Doktorarbeit deckt auf

Macht ein neues iPhone alte Modelle langsamer?

6. August 2014, 15:16 Uhr | Timo Scheibe
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Viele Nutzer haben einen bösen Verdacht: Erscheint ein neues iPhone-Modell, wird das Alte deutlich langsamer. Alles Absicht von Apple, um den Verkauf der neuen Produktreihe anzutreiben?

Wenn Apple ein neues Modell seines iPhones auf den Markt wirft, schnellt die Suchanfrage "iPhone slow" bei Google in die Höhe. Diesen Zusammenhang hat die Harvard-Studentin Laura Trucco in ihrer Doktorarbeit mit Hilfe von Google Trends analysiert. Beobachten lässt sich diese Konstante seit dem Release des "iPhone 3G" im Jahr 2008.

Der Verdacht vieler Apple-Nutzer scheint sich daher zu bestätigen: Steckt etwa eine Absicht des Herstellers dahinter, um so die Verkaufszahlen der neuen Produktreihe anzukurbeln? Kann Apple einfach so die Performance des Geräts verschlechtern? Bestätigen lässt sich diese Hypothese von Trucco nicht. Belegen lässt sich nur, dass "iPhone"-Nutzer das Gefühl haben, ihr Smartphone ist langsamer und daher über Google nach einer Problemlösung oder Ratschlägen anderer Leidensgenossen suchen. Da diese Suchanfragen mit Google Trends wöchentlich verfügbar sind, konnte die Doktorandin in ihrer Recherche die Daten mit dem Release eines neuen "iPhone"-Modells in Verbindung bringen. Dabei sind die Spitzen deutlich bei Verkaufsstart zu erkennen und nicht schon bei der Produktankündigung. Ein möglicher Beleg für Truccos Annahme.

Bei der Konkurrenz lässt sich ein solcher Zusammenhang zwischen neuem Produkt-Release und Suchanfragen nicht herstellen. Beispielsweise verzeichnet die Phrase »"amsung Galaxy slow" bei Goolge Trends keine Ausschläge nach oben, wenn ein neues Galaxy-Modell auf den Markt kommt. Eine Erklärung sieht Wirtschaftsprofessor der Universität in Harvard, Sendhil Mullainathan, in seinem Artikel in der New York Times vor allem in der erhöhten Medienaufmerksamkeit, die Apple bei einer neuen Produktpräsentation erzielt. Ein weiterer wichtiger Punkt für Mullainathan: "iPhone"-Nutzer erhalten viel öfter eine neue "iOS"-Version, während Android-User seltener ein Update ihres Betriebssystems machen. In Zahlen: 90 Prozent der Apple-User haben die aktuelle Version "iOS 7" auf ihrem "iPhone" installiert, während lediglich 18 Prozent der Android-Geräte mit KitKat laufen.

Das neue Betriebssystem ist in der Regel auf die bessere Hardware des neuen Produkts ausgelegt und die Verlangsamung bei älteren "iPhone"-Modellen lediglich ein Nebeneffekt in der Kausalkette. Denn mal ehrlich: würde Apple wirklich die Performance älterer Geräte bewusst reduzieren, wie böse Zungen behaupten, würde sich der Konzern ins eigene Fleisch schneiden. Kunden mit gesundem Menschenverstand greifen in so einem Fall automatisch zu einem langlebigeren Gerät von der Konkurrenz - und das kann nicht die Strategie von Apple sein.


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