Die Entwickler der Endress+Hauser-Gruppe haben ihren eigenen Rekord erneut geknackt: Hatte sich der Konzern bereits 2010 mit 219 Patentanmeldungen eine neue Messlatte gesetzt, wurde diese Marke im vergangenen Jahr mit 225 Patenten noch einmal überboten.
Der Messtechnik- und Sensorik-Hersteller Endress+Hauser ist weiter auf Innovationskurs. Dies belegt unter anderem die Zahl der im vergangenen Jahr eingereichten Patentanmeldungen. Mit 225 übertrumpfte der Konzern erneut seinen eigenen bisherigen Bestwert von 219 im Jahr 2010.
Patente, die den wirtschaftlichen Erfolg von Endress+Hauser nachhaltig positiv beeinflussen, zeichnet der Konzern jährlich auf dem Endress+Hauser-Innovatorentreffen aus. In diesem Jahr gingen die vier mit jeweils 15.000 Euro dotierten »Patent Rights Incentive Awards« an folgende Erfinder:
Thomas Sulzer und Johannes Ruchel von Endress+Hauser Flowtec in Reinach haben eine Innenbeschichtung (»Liner«) aus Polyurethan für magnetisch-induktive Durchflussmessgeräte derart weiterentwickelt, dass diese nun auch zur Messung von Trinkwasser eingesetzt werden kann. Die Schwierigkeit bestand darin, für die Beschichtung ein Material zu finden, das in möglichst vielen Ländern den (teilweise sehr unterschiedlichen) Richtwerten entspricht. Um bei der Herstellung die bewährte Verfahrenstechnologie beibehalten zu können, haben die Forscher einen Katalysator eingesetzt, der den Produktionsvorgang beschleunigt und gleichzeitig eine Zulassung im Bereich Trinkwasser erhalten hat.
Peter Zinth von Endress+Hauser Wetzer in Nesselwang hat mit Wolfgang Steidle und Tobias Stückl einen umwelttechnischen Probenehmer für explosionsgefährdete Bereiche einsetzbar gemacht. Es handelt sich dabei um ein tragbares Gerät, das insbesondere in engen Kanalisationsschächten zum Einsatz kommt, wo etwa ein Funke zur Verpuffung von Faulgas führen könnte. Die Sicherheitsvorkehrungen sollten nicht auf Kosten des Handlings gehen. »Statt das ganze Gerät in eine explosionssichere Hülle zu stecken, haben wir die technischen Komponenten wie Antrieb, Pumpeinheit und Steuerung so angepasst, dass jede für sich den nötigen Richtlinien zum Zündschutz entspricht«, sagt Peter Zinth. Bis auf die Farbe hat sich äußerlich nichts geändert – die Bedienung und das Gewicht sind praktisch identisch wie beim Standardgerät.
Ralf Reimelt und Herbert Schroth von Endress+Hauser in Maulburg haben die Präzision und Zuverlässigkeit der Füllstandmessung mit geführtem Radar verbessert. Bei diesem Messverfahren werden elektromagnetische Signale ausgesendet, die von der Flüssigkeit reflektiert und vom Sensor ausgewertet werden. Das Duo hat nun die Signalverarbeitung optimiert, indem es neben dem primären Echosignal »Störsignale« einbaute, die als zusätzliche Referenzgrößen dienen. Einer dieser Bezugspunkte liegt nah am Prozess, aber noch im inaktiven Teil des Sensors, ein optionaler weiterer im aktiven Messbereich. Damit lässt sich nach Auswertung der Daten zuverlässig zwischen Messfehlern im Gerät (z.B. Temperaturdrift der Sensorzuleitung) und solchen, die vom Prozess hervorgerufen werden (z.B. Änderung der Signalausbreitung durch hohe Drücke), unterscheiden. »So kann die Messgenauigkeit insbesondere unter erschwerten Bedingungen erheblich vergrößert werden«, sagt Herbert Schroth. »Zugleich lässt sich das Messgerät ständig überwachen.«
Der vierte Award geht an Katrin Scholz, Stefan Auras, Sven Härtig und Jens Voigtländer von Endress+Hauser Conducta in Waldheim, die ein Verfahren zur Herstellung von Einstabelektroden – Glassensoren für die pH-Messung – entscheidend verbessert haben. Bei diesem Verfahren wird das Innenrohr eines doppelten Glasschafts mit einer dünnwandigen Glaskugel, dem eigentlichen Sensor, bestückt. Da dieser bisher noch von Hand gefertigt wurde, musste er aufgrund der dabei auftretenden Toleranzen auch manuell mit dem doppelten Glasschaft verschmolzen werden. Dank des maschinellen Ansetzens eines Hilfsglasrohrs wurde es nun möglich, gleichzeitig mit dem Einschmelzen des Diaphragmas die Öffnung für den Sensor so präzise zu formen, dass zugleich auch das Anblasen der Glaskugel maschinell erfolgen kann. »Neben der Einsparung von Arbeitszeit wurde ein Qualität erzielt, der manuell niemals zu erreichen gewesen wäre«, erklärt Jens Voigtländer.