Für viele ist der Tablet-PC ein Hoffnungsträger: Die Konsumenten hoffen auf ein leicht zu bedienendes Gerät mit Sexappeal, die Komponentenlieferanten auf zusätzliches Geschäft, die Netzbetreiber auf extra Daten-Traffic. Auch so mancher Inhaltsanbieter von papierbasierten Informationen ersehnt sich den Tablet-PC als neue Stütze für das Verlagswesen.
Zwar haben diverse lokale Tablet-PC-Anbieter Erfolge zu vermelden, sich als Global-Player zu etablieren und die entsprechenden Stückzahlen zu fahren, hat aber bislang nur Apple mit seinem iPad verstanden. Die großen internationalen Konkurrenten verschieben derweil ihre Produktveröffentlichungen immer wieder. Schuld ist mal nicht die Bauteile-Allokation, sondern das Betriebssystem.
Die ersten iPad-Konkurrenten wurden bereits Anfang des Jahres mit Windows 7 präsentiert. Zwar hat Windows 7 in der klassischen IT-Welt großen Anklang gefunden, bei der Bedienung treten diese Wurzeln aber entsprechend zutage: Was mit der Maus am großen Monitor funktioniert und gut aussieht, wird mit schwindenden Display-Diagonalen und wachsenden Fingergrößen zunehmend zur Qual. Aus den jahrelangen Anlaufschwierigkeiten der Smartphone-Anbieter haben jedoch die Tablet-PC-Hersteller gelernt: Lieber später liefern, als mit unausgereiften Konzepten auf Halde zu produzieren und sich den Ruf zu ruinieren.
Mit Android hat die Branche mittlerweile eine kostengünstige Alternative zu Windows 7 gefunden und gleich auch ein paar neue Fallstricke kennen gelernt: So ist Android 2.x noch zu stark für Smartphones konzipiert – aber Google arbeitet ja an Android 3.0, das Tablet-PC-zentriert werden soll.
Allerdings hat Oracle letzte Woche Google in einen Rechtsstreit verwickelt: über den Gebrauch von Java, einem zentralen Bestandteil und Argument von Android. Ob die juristischen Mühlen bis zum geplanten Android-3.0-Start im vierten Quartal dieses Jahres schon gemahlen haben, ist überaus fraglich. Selbst ohne Rechtsstreit kommt Android 3.0 zu spät für das Weihnachtsgeschäft. Die Suche nach weiteren Alternativen hat deshalb schon begonnen.
Eins ist aber klar: Wenn ein Tablet-PC-Hersteller den Vorsprung des iPad aufholen will, muss sein Produkt eine große Anzahl von Applets bieten, Java und Flash beherrschen, einen wechselbaren Akku haben und mit dicken Fingern elegant umgehen können. Den Wettbewerb um diese neue Geräteklasse gewinnt man nicht mit besseren Details, sondern mit dem runderen Gesamtpaket – ein Trend, der nicht nur in der Consumer-Elektronik-Welt um sich greift.