Funktionale Sicherheit

Deutlich schneller zur Sicherheits-Zertifizierung

28. Juni 2013, 10:03 Uhr | Dirk Fischer
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Hardware-Funktionen

Fujitsu Selbsttestbibliothek
Exemplarischer Ablauf des CPU-Register-Tests. Dieser wird beim Hochfahren des Systems durchgeführt und gehört damit zum POST.
© Fujitsu Semiconductor Europe

Wie oben erwähnt, kostet der Selbsttest Rechenzeit, die der eigentlichen Applikation dann nicht mehr zur Verfügung steht. Zur Entlastung der CPU hat Fujitsu bei der FM3-Familie verschiedene Hardware-Peripherien eingebaut, die der Funktionalen Sicherheit dienen. Natürlich werden diese auch in der beschriebenen IEC60730, Klasse-B-Bibliothek genutzt.

Beispielsweise erfolgt die Berechnung der Prüfsumme zum Testen von Speicherbereichen mit einem CRC-Hardware-Modul (CRC: Cyclic Redundancy Check). Dieses berechnet ohne Hilfe der CPU CCITT CRC16 oder IEEE-802.3 CRC32 konforme Prüfsummen. Über direkten Speicher-Zugriff (DMA) wird das Modul mit Daten aus dem zu prüfenden Speicherbereich versorgt. Hierfür steht ein eigener interner Datenbus zur Verfügung, damit die CPU bei Speicherzugriffen nicht behindert wird.

Andere Sicherheits-Funktionen setzen Hardware-Unterstützung zwingend voraus. So ist zur Erfüllung der Taktüberwachung sowohl eine unabhängige Taktquelle auf Basis eines RC-Oszillators als auch ein Clock-Supervisor implementiert. Beide Komponenten zusammen sorgen dafür, dass Frequenz-Abweichungen oder der Ausfall des Haupttaktes erkannt werden. Außerdem kann nach Ausfall der Haupttaktquelle der Mikrocontroller mit dem internen Oszillatortakt betrieben werden, um in einen sicheren Zustand zu gelangen.

Ein weiteres, speziell für Motorsteuerungen implementiertes Hardware Feature, ist eine »Notausschaltung«. Wird der entsprechende Eingangs-Pin des Mikrocontrollers aktiv, schalten die PWM-Ausgangs-Pins in einen, vom Nutzer definierten, sicheren Zustand, wie z.B. hochohmig oder auf logisch 0. Der Leistungsteil der Treiberstufe wird also automatisch abgeschaltet.

Eine Übersicht der eingebauten Sicherheitsfunktionen der FM3-MB9B500-Serie bietet folgende Aufstellung:

  • CRC (Cyclic Redundancy Check) – Prüfsummenberechnung;
  • LVD (Low Voltage Detection) – zweistufige Erkennung von Spannungseinbrüchen, erlaubt die Generierung von Interrupts und Resets;
  • Watchdog – erkennt eine abgestürzte und außer Kontrolle geratene CPU;
  • Power on Reset – hält bzw. setzt den Mikrocontroller in einen definierten (Reset)-Zustand beim Verlassen des erlaubten Versorgungsspannungsbereichs;
  • ECC (Error Correction Code) – Erkennung und automatische Behebung von Fehlern im Flash;
  • MPU (Memory Protection Unit) – regelt Speicherzugriffsrechte und verhindert unautorisierte Zugriffe;
  • Notaus-Pin – Eingangssignal zur schnellen und automatischen Abschaltung der Treiberstufe von Motorsteuerungen oder anderen externen Schaltungen;
  • lesbarer externer Pin-Status - erlaubt die Implementierung eines Boundary-Scan-Tests zur Erkennung von externen Kurzschlüssen an Pins;
  • CSV (Clock Supervisor) - überwacht mithilfe einer unabhängigen Taktquelle den Haupttakt;
  • Onchip-RC-Oszillator – präziser Taktgenerator, kann bei Ausfall des Quarzes als Not-Taktquelle dienen.

Fazit und Ausblick

Kein Bauteillieferant kann dem Systemhersteller die Verantwortung für eine Normgerechte Implementierung und Zertifizierung der Sicherheitsfunktionen abnehmen. Mit dem Angebot von Software-Bibliotheken wird die Entwicklung jedoch maßgeblich erleichtert und die Zertifizierung beschleunigt.

Hardwareunterstützung nimmt der CPU Aufgaben im Bereich Sicherheit ab und lässt dieser mehr Raum für die eigentliche Anwendung. Höhere Sicherheitsanforderungsstufen werden erst durch dedizierte Hardware möglich. Fujitsu arbeitet bereits an weiteren Software-Modulen um neben der IEC60730 auch IEC61508-konforme Applikationen zu unterstützen.

Zum Autor: Dirk Fischer ist Product Marketing Engineer bei Fujitsu Semiconductor Europe

Anhang

Nr.   Komponente    Fehlermodell  Relevanz für
Ein-Chip Mikrocontroller
 1.1
 CPU Register  Stuck at  +

 1.3

 CPU Programmzähler  Stuck at  +

2

 Interrupt Handling und Ausführung  keine oder zu häufige Interrupts  +

3

 Takt  falsche Frequenz  +

4.1

 Nichtflüchtiger Speicher (Flash)  alle Einfachfehler (single bit)  +

4.2

 Veränderbarer Speicher (RAM)  DC fault  +

4.3

 Adressierung  Stuck at  nur bei Verwendung externer Speicher

5.1

 Datenpfade  Stuck at  nur bei Verwendung externer Speicher

5.2

 Adresspfade  falsche Adresse  nur bei Verwendung externer Speicher

6.1

 Externe Kommunikation - Daten  Hamming distance 3  nur bei externer Kommunikation z.B. über SPI

6.2

 Externe Kommunikation - Adressen  falsche Adresse  nur bei externer Kommunikation z.B. über SPI

6.3

 Externe Kommunikation - Zeitverhalten  falscher Zeitpunkt
falsche Reihenfolge 
 nur bei externer Kommunikation z.B. über SPI

7.1

 Digital Ein/Ausgabe  Fault conditions  +

7.2.1

 Analog/Digital Konverter  Fault conditions  +

7.2.2

 Analog Multiplexer  falsche Adressierung  +

IEC60730, Anhang H, Liste der zu testenden Komponenten eines Mikrocontrollers Quelle: Fujitsu Semiconductor Europe



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  2. Hardware-Funktionen

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