Schließlich beinhalten OSS-Lizenzen Namensnennung-Klauseln, die verlangen, dass die Urheberschaft der verwendeten Softwarekomponente zusammen mit ihren Lizenzbestimmungen ausreichend und deutlich als Teil des Endprodukts dokumentiert wird. Kunden die diese Software wiederum bei der Herstellung anderer Produkte weiterverwenden (z.B. ein Protokollstack wird an einen Chip-Hersteller für die Verwendung in mobilen Geräten geliefert), verlangen in der Regel verschiedene Auflistungen über die Zusammensetzung der Software, wie Urheberrechte, Verwendung von OSS und Fremdsoftware und entsprechend Lizenzverpflichtungen. Dieser Schritt dauert einen halben bis zwei Personentage.
Dies wird alles in einem Bericht zusammengefasst der eine detaillierte Aufstellung aller verwendeten Lizenzen, Urheberrechte, Vulnerabilitäten und die der Software verwendeten Verschlüsselungsalgorithmen enthält. Die Erstellung des Berichts dauert rund ein bis drei Personentage.
Die beschriebenen Aktivitäten summieren sich auf sieben bis 19 Personentage pro Release. Allerdings kann es sich hierbei um sehr optimistische Annahmen handeln, sodass der tatsächliche Aufwand höher ausfallen kann. Je nach Unternehmenssitz der hypothetischen Firma und dem dort bestehenden Lohnniveau wird der Aufwand in einen Eurowert umgerechnet. Somit liegt der Kostenaufwand für drei Releases in Nordamerika bei 9000 bis 10.000 Euro und in Indien bei 3000 bis 10.000 Euro.
Während der Erstellung der verschiedenen Listen und Überprüfung der Lizenzverpflichtungen, Exportbestimmungen und eventueller Vulnerabilitäten wird unweigerlich ein Problem aufgedeckt werden, was noch vor der Produktfreigabe behoben werden muss. Dies bedeutet, dass sich die Markeinführung eventuell verzögert. Bei einer Umsatzerwartung von 1 Mio. Euro ergibt sich somit eine Umsatzeinbuße von 5000 Euro pro Verzögerungstag. Falls das Problem erst nach der Markfreigabe erkannt wird, kann die Umsatzeinbuße exponentiell höher sein.
Die Entscheidung ob OSS verwendet werden kann, sollte jedoch nicht von den oben genannten Kosten abhängig gemacht werden. Es können verschiedene Maßnahmen getroffen werden, die dazu beitragen die Verwaltungskosten zu minimieren. Durch die Einführung eines strukturierten Lizenzmanagementprozesse oder Open Source Software Adoption Process (OSSAP), und entsprechenden Firmenrichtlinien kann vorab festgelegt werden, welche OSS-Komponenten für den Einsatz im Unternehmen akzeptable sind. Ein strukturierter Open Source Software Adoption Process umfasst in der Regel:
Die durch die Nutzung von OSS erwirtschafteten Vorteile überwiegen jedoch bei weitem die anfallenden Lizenzmanagementkosten, wie das vorhergehende Beispiel zeigt. Mit einem OSSAP kann man auch bei ständig steigenden Termin- und Kostendruck sicherstellen, dass Lizenzverpflichtungen eingehalten and eventuelle Vulnerabilitäten vor Produktfreigabe beseitigt werden.
Über den Autor:
Lacey Thoms ist Marketing Spezialist von Protecode