Elektronik: Was macht einen UHD-Fernseher momentan eigentlich aus?
Gonska: Wir hatten lange Zeit ein Henne-Ei-Problem, also: Gibt es zuerst UHD-Inhalte oder Displays? Die Unterhaltungselektronik ist jetzt mal vorgeprescht und hat auf der IFA die neuen UHD-Displays vorgestellt. Das Problem ist jetzt natürlich der Inhalt. Außer einigen Videos auf YouTube oder Vimeo gibt es kaum Inhalte, die tatsächlich Ultra-HD sind. Es gibt einige Unternehmen wie beispielsweise die Futuretainment GmbH, die jetzt damit beginnen, Inhalte dafür zu produzieren wie z.B. Konzerte.
Elektronik: Was spricht dann dafür, sich jetzt einen UHD-Fernseher zu kaufen?
Gonska: Es gibt einige Punkte, die jetzt schon vorteilhaft sind. Das sind zum Beispiel eigene Fotos.
Elektronik: Fotos?
Gonska: Ja, jeder hat eigentlich schon hochauflösende Inhalte zu Hause und weiß es gar nicht. Eine Digitalkamera mit 36 Megapixeln hat Ultra-HD. Damit kann ich mit einem UHD-Fernseher die Auflösung der Fotos so sehen, wie sie eigentlich ist. Das geht an einem PC-Monitor nicht. Das ist schon sehr beeindruckend, wenn man das zum ersten Mal sieht. Ein anderer Vorteil ist natürlich die Wiedergabe von normalen HD-Inhalten wie zum Beispiel eine hochwertig gemasterte Blu-ray. Für ein UHD-Display ist es dann relativ einfach, eine höhere Auflösung zu interpolieren.
Elektronik: Es wird also skaliert.
Gonska: Ja, eine „4K-Blu-ray“ gibt es noch nicht. Wobei der Maschinenbauer Singulus neulich bekannt gegeben hat, dass er eine 120-GB-Blu-ray herstellen kann. Somit könnte man UHD sogar eventuell mit einem optimierten H.264-Codec auf eine Blu-ray packen. Es ist also realistisch, dass dabei jetzt einiges auf dem Markt passieren wird.
Elektronik: Wie sieht das beim Fernsehen aus?
Gonska: Das hängt natürlich vom Ausgangssignal ab. Nichtsdestotrotz ist das ein relativ einfacher Rechenprozess, aus 1080p 2160p zu interpolieren. Der Trend bei den Verbrauchern geht ja eindeutig zum größeren Bild. 46 oder 50 Zoll sind die neuen Kategorien. Und bei einem größeren Bild brauche ich auch mehr Pixel. Wenn mehr UHD-Inhalte da sind, kann der Verbraucher das dann auch gucken. Ein Problem ist momentan der HDMI-Anschluss.
Elektronik: Das müssen Sie erklären.
Gonska: Zuerst einmal hat die aktuelle Generation der meisten TV-Geräte, die auf der IFA vorgestellt wurden, noch gar kein HDMI 2.0 verbaut. Das HDMI-Konsortium hat den Herstellern zudem untersagt, die einzelnen Generationsbegriffe wie HDMI 1.4 oder 2.0 zu verwenden, weil das angeblich für Verwirrung bei den Verbrauchern sorgt. Die Hersteller sprechen jetzt also nur von HDMI, von High Speed HDMI oder High Speed with Ethernet, um diese Diskussion zu umgehen. Technisch betrachtet ist das schädlich, da es nun einmal wichtige Spezifikationen gibt und das wird dem Konsumenten nicht hundertprozentig klargemacht.
Elektronik: Wo liegt das Problem?
Gonska: Der Hauptunterschied zwischen HDMI 2.0 und HDMI 1.4 ist die unterstützte Bildwiederholfrequenz für UHD. HDMI 1.4b unterstützt 2160p, also UHD, zum Beispiel mit maximal 30 Hz bei 8 bit Farbtiefe. Das Ganze allerdings bei einem 4:2:0-YUV-Signal. Mehr geht nicht. HDMI 2.0 kann deutlich mehr. Die Spezifikation unterstützt ein 4:2:2-Signal mit maximal 60 Bildern pro Sekunde bei 10 oder 12 bit. Das sind dann maximal 18 Gbit/s.
Elektronik: Das ist doch gar nicht so schlecht.
