Kleiner, schicker, preiswerter und mit mehr Funktionen

Durchbruch bei Wearables?

27. Januar 2015, 15:06 Uhr | Irina Hübner
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Die Markttreiber

Markttreiber gibt es viele. Wichtig für die Ausbreitung von Wearables ist sicherlich eine möglichst flächendeckende Abdeckung mit drahtlosen Zugangsmöglichkeiten zum Internet, zum Beispiel über WLAN, WiMAX oder LTE. Um die Technik für den Nutzer attraktiv zu machen, sind auch geringere Preise für höhere Datenvolumen entscheidend. Daneben muss es genug Anreize für Firmen geben, spannende und leistungsfähige Wearable-Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Ein solcher Anreiz könnte die Sättigung des Handy- bzw. Smartphone-Markts sein sowie die daraus resultierende Notwendigkeit, neue Einnahmemöglichkeiten zu generieren.

Nicht jeder findet Wearables wie die Neurocam, die zum Erkennen von Emotionen dienen sollte, hübsch genug, um damit auf die Straße zu gehen
Bild 2. Nicht jeder findet Wearables wie die Neurocam, die zum Erkennen von Emotionen dienen sollte, hübsch genug, um damit auf die Straße zu gehen.
© Neurowear

Mit einem schnellen Erfolg der Technologie ist vor allem zu rechnen, wenn große und bekannte Unternehmen wie Apple, Google und Intel sich das Ziel setzen, an dem neu entstehenden Markt entscheidenden Anteil zu haben. Denn solche Firmen sind problemlos in der Lage, eine große Aufmerksamkeit auf der Verbraucherseite zu erzeugen. Daran sollte es jedoch nicht scheitern. Die Unternehmen haben durchaus erkannt, dass sie großen Nutzen aus den riesigen Mengen an detaillierten Daten ziehen können, die von den Wearables gesammelt werden. Ein genaues Verständnis der demographischen Unterschiede, die sich durch Alter, Geschlecht und Einkommen ergeben, dürfte gerade für die Verbreitung der Wearable-Technik von Bedeutung sein. Denn bei den verschiedenen Zielgruppen sind grundlegend verschiedene Vorlieben zu erwarten. Das fängt schon beim Produktdesign an. Denn wenn die Elektronik direkt am Körper getragen werden soll, ist ein gutes Aussehen für den Käufer ähnlich bedeutend wie bei Kleidung oder Accessoires wie Schmuck oder Brillen. Ob es dabei als am wichtigsten empfunden wird, ob das elektronische Kleingerät leicht, bequem, unauffällig oder attraktiv ist, hängt von den individuellen Ansprüchen ab. Dass Frauen hier andere Vorstellungen haben als Männer und Teenager, vor allem auf ein trendiges Erscheinungsbild achten, liegt auf der Hand (Bild 2).

Im Moment setzen viele Hersteller noch auf eher teure Objekte. So hat zum Beispiel Intel im November mit MICA (My Intelligent Communication Accessory) ein intelligentes Luxusarmband mit einem geschwungenen Touch Display aus Saphirglas angekündigt, mit dem sich das Unternehmen speziell an Frauen richtet, die sowohl modebewusst als auch technikaffin genug sind, um sich das luxuriöse Gadget zu leisten. Doch für viele Konsumenten steigt die Hemmschwelle, sich ein Wearable zuzulegen, mit dem Preis. Die einzelnen Zielgruppen unterscheiden sich außerdem durch ihre Nutzungsbedürfnisse. Mit den derzeit am Markt erfolgreichen Fitness-Trackern werden nur aktiv Sport treibende Menschen angesprochen. Denkbar für ältere oder kranke Menschen ist dagegen am Körper tragbare Elektronik, die über den aktuellen Gesundheitszustand informiert und die im Falle eines Notfalls einen Alarm absetzen kann.

Zukünftige Applikationen

Als mögliche Anwendung in der Zukunft wird der Einsatz von Wearable-Technik im Auto gesehen. Beispielsweise könnten die Geräte den Belastungs- und Erschöpfungszustand des Fahrers messen. Um die Funktionen der tragbaren Elektronik voll auszunutzen, müssen entsprechende Schnittstellen die Kopplung ans Fahrzeug unterstützen, so dass sich die gesammelten Informationen auf dem Bordcomputer darstellen lassen.

Eine andere aufkommende Anwendung mit erheblichem Wachstumspotenzial sind Freihand-Kameras, die man sich um den Hals hängen oder an der Kleidung festklemmen kann. Diese Kameras nehmen in der Regel kontinuierlich Fotos auf, z.B. alle 30 Sekunden. Solche Livelogging-Kameras sollen als fotografisches Gedächtnis dienen, indem sie alle Details über das tägliche Leben aufnehmen und speichern. Beim Erschließen neuer Anwendungsbereiche und dem Erfinden innovativer Produktformate ist kein Ende in Sicht. In der Elektronikentwicklung gibt es folglich noch viel zu tun. Gerade in der Sensortechnik besteht hier noch Bedarf, da kaum ein Wearable existiert, das ohne Sensor auskommt. Gefordert werden insbesondere eine hohe Genauigkeit und Empfindlichkeit. Aber auch eine Vielzahl anderer Komponenten kommt in Wearables zum Einsatz. Allen gemeinsam ist, dass sie immer kleiner, billiger, leichter und stromsparender werden müssen.

Bei den Displays als Benutzerschnittstelle arbeitet man gerade an biegsamen, flexiblen oder sogar knickbaren Ausführungen, die nach Möglichkeit bei Sonnenlicht ablesbar sind und trotz geringer Abmessungen eine hohe Auflösung bieten. Für Applikationen mit Kamera sind äußerst kompakte Systeme gefragt. Die Aufnahmegeräte sollten beispielsweise mit einer hohen Bildqualität und Auflösung punkten. Und insbesondere der Datenverschlüsselung zum Übertragen von Informationen an das Smartphone oder an andere elektronische Geräte sollte bei der Produktentwicklung weit höhere Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Die Vielzahl an gesammelten Daten ist gleichzeitig die große Schwäche wie auch die große Stärke der Wearable-Geräte. Wer ein vernetzter Mensch werden will, nimmt in Kauf, dass seine Daten von den Anbietern aufbewahrt und eventuell weiterverarbeitet werden. Für den Anwender ist jedenfalls nicht nachvollziebar, was mit den Daten passiert. Andererseits kann auch der Einzelne Nutzen aus der immer größer werdenden Datensammlung ziehen. Bereits jetzt gibt es Anbieter, die – angeblich anonymisiert – Daten von Fitness-Trackern auswerten und daraus auf Erkrankungen schließen wollen. Speziell im medizinischen Bereich könnte also jeder aus dem Vergleich vieler Nutzerprofile profitieren.

 

 


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