Mitbewerbern wollen wir im AOI-Segment stärker wachsen als der Markt, also müssen wir Marktanteile gewinnen. Das geht aber nur über technologisch wegweisende Produkte, nicht über den Rückzug von Mitbewerbern. Durch Agilents Aufgabe des AXI-Geschäftes öffnet sich uns der Weg auf den US-amerikanischen Markt früher, als wir das ursprünglich geplant hatten. Derzeit überlegen wir, wie wir strategisch verfahren wollen. Dennoch bleibt für uns zunächst der deutsche Markt der Wichtigste, dann kommt der europäische, erst dann der amerikanische Markt.

Wo liegt Ihr Vorteil gegenüber den Mitbewerbern?

Wir kombinieren Inspektion mit elektrischen Prüfverfahren, etwa optische bzw. Röntgeninspektion mit Boundary Scan. Dabei sind wir nicht einmal auf unsere eigenen AOI- oder AXI-Systeme festgelegt, sondern können mit unserer Boundary- Scan-Technologie auch die Inspektionssysteme anderer Hersteller ergänzen. Allerdings scheinen wir unserer Zeit dabei mal wieder voraus zu sein, denn obwohl die Vorteile dieser Kombinationen auf der Hand liegen, will sie noch keiner. Vielleicht ist es einfach noch zu früh für den Markt. Aber wir sind sicher, dass sich diese kombinierten Technologien durchsetzen werden.

Göpel Electronic fertigt in Deutschland und greift ausschließlich auf deutsche Komponenten zurück. Wo liegt der Vorteil gegenüber den so genannten Billiglohnländern?

Bei unseren ersten Maschinen haben wir es auch erst einmal mit asiatischen Komponenten probiert. Aber davon sind wir schnell abgekommen. Heute kommt alles aus Jena und der näheren Umgebung. Wir haben am ehemaligen Zeiss-Standort Jena ein unglaubliches Potential an Know-how in Sachen Optik und Präzisionsmechanik. Das muss man nutzen. Hier werden die speziellen Belange ganz anders verstanden und berücksichtigt. Die meisten Teile, die wir einsetzen, werden speziell für Göpel-Produkte entwickelt und gefertigt. Wenn Hardware, Software und Mechanik perfekt aufeinander abgestimmt sind, kann man Spitzenprodukte bauen. Und wenn man es dann noch fertig bringt, diese Spitzenprodukte zu marktüblichen Preisen anzubieten, dann ist man auf dem besten Weg zum Marktführer.

Mit Ihrer Strategie, die mechanischen Teile für AOI-Systeme wieder selber zu fertigen, also auf neudeutsch »Insourcing« zu betreiben, steuern Sie gegen den Trend des »Outsourcings«. Was hat Sie dazu bewogen?

Generell empfinde ich Outsourcing als Modeerscheinung. Man »sourct out«, weil es »in« ist. Bislang haben wir unsere mechanischen Teile auch auswärts fertigen lassen – zwar auch in der näheren Umgebung, aber eben doch nicht selber. Wir haben jedoch ausgerechnet, dass wir die mechanischen Teile billiger, schneller und flexibler selber fertigen und damit die Lieferzeit für unsere Produkte deutlich verkürzen können. Anders als bei einfachen mechanischen Teilen sieht es allerdings mit Produkten aus, die ein spezielles Know-how erfordern. So würden wir z.B. nie eine eigene Optikentwicklung ins Haus holen. Die Spezialoptiken sind bei unseren Partnern absolut ausgereift. Die kaufen wir natürlich zu.

Einige Mitbewerber haben sich ein weiteres Standbein geschaffen, indem sie Testdienstleistungen anbieten. Wäre das auch für Sie denkbar?

Zu Beginn unserer Firmentätigkeit haben wir u.a. auch Lohntest angeboten, die Nachfrage entwickelte sich aber nicht wie erwartet. Was sich hingegen als stabiles Geschäft zeigt, ist die auf unser Kerngeschäft bezogene Dienstleistung, also Testprogrammerstellung für Boundary Scan und AOI sowie applikationsspezifischer Baugruppen- und Steuergerätetest für den Automobilbereich.


  1. »Im Juni dieses Jahres ist die Talsohle durchschritten«
  2. Was machen Sie anders als andere?
  3. »Im Juni dieses Jahres ist die Talsohle durchschritten«
  4. Welchen Anteil zur Motivation steuert die Geschäftsleitung bei?

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