Gonska: Ja, aber es ist auch ein bisschen schade, da es bereits Leute in den Standardisierungsgremien und in der Filmproduktion gibt, die gern ein RGB-Signal oder 4:4:4-YUV für UHD verwenden würden. Das unterstützt HDMI 2.0, aber bis maximal 30 Bilder pro Sekunde. Ich kann also nur das beste Bild haben, wenn ich bei 30 Hz bleibe. DisplayPort kann das alles schon jetzt. Außer Panasonic verwendet meines Wissens aber kein Hersteller diesen Standard. Warum, weiß ich nicht.
Elektronik: Was macht dann jemand, der ein jetziges UHD-Gerät mit HDMI 1.4 kauft, wenn UHD-Inhalte mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde kommen? Das wird ja dann gar nicht unterstützt.
Gonska: Das geht schon, ist aber umständlich. Dazu hat das HDMI-Konsortium ein neues Format geschaffen, das die höhere Bildwiederholrate auch mit 4:2:0 statt 4:2:2 übertragen kann. Ein Quellgerät kann den UHD-Inhalt mit 60 Hz übertragen, weil dann die Bandbreite solch eines HDMI-1.4b-Chips ausreicht. Bei einer 4K-Blu-ray wird aber wahrscheinlich 4:2:2 auf der Disc sein und der Player muss 4:2:0 daraus machen und schmeißt damit Qualität weg, nur damit der HDMI-1.4-Fernseher das annehmen kann. Der Fernseher muss dann wieder auf 4:2:2 interpolieren obwohl es ja vorher schon so vorlag. Das ist von hinten durch die Brust ins Auge.
Elektronik: Also müsste man den UHD-Käufern zu HDMI 2.0 raten.
Gonska: Eigentlich ja, zumindest um auf der sicheren Seite zu sein. Dazu kommt noch, dass der Hardware-seitige Kopierschutz HDCP geändert wird.
Elektronik: Welche Auswirkungen hat das?
Gonska: Das Quellgerät hat ja neben dem HDMI-Sender-Chip auch noch einen HDCP-Chiffrier-Chip. Auf der Display-Seite gibt es dann den Empfänger-Chip und den Dechiffrierer. Die Filmindustrie möchte gern den neuen Kopierschutz HDCP 2.2 verwenden. Der Grund ist, dass der aktuelle Kopierschutz HDCP 1.4 bereits gehackt wurde. Wenn ein neues UHD-Blu-ray-Gerät jetzt HDCP 2.2 verwenden würde und der Fernseher nur die alte HDCP-Version unterstützt, gibt es ein Problem. Das Gleiche könnte beim Pay-TV-Anbieter passieren, der seine Set-Top-Box aus rechtlichen Gründen mit HDCP 2.2 ausstattet, da es sonst keine UHD-Inhalte lizenzieren kann. Mit einem alten Fernseher habe ich dann keine Chance mehr.
Also warten statt kaufen?
Gonska: Naja, zumindest für die ganz Vorsichtigen. Die sollten warten, bis UHD all diese Dinge wie HDMI 2.0 oder HDCP 2.2 unterstützt.
Elektronik: Da werden sich die Fernseh-Hersteller aber nicht gerade freuen, die setzen ja große Hoffnungen auf UHD, da der Markt mit HD-Fernsehern keine großes Wachstum mehr erzeugt.
Gonska: Ganz so würde ich das nicht sagen. UHD-Auflösung hat ja schon Vorteile wie beispielsweise das große Bild oder die native Darstellung meiner Digitalfotos. Alles, was es derzeit als echten UHD-Inhalt gibt, sollte ohne HDCP 2.2 sein, da es das ja noch nicht offiziell gibt.
Die Frage ist natürlich, wie es dann aussieht, wenn ein richtiger UHD-Fernsehbetrieb da ist oder 4K-Blu-ray für HDMI 2.0 kommt. Das dauert sicher auch noch ein, zwei Jahre. Möglicherweise muss man dann einen heutigen UHD-Fernseher austauschen, aber bei neuen Technologien gibt es immer die „Early Adopters“, die das Neueste vom Neuen haben wollen und denen alles andere erst einmal egal ist. Die meisten dieser Leute wissen auch, dass neue Techniken in der Regel erst später massentauglich werden. Dafür werden diese Techniken später jedoch auch meistens günstiger.