Alte Schaltkreise neu entwickeln

Redesign abgekündigter ASICs

15. November 2006, 18:01 Uhr | Dirk Berner
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Ein ASIC in einer maskenprogrammierbaren Technologie nachentwickeln

In Bild 2 ist der Design-Ablauf für ein maskenprogrammierbares ASIC dargestellt. Zu Beginn der Entwicklung wird ein Pflichtenheft erarbeitet, auf dessen Grundlage die RTL-Beschreibung (Register Transfer Level) des ASICs erfolgt. Die anschließende funktionale Verifikation des RTL-Modells geschieht unter Benutzung der eventuell vorliegenden Test-Bitmuster oder der Testum-gebung. Die FPGA-Emulation beschleunigt die Verifikation. Es werden mehr Testfälle ausgeführt und damit wird eine höhere Testabdeckung erreicht. Das verifizierte RTL-Modell bildet die Basis für die Synthese in die Zieltechnologie. Die Verifikation der erhaltenen Netzliste erfolgt mittels Simulation und statischer Timinganalyse. Ist dieser Verifikationsschritt erfolgreich, kann die Freigabe zum Layout erfolgen, und die Vektoren für den Serientest werden erzeugt. Das Layout wird in der Regel durch den Halbleiterhersteller selbst erstellt. Aus dem Layout wird die Postlayout-Netzliste erzeugt und verifiziert. Bei positivem Ergebnis können anschließend die Prototypen gefertigt werden. Der Prototypentest in der Applikation bringt die abschließende Gewissheit, ob das Redesign den gewünschten Erfolg hatte. Dabei sind funktionelle wie elektrische Eigenschaften gleichbedeutend Gegenstand der Untersuchung. Anschließend steht der Serienfertigung nichts mehr im Weg.

Die Umsetzung des Designs erfolgte in VHDL. Die vorhandene Netzliste war eine Gate-Level-Beschreibung in LOG/iC-Syntax. Eine Testumgebung war leider nicht vorhanden; sie musste neu erstellt werden. Aus der verbalen Beschreibung des ASICs wurden die entsprechenden Funktionen als Verhaltensmodell realisiert. Bei der Simulation werden die Eingangssignale des Designs als Stimuli für den Bitmuster-Generator sowie alle Ein- und Ausgangssignale des Designs als Vergleichs-Bitmuster aufgezeichnet.

Die Umsetzung in die FPGA-Technologie war problemlos möglich. In der Netzliste wurden keine „unüblichen“ Zellen wie z.B. RS- oder JK-Flipflops benutzt. Die einzige Besonderheit waren einige D-Flipflops, die mit der negativen Flanke getaktet werden. Aber auch ihre Realisierung stellte im Emulations-FPGA kein Problem dar. Anhand der Stimulierung des Original-ASICs und des Emulations-FPGAs mit den Test-Bitmustern und dem Vergleich der Ausgangsdaten wurde nachgewiesen, dass die Netzliste mit der Realisierung im Original-ASIC übereinstimmt. Der Test des Emulations-FPGAs in den vier Applikationsschaltungen verlief ebenfalls erfolgreich. Es konnte kein unterschiedliches Verhalten zwischen der umgesetzten Netzliste im Emulations-FPGA und dem Verhalten des Original-ASICs festgestellt werden. Die aufgezeichneten Bitmuster des Original-ASICs dienten in allen Verifikationsschritten als Referenzdaten der Entwicklung.

Der nächste Schritt war die Synthese des Designs in die Gate-Array-Technologie. Die Umsetzung der Netzliste stellte ebenfalls kein Problem dar, da in der verwendeten Technologie negativ getaktete Flipflops zur Verfügung stehen. Schwieriger war die Realisierung der Timing-Anforderungen der Ausgangssignale. Diese werden vorwiegend über kombinatorische Verknüpfungen gebildet. Bei der Synthese musste hier ein besonderes Augenmerk auf die realisierte Struktur gelegt werden. In der Prelayout-Simulation und bei der statischen Timinganalyse wurde nachgewiesen, dass das Verhalten der entstandenen Netzliste mit dem Verhalten des Orginal-ASICs in allen Testfällen identisch ist. Das Timing wird unter allen Umgebungsbedingungen (best/typical/worst) und bei der Produktion im schlechtesten Prozess eingehalten. Das vom Halbleiterhersteller erzeugte Layout erfüllt ebenfalls alle Anforderungen.

Die elektrischen Anforderungen an einige Anschlüsse des ASICs sind höher als es die Spezifikation der Gate-Array-Technologie definiert. Es war u.a. notwendig, dass ein Schmitt-Trigger-Eingang bei anderen Spannungsschwellen schaltet und ein Ausgang eine größere Last treiben soll. Diese Anforderungen können mit der Gate-Array-Technologie auch erfüllt werden, u.U. sinkt allerdings bei ungünstigen Prozessbedingungen die Ausbeute. Um mit allen Serienbauelementen die erhöhten Anforderungen zu erreichen, wurden die Parameter im Testprogramm des Halblei-terherstellers angepasst.

Auf Grund des engen zeitlichen Rahmens wurden die Prototypen und die Serienbauelemente parallel in einer Risiko-Produktion gefertigt. Beim Test der Prototypen konnte ohne Einschränkungen eine 100%ige Kompatibilität zum Original-ASIC festgestellt werden. Der leicht erhöhte Stromverbrauch der Prototypen stellte sich als unkritisch heraus. Die Ursache für den leichten Anstieg der Stromaufnahme liegt in den nicht genutzten Zellen des Gate-Array-Masters. Die Verifikation der Prototypen hat „keinerlei Hinweise ergeben, dass sich der Baustein vom Original-ASIC unterscheidet“. Das neue ASIC wird als vollwertiges Ersatz-Bauelement für das Original-ASIC in der Fertigung verarbeitet.

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Bild 3. Auf einer Test-Leiterplatte sind neben dem Orginal-ASIC ein FPGA zur ASIC-Emulation und das Redesign-ASIC platziert. Über ein Flachbandkabel wird die Test-Leiterplatte mit der Applikationsschaltung verbunden, und der ASIC-Entwurf kann so im S

  1. Redesign abgekündigter ASICs
  2. Ein ASIC mit programmierbarer Logik ersetzen
  3. Ein ASIC in einer maskenprogrammierbaren Technologie nachentwickeln

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