Diabetestherapie 2.0

Vom Megatrend zum neuen Standard

14. Februar 2022, 8:41 Uhr | Berlin Chemie
Insulin-Pen vor blauem Hintergrund (Symbolbild)
© AdobeStock.com/Orawan

D.U.T. Report 2022: Alltag von Diabetikern wird digitaler

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Ob Analyse großer Datenmengen aus der kontinuierlichen Glukosemessung, Telemedizin, digital unterstützte Patientenschulung, Apps zur Therapieunterstützung oder Austausch in Diabetes-Communities – digitale Tools und neue Technologien gewinnen in der Diabetologie immer mehr an Bedeutung.

Doch inwieweit haben sich aus dem Megatrend bereits Therapiestandards etabliert? Wie aufgeschlossen sind Behandelnde gegenüber den digitalen Therapiemöglichkeiten? Diesen Fragen geht das interdisziplinär zusammengesetzte Zukunftsboard Digitalisierung (zd) mit Unterstützung der Berlin-Chemie AG regelmäßig im Digitalisierungs- und Technologiereport Diabetes (D.U.T) nach und informiert über die Entwicklungen mit aktuellen Zahlen, Trends und Einschätzungen.

Neue Technologien im Aufwärtstrend

Der aktuelle Bericht, dessen vierte Ausgabe Ende Januar 2022 im Rahmen des DiaTec-Kongresses vorgestellt wurde, zeigt: Die Patientenversorgung in diabetologischen Einrichtungen wird zunehmend digitaler.

Im Durchschnitt nutzen demnach pro diabetologischer Einrichtung 495 Menschen mit Diabetes eine Form der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM und Flash-Glukosemessung), 102 Menschen eine Insulinpumpe und 16 ein AID-System (Closed-Loop-System). Bei den Patienten und Patinetinnen mit Diabetes Typ I kommen noch 3 Personen pro Einrichtung hinzu, die ein selbstgebasteltes AID-System nutzen. 

Allerdings ist der Zuwachs geringer als in den Jahren davor. Nach Einschätzung der Autoren des Reports könnte das »eventuell auch eine Auswirkung der COVID-19-Pandemie sein«, weil Patientinnen und Patienten im vergangenen Jahr corona-bedingt seltener die Praxis aufsuchten. Entsprechend weniger könnten Ärzte die modernen Technologien verordnet haben, da diese noch immer beratungsintensiv sind.

Positive Einstellung zur Digitalisierung

Kern des D.U.T ist eine jährliche, bundesweite Befragung unter Diabetologen*innen, die die Akzeptanz und Ressentiments gegenüber modernen Technologien ebenso aufzeigt wie die damit verbundenen Erwartungen. Der Vergleich der aktuellen Umfrageergebnisse zu denen des Vorjahres macht Veränderungen sichtbar. Die Befragungen werden vom Forschungsinstitut Diabetes-Akademie Mergentheim (FIDAM) durchgeführt in Kooperation mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), dem Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND), Verband der niedergelassenen Diabetologen Niedersachsens (VNDN), Wissenschaftlichen Institut der niedergelassenen Diabetologen (winDiab), Bundesverband Klinischer Diabetes-Einrichtungen (BVKD) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD).

Die befragten Diabetologinnen und Diabetologen äußern im D.U.T insgesamt eine positive Einstellung zur Digitalisierung, nur wenige lehnen sie ab (3,3 Prozent). Im Vergleich zum allgemeinen Trend in der Bewertung der Digitalisierung des Gesundheitswesens ist dieses Ergebnis eher überraschend, könnte aber damit begründet sein, dass in der Diabetologie der Nutzen breiter erkannt werden kann. Kontinuierliche Datenauswertungen spielen eine deutlich größere Rolle als in anderen Fachrichtungen.

Die meisten befragten Diabetologen geben an, dass die Digitalisierung und eingesetzte Technologien die diabetesbezogenen Belastungen für die Patienten reduzieren. Gleichzeitig gibt ein Viertel der Befragten an, dass die Belastungen durch geringe Digitalkompetenz, technische Überforderung, Hautirritationen oder störende Alarme auch zunehmen könnten.

Therapiebegleitung per Video

Die wichtigsten Themenfelder, die befragten Diabetologen in dem Report für die Zukunft ausmachen sind AID-Systeme, die Kompatibilität verschiedener Systeme sowie Software zur Analyse von Glukosedaten. Online-Video-Schulungen oder Selbsthilfe im Internet sind dagegen nach Einschätzung der Diabetologen keine wichtigen Säulen.

Insgesamt schätzen sich die befragten Diabetologen als „sehr interessiert, engagiert und recht kompetent“ ein hinsichtlich neuer Technologien und der Digitalisierung, wie es im D.U.T heißt. Von Patientinnen und Patienten wird diese Einschätzung nicht geteilt. Insgesamt 2417 Diabetiker wurden für den Report befragt. Sie nehmen die Ärzte weniger interessiert und engagiert wahr.

Quellen & Links

(me)


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