Ist diese Lösung mehr für das »flache Land« gedacht?
Nein, man kann das auch in Apartment-Gebäuden einsetzen. Dort kommt man im Keller an, und da ist normalerweise auch ein Stromnetz. Die letzten 100 Meter im Gebäude sind dann wieder Kupfer.
Einige Netzbetreiber reden schon von Quadplay und wollen neben Telefon, Internet und TV auch Heimautomation anbieten. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Gebäudeautomatisierung und Alarmsysteme haben eine niedrige Datenrate. Die Clients sind Low-Power, weil sie Batterie-betrieben sind. In Europa haben wir daher den Trend hin zu DECT-ULE (Ultra Low Energy). Es gibt bereits Millionen CPE-Boxen bei den Kunden, die für den CAT-iq-Modus bereit sind. Mit neuer Firmware und Software kann man so schnell neue Services anbieten.
Was sind die Vorteile von DECT-ULE?
Es hat ein paar sehr gute Merkmale, beispielsweise ein eigenes Frequenzband. Alle anderen Ansätze tummeln sich im ISM-Band - wenn man dort Interferenzen hat, darf man sich nicht beschweren. DECT-ULE ist Secure, mit Sprache gebündelt und braucht nur wenig Strom. Alternative Ansätze sind ZigBee, Z-Wave oder Bluetooth - man muss aber einen Retro-Fit bei den Kunden durchführen und ihnen neue Boxen liefern. Bei DECT hingegen kann man quasi über Nacht die ganzen Boxen mit neuer Software updaten. Am nächsten Morgen schickt man den Kunden dann eine Nachricht, dass sie sich im Elektronikfachmarkt neue DECT-basierte Clients zulegen und über ein einfaches Grafikinterface anbinden können.
Was macht Lantiq in diesem Umfeld?
Wir fokussieren uns auf DECT-ULE auf der Modem-Seite, also nicht auf der Client-Seite. Zuerst muss die Infrastruktur geschaffen werden, dann kann sich der Markt entwickeln. Da stecken wir momentan unsere Energie hinein.
Alleine kann man aber nicht die Infrastruktur errichten.
Korrekt. Wir sind uns daher mit den beiden Mitbewerbern - Dialog Semiconductor und DSP Group - einig, viele Interoperabilitätstests durchzuführen. Das ist für die Marktentwicklung entscheidend. Der Endkunde geht nicht in den Laden und weiß alles über das Netzwerk, der Consumer geht in den Laden und will eine Leuchte, die er mit dem Smartphone bedienen kann. Er will nicht gefragt werden, ob er ZigBee oder ein anderes Netz nutzt. Jeder kennt DECT und kann sich seine Lichtsteuerung aus dem Verbrauchermarkt holen.
Wie wird die Zukunft der Boxen aussehen? Wandern sie in das TV-Gerät?
Ich glaube nicht. Es wird immer ein Gateway geben, mit unterschiedlicher Komplexität. Die einen empfangen die Daten und verteilen sie an das Netzwerk. Andere werden komplexer sein und mit Massenspeichern zusammenarbeiten oder Videoverarbeitung anbieten. Die große Diskussion ist Headed- vs. Headless-Gateway, also mit Video-Rendering-Einheit oder ohne. Ich persönlich denke, es geht mehr in Richtung Headless, da die TV-Geräte immer intelligenter werden und einfach einen Breitbandanschluss für ihre diversen Services brauchen.