Das Meterus-System ist damit im Gegensatz zu einer Zählerfernauslesung (ZFA) optimal auf den Haushaltskundenmarkt ausgelegt. ZFA-Systeme erfassen dagegen nur für Sondervertragskunden aus Industrie und Gewerbe über wenige Messstellen im Sekundentakt die Zählerstandsdifferenzen und Leistungsdaten. Das Meterus-System kann hingegen nicht nur viele Messpunkte einbinden, sondern erfasst den realen Zählerstand täglich, stündlich oder im 15-Minuten-Takt und stellt diese zu Tages-, Monats- und Jahreswerten zusammen. Damit stehen aktuelle Verbrauchsdaten von hoher Qualität zur Verfügung, die das Meterus-System maßgeschneidert für die jeweiligen Systemanwendungen aufbereitet und an diese automatisch weiterleitet. »Ein ZFA-System auch für das Haushaltskundensegment einzusetzen, ist aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht sinnvoll«, stellt Löhnert klar. »Ein Energieversorger bräuchte zu viele ZFA-Stationen und zudem eine zusätzliche Software, um echte Verbrauchsdaten zu ermitteln. ZFA und Meterus sind vielmehr zwei gleichberechtigte Systeme für unterschiedliche Kundengruppen: das eine für Industrie- und Gewerbekunden, das andere für Haushaltskunden.«
Stadtwerk Haßfurt setzt auf Meterus
Das hat auch das Stadtwerk Haßfurt erkannt: Bereits 2008 hat das fränkische EVU mit dem bundesweit ersten, flächendeckenden Rollout von Smart Metern für Aufsehen gesorgt. 10.000 intelligente Stromzähler sind seit Jahresende 2010 installiert, 100 Prozent der Ortsnetzstationen mit Kommunikationseinheiten ausgebaut. Seit Frühjahr 2010 testet das Stadtwerk zusammen mit der EVB die Systemintegration von Gas- und Wasserzählern. Die Zähler sind via Kabel oder Funk an den intelligenten Stromzähler angebunden. Die Geräte operieren durch M-Bus nach dem Open-Metering-Standard. Die Smart-Metering-Systeminfrastruktur ist über die Meterus-Middleware für das Meter-Data-Management an das Abrechnungssystem des Stadtwerks angebunden. Im Vorfeld dazu wurden alle betroffenen Geschäftsprozesse von der EVB analysiert und die Anbindung der Meterus-Schnittstelle in einer Testumgebung mit Realdaten geprüft. Das Stadtwerk setzt für die Übertragung der Verbrauchsdaten vom Zählerplatz im Haus bis zum Datenkonzentrator in der Ortsnetzstation auf die kostengünstige Powerline-Kommunikationstechnik (PLC). Anschließend werden die Daten über eine Breitbandleitung zum Stadtwerk in die Meterus-Middleware übertragen; alternativ ist aber auch eine Anbindung via GSM/GPRS-Modem möglich.
Nach erfolgter Integration der Meterus-Middleware und der Prozessumstellung hat das Stadtwerk 2009 für rund 3500 Smart Meter Points die erste automatisierte Jahresendabrechnung durchgeführt - in nur vier Stunden. Der Vorteil: Die Verbrauchsdaten sind bereits plausibilisiert, denn fehlerhafte Daten durch Ablesen des falschen Zählers, Zahlendreher oder Kommastellenfehler bei der manuellen Erfassung sind nun nicht mehr möglich. »Die oftmals sehr aufwendige Übergabe von plausibilisierten Daten zur Jahresendabrechnung ist mit den automatisierten Prozessen jetzt viel einfacher und kürzer«, sagt Norbert Zösch, Geschäftsführer des Stadtwerkes Haßfurt. »Auch die Verifizierung nicht plausibler Daten, die im Einzelfall sehr aufwendig und damit teuer werden kann, gehört nun der Vergangenheit an. Wir sparen mit der automatisierten Jahresverbrauchsabrechnung nicht nur sehr viel Zeit, sondern auch Kosten.«
Auf dem Weg zum automatisierten Stadtwerk
Bislang laufen die Geschäftsprozesse Jahresverbrauchsablesung, Stichtagsablesung, Rechnungsstellung, Tarifwechsel sowie das Leerstandsmanagement bei Umzügen automatisiert und reibungslos ab. Derzeit wird die Umstellung der Ausleseintervalle von Stundenwerten auf Viertelstundenwerten unter Realbedingungen getestet: In zwei Projekten werden die Abfrageintervalle von mehr als 1000 zusammenhängenden Messstellen aus der Ferne umgestellt. Der Prozentsatz der erreichten Messstellen innerhalb von 24 Stunden war bei dem neuen Ausleseintervall nur geringfügig kleiner als bei einer Abfrage der Stundenwerte. Die Umstellung auf Viertelstundenwerte soll daher schon bald im Realbetrieb erfolgen.
Sina Luckhardt ust Leiterin Kommunikation & Marketing bei EVB Energy Solutions GmbH.