Internet-Infrastruktur

Server aus 512 »Atomen«

24. Juni 2010, 9:57 Uhr | Joachim Kroll
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Großrechnertechnik im Innern

SeaMicro Modul
Die proprietären Computermodule im SeaMicro-System sind mit vier ASICs bestückt, an die acht Atom-Prozessoren, der Chipsatz und – auf der Rückseite – 8 x 2 Gbyte Arbeitsspeicher aufgelötet sind.
© SeaMicro

Das Gesamtsystem von SeaMicro besteht aus proprietären Computermodulen: Auf einem Modul von ca. 13 x 5 cm Größe sind acht Atom-Prozessoren Z530, deren Chipsatz US15W, 2 Gbyte DRAM pro Prozessor und vier ASICs aufgelötet (Bild). 64 solcher Module stecken in einem 10HE-Rack, was zusammen 512 Prozessoren und 1 Terabyte Arbeitsspeicher ergibt. Als externe Schnittstellen sind entweder 64 Gigabit-Ethernet-Anschlüsse oder 16 Zehn-Gigabit-Ethernet-Buchsen vorhanden. Weiterhin können an der Frontseite bis zu 64 2,5-Zoll-Festplatten mit Serial-ATA installiert werden.

Durch das ASIC und das interne Netz des Systems führen die Atom-Prozessoren kein Einzelleben. Das SeaMicro-System enthält eine sog. »Management Plane« an der zwei Prozessoren hängen, die das Gesamtsystem verwalten. Unter anderem sind dort zwei Terminal-Server für den Fernzugriff installiert sowie eine Load-Balancing-Software. Der Load-Balancer arbeitet mit Tabellen, die so umprogrammiert werden, dass das System unter möglichst optimalen Bedingungen arbeitet. Dies kann einerseits bedeuten, dass Anfragen von überlasteten auf ungenutzte Server umgeleitet werden. Andererseits kann es bedeuten, dass die Rechnerlast gebündelt wird, damit sich nicht genutzte Server schlafen legen können um den Stromverbrauch zu optimieren.

Leistung von 50-Quad-Core-Xeons

Um die vergleichbare Integer-Rechenleistung der 512 Atom-Kerne zu entfalten wären laut SeaMicro z.B. 25 Dell-R610-Systeme nötig, die je zwei Quad-Core-Xeons enthalten. Das Dell-System verbraucht 6,35 Kilowatt, das SeaMicro-System 2,9 KW – bei 100 Prozent Auslastung. Bei einer realistischeren Auslastung von 25% verbraucht das Dell-System 3,44 KW und das SeaMicro-System 0,58 KW. Dieser Unterschied summiert sich binnen eines Jahres zu knapp 25<\q>000 KWh. Beim Einkaufspreis skaliert das SeaMicro-System nicht ganz so gut: zu einem Listenpreis von 139.000 Dollar könnte man sich auch 512 Single-Board-Computer mit Atom zusammenlöten – freilich ohne interne Technik, die das SeaMicro-System einzigartig macht.

Mit seinem Angebot wendet sich SeaMicro an Anbieter von Internet-Infrastruktur. »Gehen Sie mal ins Internet und sehen Sie, was es da alles kostenlos gibt: Mail, Webspace, Webserver, Soziale Netzwerke, Speicherplatz – alles das sind Anwendungen, für die unser System hervorragend geeignet ist. Kurz gesagt: die Domäne der sog. »Volume Server«, die unter 2000 Euro kosten und als Pizza-Boxen oder Blade Server in den Rechenzentren von Firmen oder Hosting-Dienstleistern stehen.

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