Precisis schließt 20 Millionen Euro Finanzierungsrunde ab
Die Precisis AG gab Mitte Oktober den erfolgreichen Abschluss einer 20-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde mit Cochlear Limited bekannt. Das Unternehmen aus Heidelberg entwickelt minimal-invasive Methoden zur Gehirnstimulation, um Epilepsiepatienten von ihren Symptomen zu befreien.
Durch die zusätzlichen Finanzierungsmittel werden laufende klinische Studien sowie die Weiterentwicklung von »EASEE«, einem implantierbaren bioelektronischen Hirnstimulations-System unterstützt. Reagieren Patienten und Patientinnen nur noch schwach oder gar nicht mehr auf Medikamente, stehen bisher lediglich Therapien zur Verfügung, die risikobehaftete operative Eingriffe bedeuten: Entweder die sogenannte Tiefenhirnstimulation, die Vagusnervstimulation oder die chirurgische Herausnahme des betreffenden Gehirnareals.
Mit EASEE gibt es laut Hersteller nun erstmals eine risikoarme und hocheffektive Alternative: Das Gerät liegt unsichtbar unter der Kopfhaut auf dem Schädelknochen, außerhalb des empfindlichen Hirngewebes. Damit steht ein Paradigmenwechsel in der Hirnstimulation an.
Die Partnerschaft zwischen Precisis und Cochlear Limited wird zum einen durch das Entwicklungs-Know How von Precisis im Bereich Hirnstimulation, zum anderen durch Cochlears Expertise im Bereich implantierbarer Geräte geprägt. Der Großteil der von Cochlear investierten Mittel ist zur Erreichung vordefinierter Meilensteine im klinischen und technischen Bereich innerhalb der nächsten 18 Monate vorgesehen, einschließlich des Erhalts der CE-Kennzeichnung.
EASEE ist ein Akronym für »Epicranial Application of Stimulation Electrodes for Epilepsy«. Dabei handelt es sich um ein System zur individualisierten Gehirnstimulation, welches anatomisch genau über den epileptischen Ursprung im Gehirn platziert, chirurgisch jedoch lediglich unter die Kopfhaut eingelegt wird. Das heißt, der Schädelknochen wird nicht eröffnet, das Gehirn an sich bleibt unberührt.
Die dünnen Plättchen-Elektroden sind von außen nicht sichtbar und gewährleisten eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit für die Patienten und Patientinnen. Die therapeutischen Impulse sind für jeden Patienten individuell anpassbar, über die Dauer der Behandlung können regelmäßig Optimierungen vorgenommen werden.
Zwei klinische Studien, die in verschiedenen europäischen Epilepsiezentren unter der Leitung von Professor Schulze-Bonhage, Freiburg, durchgeführt werden, zeigten die gute Wirksamkeit von EASEE. Die Markteinführung wird Anfang 2022 erwartet. (me)