Microlease, Livingston, Electro Rent

»Für uns ist das die perfekte Hochzeit«

6. Mai 2020, 10:06 Uhr | Nicole Wörner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

"Wir bedienen jede Industrie"

Lassen Sie uns über den Messtechnikmarkt sprechen. In Zeiten immer knapper werdender Budgets – sehen Sie ein steigendes Interesse an Miet-/Leasing-Lösungen?

Definitiv ja. Die Kunden suchen immer mehr nach Alternativen zum reinen Kauf eines Messgerätes. Zum einen sind es – wie Sie richtig erwähnen – die engen Budgetvorgaben. Zum anderen ändern sich auch die Anforderungen zunehmend schnell. Und auch wenn Messgeräte heute in vielerlei Hinsicht aufrüstbar sind, ist der Kunde doch deutlich flexibler, wenn er ein Messgerät zeitlich auf sein Projekt beschränkt mietet oder least. Zudem sehen wir eine steigende Nachfrage nach unseren Asset-Management-Dienstleistungen. Damit nehmen wir dem Kunden eine große logistische Last von den Schultern.

Die Offenheit gegenüber Miete und Leasing ist sicherlich sehr unterschiedlich ausgeprägt. Wie steht es um die deutschen Kunden?

In der Tat ist es in Deutschland schwieriger, Kunden von den Vorteilen des Mietens und Leasens zu überzeugen als in anderen Ländern. Der klassische Ansatz ist der des Kaufens, des Besitzens der Arbeitsmittel. Alternativen Finanzierungen gegenüber sind die Kunden in Deutschland eher zurückhaltend.

Können Sie die Zurückhaltung in konkrete Zahlen fassen?

In Deutschland ist nur rund zwei Prozent des Messtechnikmarktes dem Rental-Segment zuzuordnen. Das heißt für uns: Wir haben 98 Prozent Marktpotenzial, von dem wir schöpfen und mit dem wir wachsen können.

Wie wollen Sie das angehen?

Nun, wir müssen – vor allem in Ländern, in denen unsere Marktdurchdringung noch gering ist – die Vorteile des Mietens oder Leasens noch viel mehr bekannt machen. Dazu müssen wir zuerst einmal für mehr Sichtbarkeit sorgen. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war die Konsolidierung der drei Player.

Neben den Finanzierungs- und Asset-Management-Dienstleistungen verkaufen Sie auch neue Messgeräte. Wie stehen denn die Hersteller und Distributoren zu dieser Konkurrenz?

Das ist unkritisch, denn der Anteil des Neugeräteverkaufs am Gesamtumsatz ist nur gering. Größer ist da schon unser Geschäft mit dem Gebrauchtgeräteverkauf. Wir haben rund 120.000 Mietgeräte im Bestand. Um diesen Geräte-Pool aktuell zu halten, bieten wir Messgeräte, die aus Miete oder Leasing zurückkommen, zum Teil auch zum Kauf an. Damit können wir neu investieren, sodass unsere Kunden immer auf die neuesten Technologien zugreifen können.

Mit 120.000 Bestandsgeräten haben Sie ein riesiges Kapital gebunden.

Insgesamt liegt unser Inventar weltweit bei mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar. Aber der Bestand muss so groß sein, damit wir die größtmögliche Variation von Anwendungen unserer Kunden abdecken können Die Preisspanne der Geräte selber ist groß. Wir haben viele Geräte im Low-End-Segment – da sprechen wir von Werten zwischen etwa 3000 und 5000 Euro –, ein beträchtlicher Anteil entfällt aber auch auf die High-End-Messsysteme. Das geht dann schon mal bis zu einigen hunderttausend Euro Wert pro Gerät.

Welche Märkte bedienen Sie damit?

Im Grunde genommen bedienen wir jede Industrie – von der Telekommunikation, also 4G, 5G etc., über IoT, Smart Factory, Automotive und E-Mobility bis hin zur Hochfrequenz- und Mikrowellen-Technologie.

Wie unterscheiden sich die Miet-/Leasingzeiträume auf den verschiedenen Märkten?

Das kann man pauschal nicht sagen. Die Mietdauer ist stark projektabhängig – sie variiert zwischen einem Monat und mehreren Jahren. Auch das Thema der Investitionsart spielt eine wichtige Rolle. Ausgehend vom Grundpreis des gemieteten Gerätes fallen auf die jeweilige Dauer der Miete höhere Kosten an, die intern wirtschaftlich unterschiedlich berechnet werden müssen – Stichwort Capex versus Opex.

Bezogen auf den Weltmarkt – welche Auswirkungen hat der Handelskonflikt zwischen USA und China auf Ihr Geschäft?

Bislang verzeichnen wir keinen Effekt aus diesem Handelskonflikt. Das liegt sicherlich zum einen daran, dass wir nicht als Hersteller, sondern als Dienstleister in Erscheinung treten. Damit sind wir nicht sehr tief in der Supply Chain drin. Zum anderen haben wir viele unterschiedliche Hersteller im Portfolio und können flexible Finanzierungsmöglichkeiten anbieten. Auch das macht uns flexibler und unabhängiger von solchen wirtschaftspolitischen Unwägbarkeiten.

Flexibel – das Keyword für Electro Rent?

Definitiv ja. Das ist die Philosophie hinter dem gesamten Unternehmenskonstrukt.

Das Interview führte Nicole Wörner, Markt&Technik.


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