Um hier eine Hilfestellung zu geben, setzt beispielsweise Advantech auf System-Ready-Plattformen (SRP) in Kombination mit einem Co-Creation-Konzept. »Das sind zum Teil nur Demos, Zusammenstellungen von Modulen und von Systemen mit Cloud-Anbindung. Zurzeit haben wir 50 SRPs weltweit« berichtet Klaus Martin, Director BDM/PSM Europe, Embedded IoT von Advantech. »Davon sind bislang drei mit KI ausgestattet. Eine Lösung läuft beispielweise auf AMDs Ryzen, die integrierte GPU liefert dabei sehr viel Rechen-Power. Wie haben aber auch eine videobasierte Verkehrskreuzungsüberwachung mit Intels Movideus.«
Trotz aller Tool-Kits bleibt menschliches Know-how gefragt, es wird sogar noch eine höhere Spezialisierung notwendig, wie Reiner Grübmeyer, Director Product Management Systems von Kontron, berichtet: »Datenspezialisten kommen jetzt als Bindeglied in den Entwicklungsprozess hinein. Es muss als Erstes eine Systemanalyse gemacht werden. Das ist extrem wichtig, denn es scheitert oftmals an den Datenmodellen oder an der Datenerhebung. Aber es gibt leider zu wenig Spezialisten dafür.«
An dieser Stelle gewinnen die Embedded-Computing-Anbieter als Entwicklungspartner an Bedeutung, was sich auch in ihrem Tagesgeschäft niederschlägt. »Wir reden heute mit anderen Leuten als den klassischen Einkäufern oder Ingenieuren. Wir reden nicht mehr über Cores und Verlustleistungen, sondern über Lösungsansätze: Was ist die Problemstellung, welche Modelle und welche Algorithmen kommen infrage. Daraus resultiert irgendwann später mal eine Hardware«, erklärt Grübmeyer. »Das ist der Software-Ansatz. Daher müssen wir wesentlich stärker in Software investieren, um ein richtiger Partner für die Kunden zu sein. Wir müssen das Bindeglied schaffen, wir verstehen die Kunden und ihre Problemstellung und münzen das dann um in eine komplette Lösung mit Hard- und Software.«
»Wie bei den Auflötmodulen wird es auch hier immer notwendiger, dass wir uns auch softwaremäßig aufstellen«, bestätigt Karsten Kopka, Produkt & Marketing Manager Embedded von Hy-Line Computer Components. »Die Hardware ist immer mehr Mittel zum Zweck – sie kann es einfach.«
Und es bleibt auch manchmal die Rolle eines Lehrers für die Embedded-Branche. »Wenn ein Schleifmaschinenhersteller einen Tag vorher wissen will, wann die Scheibe ausfällt, dann gibt es Lösungen dafür«, berichtet Rottmayr. »Aber man muss ihm auch erklären, dass es eine Unschärfe gibt, dass der Ausfall auch wann anders kommen kann – aber meistens funktioniert die Vorhersage. KI-Ergebnisse sind keine Schwarz/Weiß-Werte, es sind Graustufen.« – »Wir, die momentan mit solchen Fällen am stärksten konfrontiert sind, können dazu beitragen, das Wissen in die Gesellschaft hineinzutragen« fügt Martin Steger, Geschäftsführer von iesy, hinzu.
»Das ist eine Evolution – der erste Schritt war die Vernetzung, die nächsten Schritte sind gewisse autonome Entscheidungen an den Sensoren, am Edge«, ergänzt Jens Plachetka, Manager Product Business Unit Board Platforms von Avnet Integrated. »Und wie funktioniert die natürliche Evolution? Es wird zufällig eine unscharfe Entscheidung getroffen, und dann sieht man mal, ob es sich durchsetzt«, resümiert Eder.